„Die Jura ist schon was Besonderes“, sagt
Kantonsarchäologe Hansjörg Brem. „Sie liegt gut einen Kilometer vom Ufer in
etwa 40 Metern Tiefe in der Dunkelheit.“ 2004 stellte der Kanton Thurgau das
46-Meter-Schiff als „Unterwasser-Industriedenkmal“ unter Schutz, nachdem es
Taucher über Jahre geplündert hatten.
Rund 300 Wracks allein auf baden-württembergischen
Gebiet verzeichnen die Unterwasserarchäologen des Landesamtes für
Denkmalpflege in Gaienhofen (Kreis Konstanz). „Bis zu 50 wurden
identifiziert“, schätzt Referatsleiter Helmut Schlichtherle. Mithilfe eines
Sonargerätes des Instituts für Seenforschung in Langenargen wird der Grund
seit Mitte der 1990er Jahre untersucht. Dabei liefert das Gerät eine Art
Schallbild des Bodens.
Lage der Wracks bleibt oft geheim
Wracks im Flachwasser seien meist absichtlich
versenkte Schrottschiffe, sagt der Freiburger Schiffsarchäologe Dietrich
Hakelberg. Im Tiefwasser fänden sich oft Havaristen. „Wegen des potenziell
schädlichen Tauchtourismus veröffentlichen Archäologen die Fundorte von neu
entdeckten Wracks meist nicht.“
Im See bei Bodman-Ludwigshafen machten die
Forscher eine Ausnahme: Am „Lehmschiff“, einem Lastensegler-Wrack aus dem
19. Jahrhundert, wurden Informationstafeln für Taucher angebracht - in 20
Metern Tiefe entstand so ein kleines „Museum unter Wasser“.
Berühmtheit erlangte auch das Wrack, das 1983
am Kippenhorn bei Immenstaad zum Vorschein kam. Wegen Uferarbeiten bargen Archäologen
das 18 Meter lange Schiff acht Jahre später. Eine Spezialuntersuchung des
verwendeten Holzes ergab, dass es aus dem 14. Jahrhundert stammt. Zu sehen ist
das mittelalterliche Schiff im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz.
Schlichtherle sagt: „Das ist das einzige historische Wrack, das gehoben wurde
und ausgestellt ist.“ Hebung, Konservierung und Ausstellung verschlangen
Millionen.
Fund wurde wieder eingegraben
Die Konservierung von Wracks außerhalb des
Wassers ist nach Angaben der Wissenschaftler schwierig. 2006 entdeckte ein
Schlittschuhläufer vor der Klosterinsel Reichenau ein historisches Schiffswrack
unter der Eisdecke. Wegen seiner Gefährdung durch Erosion und Schiffsverkehr im
Flachwasserbereich wurde es 2009 geborgen. Auch hier ergaben Untersuchungen von
Holzteilen aus dem etwa neun Meter langen Bootskörper, dass das Schiff -
vielleicht ein Fischerboot - aus dem 14. Jahrhundert stammt.
Im vergangenen Jahr wurde der Fund an einer
geschützten Stelle wieder eingegraben, wie Schlichtherle sagt. „Das wird
sicher auch in Zukunft so sein, dass Funde zunächst gut dokumentiert und dann
im See konserviert werden.“ Auch Hakelberg bekräftigt: „Wissenschaftlich
ist es sinnvoller, Nassholz im See zu lassen, weil es außerhalb des Wassers
schrumpft und anfällig ist für Pilze und Bakterien.“
Lage, Erosion und Strömung entscheiden darüber,
ob Wracks über die Jahrhunderte im Seewasser erhalten bleiben. Bis heute wurden
keine Überreste aus römischer Zeit gefunden, obwohl auch die Römer den
Bodensee mit Schiffen befuhren. „Ein römisches Militärschiff zu finden“,
sagt Hakelberg, „das wäre eine Sensation“.
(Schwäbische
Zeitung v. 12.10.12)