Tattoo-Szene präsentiert sich auf zwei Schiffen

Convention am Landungssteg vor dem Zeppelin Museum – „Unglaublich lockere Atmosphäre“

Bis vor 30 Jahren hauptsächlich eine Zierde von Seemännern, Knackis oder Punks, haben Tätowierungen in den vergangenen Jahren einen Siegeszug in die Mitte der Gesellschaft angetreten: Seien es trendbewusste Dynamiker, Banker, Zeitungsredakteure oder auch Hausfrauen: Tattoos sind mega-in.

Dirk-Boris Rödel, gebürtiger Häfler und seit zwölf Jahren Chefredakteur des Mannheimer Tätowiermagazins, hat für die rasante Entwicklung eine Erklärung parat: Steigende Präsenz in den Medien. „In den vergangenen 20 Jahren hat uns MTV tätowierte Rockstars ins Wohnzimmer gebracht. Gerade die jungen Leute sagten sich: Das will ich auch haben.“ Und inzwischen haben es auch viele. Schätzungen zufolge sind zehn Prozent der Deutschen tätowiert, bei den unter Dreißigjährigen sollen es sogar bis zu 25 Prozent sein.

Die Tattoo-Szene ist sehr dynamisch. Ständig werden neue Trends und Motive entwickelt. Das Arschgeweih oder chinesische Schriftzeichen sind inzwischen durch – weil immer mehr Künstler Tätowieren als Geschäftsfeld entdecken, sei ein Trend zu hochwertigen Arbeiten feststellbar. „Tätowierer können heutzutage praktisch alles umsetzen, was sich mit Farbe machen lässt“, betont Rödel.

Einen Einblick darin, was alles möglich ist, bietet die erste Tattoo Convention Bodensee, zu der sich die Szene am Wochenende in Friedrichshafen trifft. 65 Tattoo-Studios mit rund 140 Tätowierern werden sich bei diesem farbenfrohen Spektakel präsentieren. Los geht’s am Freitag ab 12 Uhr auf dem Landungssteg vor dem Zeppelin Museum. „Eine unglaublich lockere Atmosphäre“ verspricht der Veranstalter, die PLG Eventagentur. Maßgeblich beitragen zur Atmosphäre dürfte die Location, die sich die Veranstalter herausgesucht haben: Zwei Schiffe und den Landungssteg vor dem Zeppelin Museum. „Eine Convention auf einem Schiff gibt es sonst weltweit nur noch in Los Angeles“, betont eine Sprecherin von PLG. Mit der Resonanz bei Ausstellern und Künstlern ist sie „mehr als zufrieden, weil wir die Convention überhaupt nicht beworben haben“.

Das Programm ist für Freunde der Körperkunst jeden Alters zugeschnitten. Kinder dürfen sich vor allem auf Air Brush Tattoos, Luftballonkünstler oder Kristallmagier „Ruven“ freuen. Von den frisch gestochenen Tattoos wird täglich das „Best of Day“ prämiert, am Samstag zusätzlich das verrückteste Motiv. Auf der Showbühne am Landungssteg zwischen der „MF Euregia“ und dem „MS Graf Zeppelin“ wird dazu viel Musik geboten, Kampfkunst, Tanz oder auch eine Verlosung mit den Clinik Clowns.

(Gunnar M. Flotow/Schwäbische Zeitung v. 05.07.12)

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