SM- und Swingerschiffen droht weiter die Verkehrs-Beruhigung

Im Juli werden die Schiffsbetriebe entscheiden, ob die umstrittenen Partyschiffe eine Zukunft haben - SM-Fans haben die besseren Karten

Trotz hunderter begeisterter Zuschauer, die die Parade von Fetisch- und SM-Anhängern durch die Stadt am Samstag verfolgt haben: Ob es auch in Zukunft ein SM-Schiff auf dem Bodensee geben wird, ist fraglich.

Mitte Juli soll es eine Sitzung der Bodensee-Schiffsbetriebe geben, in der endgültig darüber entschieden wird, ob Fetisch-Fans weiter von Friedrichshafen und Konstanz aus zur Party auf dem See starten dürfen – und ob auch Anhänger der Swinger-Szene weiter ihr sogenanntes Swinger-Schiff betreiben dürfen. Beides gilt als umstritten.

Vorangegangen war eine öffentliche Debatte um die Zukunft der beiden Schiffe, die im Wesentlichen von Konstanz’ OB Uli Burchardt, qua Amt Oberaufseher der Bodensee-Schiffsbetriebe BSB im Besitz der Stadt, angestoßen wurde. Der hatte vor der Kommunalwahl gefordert, dass die BSB künftige Verträge so formuliert, dass echten oder vermeintlichen Sex-Veranstaltungen ein Riegel vorgeschoben wird.

Ein Sprecher der Schiffsbetriebe in Konstanz bestätigte am Montag erneut gegenüber der Schwäbischen Zeitung, dass der Beirat der BSB nun über neue Vertragsrichtlinien sprechen wird.

Zum Zünglein an der Waage könnte dabei werden, wie groß der Faktor Sex bei Parties auf dem See künftig ist, sagen Insider – auch wenn der BSB-Sprecher sich in dieser Frage zurückhält: „Ob da differenziert wird, wird sich weisen“, sagte er zuletzt.

Dominanz und Unterordnung

Während es den Fetisch- und SM-Fans, die am Wochenende für Aufsehen in Friedrichshafen sorgten, vor allem um das Zeigen ihrer ausgefallenen und oft fantasievollen Kostüme oder das Ausleben von Dominanz und Unterordnung geht, ist handfester Sex auf dem sogenannten Sadomaso-Schiff kein Hauptzweck.

Anders sieht es auf dem sogenannten Swingerschiff aus, wo Pärchen für rund 180 Euro Eintrittsgeld genau das tun, was die Neue Zürcher Zeitung unlängst als „auf den Wellen der Lust über das Wasser gleiten“, bezeichnete. Thomas Siegmund, Organisator des SM-Schiffs wollte sich in dieser Hinsicht zwar nicht an Spekulationen beteiligen, wieß aber im SZ-Gespräch auf den Unterschied der beiden Schiffe hin: „Besonders schlimm ist diese ganze Vermischung. Das Swinger- und das SM-Schiff verfolgen völlig unterschiedliche Konzepte“, sagte er. Für den Rummel um die beiden Schiffe in Medien und Politik habe er indes wenig Verständnis: „Diesen Aufruhr kann kein Mensch verstehen. Der Konstanzer OB hat die Büchse der Pandora geöffnet.“ Jetzt gelte es die Entscheidung abzuwarten.

Der von Siegmund geforderten Zurückhaltung kommt übrigens derzeit die Stadt Friedrichshafen am ehesten nach. „Wir haben kein Problem, dass das Schiff da ist“, sagte Stadtsprecherin Andrea Gärtner am Montag nach Rücksprache mit Oberbürgermeister Andreas Brand. Man habe aber auch kein gegenteiliges Interesse: „Das ist ein Thema von Konstanz.“

(Hagen Schönherr/Schwäbische Zeitung v. 30.06.14)

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