Sorgenvolle
Blicke nach Kressbronn
Die Geschäftsführung der Kressbronner Bodan-Werft nennt in ihrer
Stellungnahme keine konkreten Gründe für die geplante Stilllegung. Die Vorwürfe
seitens der IG Metall werden als „populistische Haltung“ bezeichnet.
Die Geschäftsleitung der Kressbronner
Bodan-Werft hat auf die mehrmaligen Anfragen um eine Stellungnahme zur Schließung
mit einer kurzen Mitteilung reagiert.
Die Sparte Schiffbau und das Konstruktionsbüro brachten demnach seit Jahren
Verluste ein – obwohl die Werft zuletzt mehrere Aufträge aus Konstanz
erhalten hatte. Die zu den Stadtwerken gehörenen Bodensee-Schiffsbetriebe
hatten unter anderem die Fähren „Tabor“
und „Lodi“ sowie das neue
Fahrgastschiff „Lindau“ in
Kressbronn fertigen lassen.
Ob die dennoch aufgelaufenen Verluste der
Grund für die Schließung sind, wird nicht bestätigt. Die Vorwürfe der Ersten
Bevollmächtigten Lilo Rademacher, IG Metall, nennt die Geschäftsleitung
„populistisch“ und gab an, diese Aussagen nicht kommentieren zu wollen.
Zudem werde „sich die Geschäftsleitung weiterhin an einen kooperativen und
seriösen Verhandlungsstil halten und gegebene Gespräche nicht in die Öffentlichkeit
tragen“.
Es ist nicht nur die Öffentlichkeit, die
immer noch rätselt. „Wir wissen zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr“, sagt
Betriebsratsvorsitzender Egon David. „Wir hoffen, dass wir bei den kommenden
Verhandlungen vertretbare Gründe für die Schließung erfahren.“ Die
Angestellten der Werft hätten erst kurz vor der ersten Verhandlung von der
geplanten Schließung erfahren. „Im November war noch von Investoren die Rede,
uns gegenüber wurde zu keinem Zeitpunkt von einer Schließung gesprochen“,
berichtet David.
Er sagt: „Wir sind in
der Lage, schmucke Schiffe mit hoher Wertbeständigkeit zu bauen. Der Schiffbau
ist ein schwieriger Markt, da muss man flexibel sein. Aber das ist die Aufgabe
des Unternehmers.“
Offen ist auch für die Bodensee-Schiffsbetriebe, wie es weitergeht. Dass mit der Bodan-Werft nicht mehr zu rechnen war, wurde bereits beim Scheitern von Kooperationsverhandlungen deutlich. Wo die nächsten neuen Schiffe der Weißen Flotte vom Stapel laufen, ist nach den jüngsten Entwicklungen in Kressbronn ungewisser denn je.
(Südkurier v. 05.01.11)
Informationen
eines Mitarbeiters über das Ende der Bodan-Werft
Die Gründe für die Schließung der Bodan-Werft in Kressbronn bleiben
weiterhin undurchsichtig. Ein langjähriger Facharbeiter, der namentlich nicht
genannt werden möchte, ist der Meinung, das Ende sei schon seit längerer Zeit
abzusehen gewesen sei. IG Metall will bei der Vermittlung in neue Jobs helfen.
„Schon vor vier Jahren haben sie
Leiharbeiter eingestellt. Sechs Container standen auf dem Gelände. Die waren
natürlich billiger als die normalen Angestellten.“ Lilo Rademacher, erste
Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, bestätigt dies.
„Aber es wurden auch Menschen von weiter entfernt fest angestellt“, so
Rademacher.
Die günstigeren Leiharbeiter und von der IG Metall vorgelegte Kürzungsempfehlungen
hätten zu einem Motivationseinbruch in der Belegschaft geführt, so der langjährige
Facharbeiter. „Man sollte 160 Stunden gratis arbeiten, da ist es kein Wunder,
dass die Motivation nachließ“, meint er. „Seit 2004 gab es bereits erste
Regelungen in diese Richtung“, bestätigt Rademacher. „Für ein
Standardschiff wurden damals 160 unbezahlte Arbeitsstunden vereinbart.“ Die
langjährig Beschäftigten hätten aber gerne mitgezogen, da auf diese Weise ein
Beschäftigungssicherungsvertrag entstand. Der Facharbeiter sieht dies anders.
