Rollstuhlfahrer fordern Gleichberechtigung auf dem See

Schwerbehinderte demonstrieren am Lindauer Seehafen

Schon länger protestieren Schwerbehinderte gegen unterschiedliche Fahrpreisregeln auf dem Bodensee. Jetzt hat der Beirat für Menschen mit Behinderung im Landkreis Lindau zusammen mit Hermann Dorfmüller eine Demonstration am Seehafen organisiert: Rollstuhlfahrer und andere Schwerbehinderte haben damit ihre Forderung unterstrichen, dass Schwerbehinderte bei der Schifffahrt auf dem Bodensee gleich behandelt werden sollten.

Momentan ist es so, dass die Schiffe zwar behindertengerecht eingerichtet sind. Die Schifffahrt auf dem Obersee – das betrifft den bayerischen (Lindau) und den österreichischen Teil (Bregenz) – ist allerdings nach dem veralteten internationalen Recht geregelt. „Das ist ein uraltes Gesetz“, weiß Hermann Dorfmüller.

Und das bedeutet, dass hier ein Schwerbehinderter den vollen Preis für die Fahrt mit dem Schiff zahlen muss und seine Begleitperson auch. „Dabei ist ein Schwerbehinderter mit einem speziellen Ausweis darauf angewiesen, dass ihm eine Begleitperson auf das Schiff hilft oder den Gang zur Toilette ermöglicht“, erklärt Eike von Hoyer. Er ist Vorsitzender des Beirates für Menschen mit Behinderung.

Die Rollstuhlfahrer möchten erreichen, dass Schwerbehinderte auch von Lindau aus eine Begleitperson ohne Fahrschein mitnehmen dürfen. Auf dem Untersee, also in Überlingen und der Schweiz, darf ein Schwerbehinderter die Begleitperson bereits kostenlos mitnehmen. Die Demonstranten fordern eine einheitliche Regelung für den gesamten Bodensee.

(Lindauer Zeitung v. 23.05.11)

 

Seidl fordert einheitliche Tarife

In einem Schreiben hat sich Lindaus Oberbürgermeisterin Petra Seidl nun auch an die Internationale Bodensee Kommission (IBK) gewandt. Sie bemängelt ebenfalls die unterschiedlichen Tarife für schwerbehinderte Menschen und Rollstuhlfahrer, die auf dem Bodensee gelten (die LZ berichtete). Auf den Bodenseeschiffen gelten unterschiedliche Beförderungstarife. So ist auf der Schweizer Seite die Beförderung einer Begleitperson frei, nicht aber auf deutscher Seite.

Auch zwischen Obersee und Untersee gibt es unterschiedliche Regelungen. Auf dem Obersee muss für Begleitpersonen von Rollstuhlfahrer bezahlt werden, auf dem Untersee nicht. Seit geraumer Zeit versuchen die Behindertenverbände, eine einheitliche Regelung auf dem Bodensee zu erreichen. Die Verärgerung darüber, dass auf dem Obersee Begleitpersonen, die für einen Rollstuhlfahrer unabdingbar sind, nicht kostenlos befördert werden, ist groß. Dies zeigte sich auch bei einer Demonstration am Lindauer Hafen am vergangenen Wochenende. Seidl schreibt nun: „Ich bitte die IBK, unverzüglich und mit Nachdruck bei den zuständigen Regierungsstellen der einzelnen Länder zu intervenieren, um eine einheitliche Regelung, das heißt die kostenlose Beförderung von Schwerbehinderten und ihrer Begleitpersonen, zu erreichen.“

(Lindauer Zeitung v. 23.05.11)

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