Schifffahrts-Betriebe: Nach
Schwur droht der Bruch
Die
Schifffahrtsbetriebe am See sind uneins. Ein Schweizer Vorstoß erzürnt die
anderen Partner. Die drohen nun mit Rausschmiss aus dem gemeinsamen Fahrplan.
Manche wollten dem Frieden ja nicht so recht
trauen. Und tatsächlich kracht es kein Jahr nach dem Treueschwur der
Schifffahrts-Gesellschaften gewaltig. Da die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt
(SBS) die Querverbindung zwischen Hagnau am deutschen Ufer und Altnau (Schweiz)
betreibt, droht deren Ausstieg aus der VSU (Vereinigte Schifffahrts-Unternehmen
für Bodensee und Rhein).
Im April 2011 hatten die drei großen
Reedereien, neben der SBS die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), eine Tochter der
Stadtwerke Konstanz, und die österreichische Walter Klaus Bodenseeschifffahrt
GmbH & Co. (Vorarlberg Lines), eine weitreichende Kooperation bei den
Werften bekanntgegeben. Das war überraschend, nachdem der von den Stadtwerken
Konstanz angestrebte Kauf der Schweizerischen Schifffahrt vor wenigen Jahren im
Nachbarland hohe Wellen geschlagen hatte. Schließlich übernahmen mehrere
Unternehmer um Hermann Hess die SBS. Hess ist Verwaltungsratspräsident beim
Unternehmen. SBS und BSB näherten sich aber wieder an, sie sprachen zuletzt von
einer gedeihlichen Zusammenarbeit.
Die aktuellen Unstimmigkeiten resultieren aus dem Willen der beiden Gemeinden Hagnau und Altnau, einen Querverkehr über den See zu etablieren. Sie wandten sich zunächst an die BSB, wie deren Geschäftsführer Jörg Handreke bestätigt. Er ist zugleich VSU-Geschäftsführer. „Letztendlich ist es aber an der fehlenden Rentabilität gescheitert.“ Es habe damals auch kein Angebot der Gemeinden vorgelegen, die Linie zu bezuschussen.
Schließlich kam die SBS ins Spiel. Sein
Unternehmen habe eine mögliche Verbindung geprüft, berichtet Hermann Hess. Es
wurde mit den Gemeinden, die einen Zuschuss geben, tatsächlich einig. „Der
Kanton Thurgau gibt auch noch etwas Geld dazu. Die Verbindung ist touristisch
interessant. Man muss sehen: Die Schweizer fahren gerne auf die deutsche
Seite.“ Doch es kam zum Streit in der VSU. Vorläufiger Höhepunkt: Sie hat
den neuen Fahrplan in einer Auflage von einer Million Exemplaren gedruckt –
ohne die Linien der SBS. Deren Empörung ist entsprechend groß: „Mit Bedauern
stellt die SBS fest, dass dieses Vorgehen nicht nur gegen die geltenden
Abmachungen verstößt, sondern den Fahrgästen und dem ganzen
Bodensee-Tourismus schadet“, heißt es in einer Stellungnahme.
Jörg Handreke kritisiert vor allem den
Alleingang der Schweizer. Bislang sei ein gemeinsames Vorgehen in der VSU üblich
gewesen. So seien auch die beiden anderen Partner von der SBS enttäuscht. Es
bestehe nun die Gefahr weiterer Alleingänge, was aufgrund mangelnder Rentabilität
des Saisonbetriebs aber gefährlich sei: „Die VSU war doch eine logische
Konsequenz unserer Vorgänger.“ Die SBS könne nicht den freien Wettbewerb
einfordern und zugleich auf einem gemeinsamen Fahrplan bestehen. Jeder müsse in
einer Partnerschaft letztlich zurückstecken.
Hermann Hess spricht von „kartellistischen
Träumen“, er pocht auf eine gesunde Konkurrenz und kann nichts Verwerfliches
an der Linie Hagnau-Altnau finden. „Das ist ein Kundenwunsch.“ Die freie
Schifffahrt am See sei durch das geltende Recht garantiert, daher sei eine
Absprache mit der VSU nicht nötig gewesen. Dies habe er juristisch prüfen
lassen. Die Haltung der VSU sei wohl auf dem Hintergrund der früheren
Eigentums-Verhältnisse zu sehen, als die Flotten den Bahn-Unternehmen gehörten.
„Die Herren wollten sich damals nicht in die Suppe spucken.“ Die SBS seien
dagegen kundenorientiert. Der Rausschmiss aus dem Fahrplan-Heft ist aus Sicht
von Hess auch rechtlich nicht haltbar, da dies ohne SBS beschlossen worden sei
– die nötige Einladung drei Wochen vor einer Sitzung habe es nicht gegeben.
Beide Seiten hoffen, den Riss noch einmal
kitten zu können. „Ich werde als VSU-Vorsitzender versuchen, das wieder
einzufangen – notfalls mit einem Moderator“, sagt Jörg Handreke.
Vereinigte Schifffahrt
Die VSU (Vereinigte Schifffahrts-Unternehmen für
Bodensee und Rhein) wurde gegründet, um die Angebote und Fahrpläne am Bodensee
besser abzustimmen. Partner sind die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), eine
Tochter der Stadtwerke Konstanz, die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt (SBS),
die österreichische Walter Klaus Bodenseeschifffahrt GmbH & Co. (Vorarlberg
Lines) und die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein.
Bisher gab es einen gemeinsamen gedruckten Fahrplan.
(Josef Siebler/Südkurier v. 09.01.12)