„Alles wurde gekürzt und man hat für viel mehr Aufwand fast nichts
verdient.“
Vor vier Jahren sei außerdem ein
Unternehmensberater angestellt worden, der allerdings die Probleme der
Bodan-Werft nicht genügend aufzeigte, meint der Facharbeiter. „Viel Geld hat
er kassiert, aber nicht gesagt, was sowieso alle schon sehen konnten.“ Dem
Gemeinderat von Kressbronn wirft der Facharbeiter keine Fehler vor. „Die
Bodan-Werft ist ein Privatunternehmen und entscheidet selbst, ob sie weiter
besteht.“
Der größte Fehler der Werft sei das Verbreiten von Hoffnung in Form der Großwerft
gewesen. „Das war doch von vornherein klar, dass das nichts wird. Eine Werft
im Hinterland mit Schneise zum See, wie sollte das denn gehen?“ Er sieht das
größte Problem jetzt in dem hohen Durchschnittsalter der 60 Mitarbeiter.
Dieses Problems ist sich auch Lilo Rademacher bewusst. „Das Durchschnittsalter
beträgt 51 Jahre. Das ist natürlich nicht ideal, aber ich hoffe, dass die IG
Metall diese Menschen durch ihre guten Beziehungen zu den Betrieben doch noch
wieder unterbringen kann. Es sind ja hauptsächlich Schiffbauer mit hoher Schweißkompetenz.“
Die Restaufträge der Bodan-Werft würden noch bis Ende März fertig gestellt.
„Die Angestellten arbeiten dann allerdings bereits nur noch 35 bezahlte
Stunden in der Woche.“ Am 10. Januar werde ein erneutes Treffen von Geschäftsführung
und Gewerkschaft stattfinden, in der der Sozialplan für die 60 Angestellten
diskutiert werden soll.
Über die Gründe für die Liquidierung der
Werft und des Konstruktionsbüros gibt es trotz mehrfacher Nachfrage bis heute
keine Stellungnahme der Geschäftsleitung.
(Lindis Kipp/Südkurier v.
03.01.11)
Geschäftsleitung will Pressemitteilung der IG Metall nicht kommentieren
Mehrfach hatte die Schwäbische Zeitung in der vergangenen Woche versucht, per E-Mail oder übers Telefon eine Stellungnahme der Bodan-Werft zu den Presseberichten der IG Metall zu erhalten, dass der Bodan-Werft die Schließung drohe. Nun bittet die Geschäftsleitung der Unternehmen der Bodan-Gruppe in einem Schreiben an die Redaktion um Verständnis, dass sie sich zwischen den Feiertagen nicht geäußert habe.
Die Geschäftsleitung der Bodan-Werft Metallbau und der MEC - Maritime Engineering and Consulting verhandele derzeit mit der IG Metall über die Stilllegung dieser seit Jahren verlustbringenden Sparte, heißt es in dem Schreiben der Bodan-Werft an die Schwäbische Zeitung Tettnang. „Die Geschäftsleitung hat sich dazu entschlossen, die populistische Haltung, welche die IG Metall in ihrer Berichterstattung zum Ausdruck bringt, zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu kommentieren. Daraus lässt sich jedoch keineswegs ableiten, dass die Aussagen der IG Metall stichhaltig und vollumfänglich wahrheitsgetreu sind“, heißt es weiter.
Lilo Rademacher hatte vergangene Woche ausgesagt, dass die Informationen, die zur Arbeitgeberentscheidung geführt hätten, die Werft stillzulegen, nicht nachvollziehbar seien. „Hier werden die Bälle zwischen den Banken, der Holding, die die Grundstücke besitzt, und den Beratern des Arbeitgebers hin und her geschoben“, so der Eindruck von Lilo Rademacher. Außerdem gäbe es nach Auffassung des Arbeitsgebers keine Alternativen zu einer Werftschließung.
Auch der Betriebsratsvorsitzende in der Bodan-Werft, Egon David, sieht der drohenden Schließung mit Unverständnis entgegen: „Das ist für uns keine schlüssige Maßnahme“, so David. Immer wieder habe der Geschäftsführer und Gesellschafter Robert Dittmann gegenüber der Belegschaft betont: „Wir wollen Schiffe bauen, wir haben das Knowhow dazu.“ Trotz ernster Lage sei gegenüber der Belegschaft nie von einer bevorstehenden Schließung gesprochen worden. „Wir haben erhebliche Einbußen hingenommen“, bezieht sich Egon David beispielsweise auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. In der Rückschau stellt es sich für ihn und die Kollegen so dar, dass „wir lange in Unkenntnis gelassen wurden“.
Die Geschäftsleitung der Bodan-Werft schreibt abschließend in ihrer Stellungnahme, sich weiterhin an einen kooperativen und seriösen Verhandlungsstil zu halten und die gegebenen Gespräche – auch im Sinne der Mitarbeiter der anderen Unternehmensteile – nicht in die Öffentlichkeit zu tragen, bevor nicht richtungsweisende Verhandlungsergebnisse vorgelegt werden könnten.