Die letzte Fahrt hat er mit seinem
Lieblingsschiff „Karlsruhe“
unternommen. Kapitän Heinz Maier ist nach 46 Jahren bei den
Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB) in den Ruhestand getreten. Der 65-Jährige ist
weitum bekannt, schließlich hat das Urgestein der Schifffahrt Tausende sicher
über den See geschippert, ob Einheimische, Urlauber oder große Prominenz.
„Ein alter Kapitän hat mal gesagt: 'Die
Karlsruhe ist die Königin der Schiffe'.“ Heinz Maier bekommt feuchte Augen,
als er das sagt. Er hat ungern von seinem Lieblingsschiff Abschied genommen:
„Seine Fahrweise ist sehr gut, es lässt sich gut manövrieren.“ Er kennt
nach 46 Jahren Dienst, davon fast 25 Jahre als Käpt'n, die anderen BSB-Schiffe
genauso, nur liebt er die bewährte Mechanik mehr: „Bei den neuen Schiffen
muss die Elektronik halt klappen.“
Der gebürtige Konstanzer ging in Wollmatingen
zur Schule und später in die Schule, die sich damals im Pfalzgarten befand.
Danach absolvierte er eine Lehre zum Automechaniker im Autohaus Bodan. 1963 kam
er zu den BSB, die zur Deutschen Bahn gehörten. „Im Winter habe ich auf der
Werft im Hafen gearbeitet.“ Im Sommer ging es an Bord: als Matrose und später
als Kassier. Nach der Steuermanns-Prüfung fuhr er zehn Jahre lang gemeinsam mit
einem älteren Kapitän. „Dann hat man mich als Schiffsführer gebraucht.
Zuerst fuhr ich die kleineren Schiffe und dann wurden sie immer größer.“ Als
die Stadtwerke den Betrieb übernahmen, habe sich für ihn nichts verändert,
berichtet der 65-Jährige. In den vergangenen Jahren sei die Verantwortung aber
allgemein größer geworden.
Die Arbeit auf See hat ihre Besonderheiten.
„Wir haben oft im Sturm Menschen gerettet, gekenterte Segler oder Surfer.“
Schöne Erinnerungen hat er an die Charterfahrten, ob Hochzeiten oder eine Fahrt
mit fünf Jazz-Bands an Bord. Besonders eindrucksvoll war für ihn die Präsentation
eines neuen Ferrari. Mit dem Hubschrauber sei der Wagen verdeckt auf eine Fähre
gesetzt und von dort auf die „Graf
Zeppelin“ geschoben worden.
Obwohl der Dienstplan im Sommer streng ist,
klagt Heinz Maier nicht einmal über Stresstage wie das Seenachtfest. Es hat
zwar oft die Zeit für Grillfeste oder andere Vergnügen gefehlt, doch er war
zufrieden: „Ich bin gerne zur Arbeit gegangen.“
Bei der letzten Fahrt wurde er schon im
Bregenzer Hafen von den Kollegen verabschiedet – man kennt sich auf dem See.
Die Tour mit herzlichen Worten ging weiter, über Friedrichshafen bis nach
Konstanz. „Das war ein Traum“, schwärmt er.
Heinz Maier wird nun stärker seine Freundschaften pflegen, auf Reisen gehen sowie viel Radfahren und Sportkegeln. Er nimmt nicht ganz Abschied vom Wasser. „Die Bodenseeschiffe und die Kollegen werde ich in den nächsten Jahren öfters besuchen.“ Und endlich hat der dreifache Vater Zeit, seinen fünf Enkeln die geliebten Schiffe genauer zu zeigen.
(Josef Siebler/Südkurier v. 18.09.09)