Sanfte Kur für Weiße Flotte
Die Weiße Flotte der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) soll auf Vordermann gebracht werden. Doch aus der Radikalkur wird nichts, Geschäftsführer Jörg Handreke schwenkt auf einen sanfteren Kurs um. Die wachsende Konkurrenz am Bodensee und der Denkmalschutz seien ursächlich, sagte er.
Als Jörg Handreke 2004 BSB-Geschäftsführer wurde, legte er einen fulminanten Start hin: Der neue Chef kündigte die Erneuerung der gesamten Flotte innerhalb von 30 Jahren an. Mit der "Lindau" fährt bereits ein neues Schiff auf dem See. Doch er wurde in seinem Elan jäh gebremst, als im Landesdenkmalamt Pläne reiften, fünf Schiffe unter Schutz zu stellen. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, doch die BSB wollen noch einmal verhandeln mit den Denkmalschützern, wie Handreke berichtete. Immerhin koste die Sanierung eines Schiffes so viel wie ein Neubau. "Die alten Damen haben schließlich ganz schön was auf dem Buckel."
Jörg Handreke sieht allgemein gute Rahmenbedingungen für den Bodensee-Tourismus. "Die Aussichten sind sehr gut. Die Rastlosigkeit der Gesellschaft wird dazu führen, dass die Menschen eher die Ruhe suchen." Der See biete beste Voraussetzungen: Der Gast könne die Seele baumeln lassen und den weiten Blick genießen. "Das wird auch auf unseren Schiffen geboten, und das ist unsere Chance." Der BSB-Chef geht davon aus, dass künftig alle Tourismus-Anbieter stärker zusammenarbeiten, um das Potenzial der Region auszuschöpfen. "Wir können das Angebot nicht quantitativ steigern, die Qualität muss stimmen."
Daher hofft er auf ein Zusammenrücken der Schifffahrts-Unternehmen nach den harten Tönen aus der Schweiz, als die Stadtwerke die dortige Schifffahrt kaufen wollten, letztlich aber scheiterten. Die Konkurrenz zu den Betrieben in der Schweiz und in Österreich sei zugleich ein Grund für die Flottenpläne. Mit der Privatisierung dieser Betriebe werde die Konkurrenz stärker. Die BSB-Flotte müsse auf jeden Fall modernisiert werden, um konkurrenzfähig zu bleiben. Man müsse das Risiko von Ausfällen vermindern und zugleich sparsamere Technik einsetzen. Den Denkmalschutz sieht Handreke nicht grundsätzlich als falschen Weg an: "Es gibt Zielgruppen, die gerne mit alten Schiffen fahren - sie stellen eben ein Stück Bodensee-Tradition dar." Allerdings müsse klar sein, wie lange ein solches historisches Schiff betrieben werden darf. Ohne langfristige Perspektiven sei Denkmalschutz nicht machbar. Diese Frage sei noch nicht geklärt. Es gibt durchaus kritische Stimmen zum Kurs der BSB-Chefs. So wird bei der "Lindau" das Flair der alten Schiffe vermisst. Sie habe unter anderem zu wenig Freidecks, wird bemängelt.
Jörg Handreke strebt nun einen Kompromiss mit dem Landesdenkmalamt an. Es sei denkbar, ein oder zwei Schiffe zu sanieren, wenn sie unbefristet betrieben werden dürfen. Zudem müsse es möglich sein, sie mit modernen Motoren auszustatten und baulich leicht zu verändern, um die Betriebskosten zu senken. So sei beim Schiff "Graf Zeppelin" mit kleinen Veränderungen an Heck und Bug der Widerstand verringert worden. Dadurch habe das Unternehmen von Mai bis Oktober 2007 rund 50000 Liter Kraftstoff eingespart.
Die geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen spielen bei den Überlegungen ebenfalls eine Rolle. So seien die Sicherheits-Standards erhöht worden. In Österreich und der Schweiz seien die Auflagen nicht so streng, wodurch die BSB benachteiligt seien. Hier strebt der Geschäftsführer eine "Bodensee-Lösung" an.
(Südkurier v. 09.01.08)