Bei minus zehn Grad wird’s selbst der Fähre frostig

Die Heizung läuft auf Maximalstufe, ein wärmender Kaffee ist oft nur ein paar Schritte entfernt: Wer im Büro arbeitet, kann der Kälte in diesen Tagen relativ gut aus dem Weg gehen. Doch einige müssen in die Kälte: Bauarbeiter, Postboten oder Zeitungsausträger können sich nicht ins aufgeheizte Büro zurückziehen.

Postbote Andreas Strittmatter sagt: „Neben Handschuhen und Mütze nutze ich die Bewegung beim Pakete liefern, um mich warmzuhalten. Die Heizung in meinem Lieferwagen ist auch immer voll aufgedreht.“ Die frostigen Temperaturen an sich behindern ihn nicht bei seiner Arbeit. „Nur wenn es glatt wird, ist es mit vollen Händen gefährlich“, ergänzt er schmunzelnd.

Mit Glatteis und bis zu minus 15 Grad müssen auch die Zeitungsausträger klarkommen. „Es ist schon ziemlich happig“, berichtet Peter Elwert, der jeden Morgen die Schwäbische Zeitung verteilt. Und das ohne Handschuhe. „Sonst kann ich die Zeitungen nicht richtig greifen“, sagt er. Die Kältewelle nimmt er gelassen. Er mag es lieber kalt und trocken, als mild und nass. Derzeit braucht er wegen der Witterung etwa 20 Minuten länger für seine Runde.

Am Fährhafen nimmt der Arbeitsalltag seinen gewohnten Lauf. Die Arbeiter der Bodensee-Schifffahrts-Betriebe müssen auch im der kalten Jahreszeit dafür sorgen, dass alle Passagiere sicher die Fähre betreten und befahren können. Uwe Deß und Peter Rosenbusch befreien die Fähre nach jeder Fahrt von Schnee und Eis: „Der Wind lässt während der Überfahrt aus Romanshorn eine Eisschicht am Bug entstehen“, erklärt Deß, während er mit der Schneeschaufel das Autodeck von Eis befreit. Die beiden trotzen der Kälte mit guter Laune: „Nach knapp 30 Minuten können wir ja wieder ins Warme, das passt schon“, sagt Rosenbusch. Nur ein paar Meter weiter wartet Heribert Diels vom Zollamt auf die Reisenden aus der Schweiz. „Wir müssen unsere Kontrollen jederzeit durchführen. Wären wir nicht präsent, könnte das ausgenutzt werden“, erklärt er. Außerdem könne er durch die warme Dienstkleidung seine Arbeit ohne Probleme ausführen. Auf dem Wochenmarkt in der Charlottenstraße haben die Standbetreiber ebenfalls ihre kleinen Tricks, um sich zu wärmen.

So erzählt Fischverkäufer Klaus Erhardt: „Ich habe in meinem Verkaufswagen eine kleine Heizung. Die wärmt mich, ohne dass es meiner Ware schadet.“ Das Einzige, das ihn an der Kälte stört, ist, dass er weniger Kunden als üblich habe.

Ansonsten hält sich auch der Fischverkäufer wie die meisten anderen beim Anziehen ans Zwiebelprinzip. Schließlich gebe es, so der allgemeine Tenor aus jeder Berufssparte, kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung.

(David Balzer/Schwäbische Zeitung v. 08.02.12)

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