Wenn es noch eines Beweises für den
Informationsbedarf in Sachen Arbeit gegeben haben sollte: Über 400 Personen
"stürmten" das Arbeitsmarktschiff des Netzwerks von 23 Verwaltungen
und Sozialpartnern. Sie informierten sich über Möglichkeiten, in Deutschland,
der Schweiz, Österreich oder Liechtenstein zu arbeiten.
So voll besetzt ist die Fähre
"Euregia" selten. Und das bei Nieselregen und unruhigem See.
Hunderte von Menschen wollten ab dem frühen Morgen zwischen Friedrichshafen und
Romanshorn von den neun EURES-Beraterinnen und -Beratern aus den Seeanrainerländern
wissen, was es mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen im jeweiligen Nachbarland
auf sich hat, hatten Fragen zur Kranken- und Rentenversicherung oder zum
Steuerrecht, wollten wissen, wie es über den Grenzen mit Arbeits- und
Ausbildungsplätzen aussieht. Ziel dieses Grenzübergangstages: Allen, die grenzüberschreitend
arbeiten oder beabsichtigen, zu arbeiten, möglichst viele offene Fragen zu
beantworten. Täglich, so der Leiter des Amtes für Arbeit im Kanton St. Gallen,
Johannes Rutz, pendeln in der Bodenseeregion 36 000 Grenzgänger zum Broterwerb,
was für eine europäische Grenzregion überdurchschnittlich viel sei. Den Löwenanteil
machen die 6000 Vorarlberger aus, die täglich in die Schweiz zum Arbeiten
fahren, oder die 5000 Schweizer, die es jeden Tag nach Liechtenstein zieht.
Besonders starke Besucherströme gibt es im Raum Konstanz/Kreuzlingen und im
Rheintal.
"Landesgrenzen sollen keine Arbeitsmarktgrenzen sein", postulierte Johannes Rutz auf der "Euregia", die nach einer Idee des Pressesprechers der Arbeitsagentur Ravensburg, Hubert Keckeisen, auch die symbolische Plattform für diesen "5-Sterne"-Informationstag darstellen soll, der inzwischen fest etabliert ist, wie Rutz feststellte. Rutz sieht übrigens in der Ostschweiz gute Chancen für Arbeitskräfte vor allem im Gesundheits-, Betreuungs- und Bildungswesen - sowie für Fachkräfte in der Industrie. Für Volker Frede von der Arbeitsagentur Ravensburg hat sich gestern bestätigt, dass die Interessenten wegen der exzellenten Beratung auf die Fähre kommen und nicht wegen des schönen Wetters oder der Schifffahrt. "Es gibt ein großes Bedürfnis nach Informationen in einem sich verändernden Arbeitsmarkt", weiß er. Die Arbeitsmarktsituation in der Region nannte er im Vergleich zu anderen in Deutschland noch gut. Die Arbeitslosenquote liegt momentan bei 4,1 Prozent (oder 12 400 Menschen) und damit 1,3 Prozent über der vor einem Jahr - mit Bewegungen zum Besseren.
(Schwäbische Zeitung v. 18.09.09)
Jobberatung auf dem Bodensee
Nebelverhangen ist der Himmel über dem
Bodensee, ähnlich düster sieht es auf dem Arbeitsmarkt aus. Doch es gibt
Lichtblicke: Beispielsweise das Arbeitsmarkt-Schiff, das gestern im Rahmen des
European Job Day zwischen Romanshorn und Friedrichshafen verkehrte.
Rund 400 Personen, vor allem aus Deutschland,
haben sich für die Jobberatung auf dem Wasser angemeldet, wie Johannes Rutz,
Leiter des Amtes für Arbeit im Kanton St. Gallen, sagt. Und nur eine einzige
Person aus der Schweiz: Jitka Spundova, 27jährig, aus St. Gallen. Sie will sich
auf der Bodensee-Fähre Euregia über
Arbeits- und Lebensbedingungen in den Nachbarstaaten informieren, «vor allem über
rechtliche Details, da ich Tschechin bin».
Die Bodensee-Anrainerländer und Liechtenstein
bieten Beratungen unter ihrer Flagge an. Zeitweise bildet sich eine geduldige
Schlange vor dem Tisch mit der Schweizer Flagge – was die Arbeitsmarkt-Realität
abbildet. «Insgesamt pendeln täglich 36 000 Personen grenzüberschreitend im
Bodenseeraum», sagt Rutz.
Jitka Spundova sucht seit sechs Monaten eine
Stelle in der Marketing- oder Kommunikationsbranche. Vorher hat sie zwei Jahre
in der Marketingabteilung eines Industriebetriebes gearbeitet. In ihrer Heimat
studierte sie Germanistik und interkulturelle Kommunikation. Deutsch spricht sie
fliessend, Redewendungen und Sprichwörter setzt sie gezielt ein – mit
unverkennbarem Ostakzent. «Primär suche ich eine Stelle in der Schweiz, ich
habe eine Affinität zu diesem Land. » Doch sie kann sich auch vorstellen, in Süddeutschland
oder im Vorarlberger Rheintal zu arbeiten: «Ich will Erfahrungen sammeln und
zeigen, was ich kann.» Deshalb besuche sie viele Veranstaltungen wie diese. «Persönliche
Kontakte bringen am meisten», konstatiert sie.
Für Johannes Rutz ist die zweite Auflage des
Arbeitsmarkt-Schiffes ein Erfolg: «In der Wirtschaftskrise müssen die
Stellensuchenden ihr Blickfeld erweitern, und dabei unterstützen wir sie.»
Während der Überfahrt hat sich der Nebel mehr und mehr gelichtet.
(Sebastian Keller/St. Galler Tagblatt v.
18.09.09)
Schwimmende
Arbeitsmarkt-Plattform
An
Bord der Fähre «Euregia» können
sich heute Interessierte auf der Fahrt von Romanshorn nach Friedrichshafen von
Experten kostenlos über die Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten in der
Schweiz, in Liechtenstein, Österreich oder Deutschland informieren lassen. Die
Fachleute beantworten Fragen zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen im jeweiligen
Land, beispielsweise zur Kranken- und Rentenversicherung oder zum Steuerrecht
und vermitteln auch Arbeitsplätze.
Abfahrt des Arbeitsmarktschiffs jeweils um 10.36/12.36/14.36 und 16.36 Uhr ab Romanshorn
(St. Galler Tagblatt v. 17.09.09)