Gemeinden fehlen Provisionen aus Schifffahrt - auch in Kressbronn
Gemeinden gehen Gelder aus Saisonkartenvorverkauf durch neue Regelung verloren
Der Saisonkartenvorverkauf für die weiße Flotte der BSB endete dieses Jahr bereits am 28. Februar. Was für Fahrgäste eine Unannehmlichkeit darstellt, kann für die Seegemeinden zu einem echten Problem werden: Die Provisionen aus dem Vorverkauf gehen je nach Standort zum großen Teil oder auch ganz verloren.
Der Vorverkauf durch die Bodensee-Schiffs-Betriebe, kurz BSB, begann laut Pressestelle im November vergangenen Jahres mit einem Anschreiben an die Karteninhaber. Darin wurde angeboten, die Saisonkarte zum Vorzugspreis von 175 Euro direkt bei der BSB zu erwerben und als zusätzliches Schmankerl bis zum 24. Dezember eine Tagesfreikarte für eine Begleitperson zu erhalten.
Der Vorverkauf an den Landestellen war nicht ganz so verführerisch: Langenargen begann erst im Dezember und die Landestelle Kressbronn konnte gar nicht am Vorverkauf teilnehmen, da sie erst am 13. April mit dem offiziellen Saisonbeginn eröffnet. Dadurch geht den Gemeinden ein Teil der Provisionen aus dem Kartenverkauf verloren. Wie das entstandene Finanzloch gestopft werden soll, bleibt fraglich. „Es werden ständig die Parameter zu unseren Ungunsten verändert und gleichzeitig wird die Schifffahrtssaison, in der wir die Leute beschäftigen müssen, immer länger“, sagt Kressbronns Kämmerer Matthias Käppeler.
Auch in Langenargen ist man über die neue Regelung nicht erfreut. Hier hat der Vorverkauf zwar über die Touristinformation stattgefunden, die Anzahl der verkauften Karten sei aber laut Touristinfo deutlich geringer als in den vergangenen Jahren. „Viele Gäste, die nach dem 28. Februar zu uns kamen, haben gesagt: Wenn ich die Karte nicht zum Vorverkaufspreis haben kann, nehme ich keine mehr“, berichtet Frank Jost, Leiter der Touristinformation Langenargen.
Die BSB stellt dem die Absolut-Zahlen gegenüber. Demnach seien bis diesen März 85 Karten verkauft worden, im vergangenen Jahr wären es nur 39 gewesen. Allerdings lief letztes Jahr der Vorverkauf auch noch bis Ende April. Josef Siebler, Pressesprecher der BSB, verteidigt die neue Regelung: „Es ist nicht so, dass kein Vorverkauf in den Gemeinden möglich ist oder die Provision an der Vorverkaufskarte hängt. Außerdem, wenn die Karten nicht zum ermäßigten, sondern zum normalen Saisonkarten-Preis verkauft werden, ist die anteilige Provision sogar höher.“
Die Provisionserlöse werden von den Seegemeinden benötigt, um die Personalkosten zumindest teilweise zu decken. Mit Ausnahme weniger freier Schiffsanlegestellen, wie Wasserburg, wird das Personal am deutschen Ufer nicht von den BSB angestellt. In Kressbronn ist die Hafenmeisterin bei der Gemeinde beschäftigt, in Langenargen wird der Kartenverkauf von der Touristinformation angeboten. Die beiden Schiffsanbinder in Langenargen sind bei der privaten Firma „Match Center“ angestellt. Warum wird dieses Steg-Personal von der Gemeinde und nicht von den BSB getragen? „Wir betreiben mehrere Landestellen selbst. In anderen Gemeinden gibt es Betreiber. Das hat sich im Laufe der Zeit einfach unterschiedlich entwickelt“, sagt der BSB-Pressesprecher.
„Dieser Streit ist schon so alt, wie wir Schifffahrt machen“, kommentiert Elisabeth Grammel, Leiterin der Touristinformation in Kressbronn. Auf der einen Seite brauchen die BSB Fachpersonal, das ihre Fahrkarten verkauft, auf der anderen Seite betreuen die Hafenmeister auch die Touristen, was wiederum Sache der Gemeinde ist.
Josef Siebler sieht die Änderung der Vorverkaufsregelung trotzdem als richtig an: „Ziel war es, einen echten Vorverkauf anzubieten. Wir sehen aber auch den regulären Preis von 205 Euro als gutes Angebot.“
Nicht nur im Bezug auf die Saisonkarte, auch im regulären Kartenverkauf fühlen sich die Seegemeinden mehr und mehr benachteiligt: Der Schifffahrtskurs in der Hochsaison zwischen Kressbronn und Rorschach wurde im Jahr 2008 eingestellt, Fahrgäste müssen seither die Verbindung ab Wasserburg nehmen. Damit entfallen für die Gemeinde Kressbronn auch die Provisionen aus diesem Kartenverkauf. Auf Nachfragen der SZ sagte die BSB, der Kurs wäre wegen einer schlechten Auslastung eingestellt worden.
(Lilly Milz/Schwäbische Zeitung v. 21.03.14)