Zentimeterarbeit ist kilometerweit zu hören

Es war eine lange und anstrengende Nacht – das konnte man sogar kilometerweit hören. Fünf Männer der Bodensee- Schiffsbetriebe GmbH aus Konstanz hatten von Mittwochabend bis in den frühen Donnerstagmorgen alle Hände voll zu tun, um mit Hilfe einer mächtigen Dieselramme am Anlegeplatz 5 vier neue Stahlrohre in den Boden des Häfler Hafens zu rammen und damit die Umbauarbeiten an der „Schweizer Brücke“ fast zum Ende zu bringen. 

Die maroden, jahrzehntealte Holzdauben werden demnächst abgebaut. Dabei kommen wahrscheinlich Taucher zum Einsatz. Bereits gegen 20 Uhr sind Vorarbeiter Josef Straub und sein Team vor Ort, um erste Vorbereitungen zu treffen. „Wir können aber erst mit den Rammarbeiten beginnen, wenn die letzte Fähre eingetroffen ist“, sagt der Fachmann. Er erklärt, dass Seile quer über den Hafen gespannt werden müssen, um so für die notwendige Stabilität des Arbeitsschiffes, auf dem sich die riesige Ramme D 12 befindet, zu sorgen – was natürlich bei Schiffsverkehr nicht möglich ist.

Vier Stahlrohre mit einer Höhe von jeweils 14 Metern, einem Durchmesser von 40 Zentimetern und einem Gewicht von 1,5 Tonnen müssen etwa sieben Meter in den Boden gedrückt werden, so dass – wenn man von einer Wasserhöhe von drei Metern ausgeht – immer noch vier Meter sichtbar sind. Die neuen Anlegedauben sollen die bisherigen sechs Holzdauben ersetzen, die arg in die Jahre gekommen sind. „Das Wetter ist gut, auch der Wind macht uns bis jetzt keine Sorgen“, sagt Josef Straub und hofft darauf, zügig voranzukommen.

Pünktlich um 21.20 Uhr kann's losgehen. Jetzt ist in erster Linie Präzisionsarbeit gefragt, auch für die nötige Beleuchtung muss gesorgt sein. „Genau 69 Zentimeter Abstand.“ Mit Meterstab und Wasserwaage gehen die Männer sowohl von der Seeseite als auch von der Landseite aus zu Werke. Alles muss genau stimmen. „Wir rechnen etwa eineinhalb bis zwei Stunden pro Daube“, erklärt Straub den knapp kalkulierten Zeitplan. „Das hängt aber auch ganz von der Beschaffenheit des Untergrunds ab.“ So oder so muss alles fertig sein, wenn die erste Morgenfähre den Hafen wieder verlassen will.

Absolut schwindelfrei muss der Mitarbeiter sein, der den Ausleger hinaufklettert und die schwergewichtige Auflagefläche für die Dieselramme justiert. Dann hört man die ersten mächtigen Schläge. Jetzt wird auch klar, warum hier ohne Gehörschutz gar nichts geht. Zentimeter um Zentimeter bohrt sich das Stahlrohr in den Boden des Hafenbeckens.

Geschafft: Schon vor 23 Uhr ist die erste neue Anlegedaube installiert. Das ist aber erst der Anfang. Der mitgebrachte Kaffee und das Vesper werden im Laufe der nächsten Stunden sicher noch gute Dienste tun. Doch zunächstwarten noch drei weitere Stahlrohre. Die Nacht ist noch jung.

(Südkurier v. 17.04.09)

zurück