Frauenpower an der Landestelle

Tina Glöckler arbeitet als Anbinderin an der Landestelle Langenargen

Offiziell heißt ihre Berufsbezeichnung "Anbinderin", doch eigentlich ist sie hilfreiches Mädchen für alles an der Landestelle 
Langenargen, an der die Schiffe der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) anlegen. Die Rede ist von der 34-jährigen Tina Glöckler, die mit Witz 
und Humor die Touristen begrüßt und in die Schiffe ein- und aussteigen lässt.


"Ich hatte sagenhaftes Glück, als ich im April aus familiären Gründen zu meiner Mutter nach Langenargen gezogen bin. 
Zuerst durfte ich in diesen Saisonjob nur aushilfsweise einspringen, jetzt arbeite ich 60 bis 65 Stunden sechs Tage in der Woche. Und es 
macht mir nach wie vor ungeheuren Spaß, mit den Leuten zu ratschen und ihnen bei jeder Gelegenheit behilflich sein zu können. Wenn die 
Schiffe in die Schweiz gehen, mache ich sie natürlich darauf aufmerksam, dass sie immer noch einen Ausweis mitnehmen müssen, oder 
sie können etwas bei mir deponieren, das sie auf der Rückreise wieder mitnehmen können. Schön ist es einfach, mit den Urlaubern, die 
meistens viel Zeit haben, in Kontakt zu kommen", sagt Tina Glöckler.


Ihre Freundlichkeit zahlt sich zwar nicht in barer Münze aus, doch freut sich die "Anbinderin" an der Landestelle Langenargen über die 
zahlreichen Dankesgrüße in Briefen oder auf Postkarten, wobei ihre Hündin "Donna" oft mit in die Grüße eingeschlossen wird. "Donna" ist 
beim Ein- und Aussteigen mit von der Partie, beschnüffelt und stupst die Reisenden freundschaftlich, gibt Pfötchen und Küsschen. "Trotz des großen Arbeitsanfalls in der Hochsaison habe ich noch Zeit, mir in Langenargen eine eigene kleine Wohnung einzurichten, denn hier in der Sonnenstube möchte ich bleiben", sagt die 34- Jährige. Sie träumt davon, einmal als Schiffsführerin der "Weißen Flotte" über den See zu schippern. "Fast alle Kapitäne haben einen praktischen Beruf erlernt. Ich bin zum Beispiel Werkstoffprüferin. 
Ich meine, ich hätte also gute Chancen", sagt sie. Tina Glöckler will sich jetzt schon wieder auf jeden Fall für die nächste Saison 2007 
bei der Hafenmeisterei anmelden.

"Früher war diese Tätigkeit bei Frauen relativ selten, doch heute herrscht auch hier Frauenpower", stellt Manfred Weixler, 
Marketingchef der Schiffsbetriebe fest. Außer in Langenargen führen sie auch in Kressbronn, Nonnenhorn und Hagnau das Regiment. "In der 
ersten Zeit hatte ich ganz schönen Muskelkater vom Steg schieben, heute merke ich nix mehr. Aber es gibt auch Kavaliere, die mir helfen, wenn sie merken, dass es mir mal schwer fällt", verrät die sympathische junge Frau.

(Volker Geiling/Südkurier v. 23.08.2006)

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