Das Problem der Verlandung im Hafen Friedrichshafen wird immer dringlicher. Ein neuer Bericht nennt jetzt erstmals eine Zahl: Mehr als eine Million Euro kosten die Arbeiten. Die Bodensee-Schiffsbetriebe suchen mit der Landesregierung eine Lösung zur Finanzierung der Maßnahme.
Vor gut einem halben Jahr hat der SÜDKURIER getitelt: „Kapitäne fordern baldiges Handeln“. Eine Lösung für die drohende Verlandung vor der Einfahrt in den Friedrichshafener Hafen liegt aber immer noch nicht auf dem Tisch, obwohl diese weiter fortschreitet. Die Internationale Vereinigung der Bodensee-Kapitäne ist besorgt. Eine Lösung werde immer dringlicher, teilte diese mit.
Knackpunkt ist die Finanzierung des Projekts. Nach neuen Informationen gehen Fachleute von Kosten von mehr als einer Million Euro aus, wenn vor der Hafeneinfahrt und im Hafen selbst rund 10 000 Kubikmeter ausgebaggert werden. Die Maßnahmen könnten jedoch erst im Herbst nach der Saison gestartet werden, jetzt sei es schon zu spät. „Wenn, dann müssen die Arbeiten in einem Aufwasch gemacht werden, sonst rutscht ja alles wieder nach“, wusste ein Experte, der namentlich nicht genannt werden will.
Nach Rechtsansicht des Landes liegt die Offenhaltung der Zufahrten grundsätzlich in der Verantwortung des jeweiligen Hafenbetreibers. Für die Hafenanlagen tragen deren Eigentümer die Unterhaltungslast, antwortete die Staatsekretärin im Verkehrsministerium, Gisela Splett, auf eine Kleine Anfrage der CDU-Landtagsabgeordneten Ulrich Müller und Wolfgang Reuther im Stuttgarter Landtag.
Das Land sei Träger der Unterhaltungslast für den Bodensee. Diese umfasse aber nicht die Erhaltung der Schiffbarkeit in besonderen Zufahrten zu Häfen und Schiffsanlegestellen. Splett erklärte: „Die Landesregierung hat bisher unter Verweis auf die dargestellte Rechtslage eine eigene Pflicht des Landes zur Durchführung von Ausbaggermaßnahmen in Häfen und in Zufahrten zu Häfen abgelehnt. Vor diesem Hintergrund wird die Landesregierung mit der Hafenbetreiberin, den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB) in Konstanz, und der Eigentümerin, der Bodensee-Hafen-Gesellschaft, Gespräche führen.“
Die Vereinigung der Bodensee-Kapitäne lässt nicht locker. Präsident Willi Slappnig wiederholte seine Forderung nach einem baldigen Handeln. Die Sicherheit des Schiffs sowie der gesamten Mannschaft und der Fahrgäste gehöre zum wichtigsten Streben seiner Kollegen. Zur Situation vor Friedrichshafen erläuterte Slappnig, bei häufigen westlichen Winden und dem daraus resultierenden Wellenschlag könne die Anfahrtsstellung wegen der deplatzierten Einfahrtsbojen nicht optimal gefahren werden. Die Wellen kämen seitlich, das Schiff beginne zu rollen. Bei eventuell niedrigem Wasserstand werde das sichere Manövrieren sehr erschwert und sei somit äußerst gefährlich, warnte Slappnig.
„Wir suchen in engem Kontakt mit dem Verkehrsministerium nach einer Lösung“, erklärte gestern der Pressesprecher der Bodensee-Schiffsbetriebe in Konstanz, Josef Siebler. In Kürze treffen sich die Beteiligten im Regierungspräsidium Tübingen zu einem weiteren Gespräch.
Öffentliche Wasserfläche
Der Bereich um die Hafeneinfahrt in Friedrichshafen wurde früher regelmäßig ausgebaggert, damals noch von der Deutschen Reichsbahn, später von der Deutschen Bundesbahn. Die wachsende Verlandung vor dem Hafen hat dazu geführt, dass hier die Wassertiefe geringer ist als im Hafenbecken selbst. Diesen Bereich hatten die Bodensee-Schiffsbetriebe im Jahr 2005 für 716 000 Euro ausbaggern lassen.
Das Gebiet vor dem Hafen ist öffentliche Wasserfläche, so sieht man es auch in Österreich und der Schweiz. Das bedeutet, dass in diesem Fall das Land Baden-Württemberg zuständig ist. Im Schweizerischen Kreuzlingen hat der Kanton in einer ähnlichen Situation die Kosten für das Ausbaggern vor dem Hafengelände übernommen.
(Volker
Geiling/Südkurier v. 08.02.14)