Die Verhandlungen um einen Sozialplan für die Bodanwerft sind am Dienstagabend gescheitert. Das berichtete Lilo Rademacher, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben.
Die Bodanwerft bietet 1,1 Millionen Euro für den Sozialplan an, die IG Metall fordert 2,1 Millionen. Auf Antrag der Werftleitung soll jetzt eine Einigungsstelle gebildet werden, über deren Zusammensetzung sich der Betriebsrat und die Geschäftsleitung bis kommende Woche einigen wollen. Angedacht sind jeweils fünf Beisitzer der Parteien. Den Vorsitz muss ein Arbeitsrichter haben, der nicht aus dem Kammerbezirk stammt.
Derweil hat Kressbronns Bürgermeister Edwin Weiß verärgert auf die Mitteilungen der IG Metall reagiert, er werde bei der Demonstration für den Erhalt der Bodanwerft am Freitag, 21. Januar, ab 12 Uhr vor dem Rathaus eine Rede halten. In einem Brief an Lilo Rademacher stellt er klar, von seiner Rede bei der Anmeldung der Kundgebung am Montag erfahren zu haben, gefragt worden sei er aber erst in einem Brief, den er am Dienstag erhielt. „Eigentlich hätte ich erwarten dürfen, dass Sie deswegen mit mir vorher in Kontakt treten“, schreibt Weiß. Dann hätte er auch berichten können, dass er zum Zeitpunkt der Demonstration nicht in Kressbronn sei, sondern bei einer Veranstaltung des Gemeindetags Baden-Württemberg. Auch zuvor schon hätte Rademacher seiner Ansicht nach mit ihm das Gespräch suchen sollen. „Eine Kommunikation in dieser bedeutungsschweren Angelegenheit über die Medien oder über die organisierte Kundgebung ist für mich fragwürdiger Stil“, schreibt Weiß. Rademacher reagierte gestern darauf mit der Bemerkung: „Ich hake das Schreiben ab.“
Weiß schildert in seinem Brief auch die Sicht der Gemeinde auf die Entwicklungen bei der Bodanwerft. Bereits 2004 sei die Firmenleitung an die Gemeinde mit dem Wunsch herangetreten, Teile des Werft-Areals städtebaulich zu nutzen, um dann in eine erneuerte Werft als Teil der Werften-Kooperation am Bodensee investieren zu können. Nach dem Scheitern der Beteiligung der Bodanwerft an dieser Kooperation habe die Geschäftsleitung „definitiv erklärt, dass ein Fortbestand der Werftgesellschaft aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht mehr möglich ist“, so Weiß, sich aber die Option offengehalten, die Werft noch in einer anderen Kooperation fortzuführen. Vor diesem Hintergrund habe der Gemeinderat am 17. November 2010 die Aufstellung von zwei Bebauungsplänen für das Werft-Areal beschlossen, wo bisher nur die Grenzen festgesetzt sind. Klar sei: „Da wir definitiv von einer Schließung des Betriebs ausgehen müssen, unterstützen wir alle Bemühungen, den betroffenen Beschäftigten anderweitig Arbeitsplätze zu besorgen.“ Der Bäderbau solle am Standort gehalten werden.
(Südkurier v. 20.01.11)
Geschäftsführung
der Bodan-Werft und IG Metall werden sich nun vor Einigungsstelle
auseinandersetzen müssen
Fast vier Stunden hatten beide Seiten
verhandelt, bis das Ergebnis feststand. Geschäftsführer Robert Dittmann habe
auch gestern wieder betont, dass kein Geld da sei, um eine Million mehr – wie
die IG Metall fordert – für einen Sozialplan zur Verfügung zu stellen. Das
bedeute aus Sicht der IG Metall, dass die Beschäftigten, die im Schnitt 51
Jahre alt sind und seit 18 Jahren für den Betrieb arbeiten, mit
durchschnittlich 18 000 Euro pro Person „abgespeist werden“, so der Vorwurf
der IG Metall.
Nun werde die Geschäftsführung der
Bodan-Werft die Einigungsstelle anrufen. „Wir werden dann einen
Arbeitsrichter, der nicht aus diesem Bezirk kommen darf, als
Einigungsstellenvorsitzenden benennen. Das kann alles recht kurzfristig
geschehen“, sagte Lilo Rademacher zum weiteren Ablauf. Sie rechnet damit, dass
Ende nächster Woche der Vorsitzende und die weiteren Sitzungstermine
feststehen, um dann erneut über einen Sozialplan zu beraten.
Die IG Metall lädt nun am kommenden Freitag,
21. Januar, zu einer großen Kundgebung vor dem Kressbronner Rathaus ein. Mit
der Schließung verlieren 60 Beschäftigte – meist Facharbeiter und Techniker
– mit ihren Familien ihre Existenz. „Es gibt Investoren, die an einer
Weiterführung der Werft interessiert sind – mit weiterer Kurzarbeit könnte
die Schließung verhindert werden“, schreibt die IG Metall auf der Einladung
zur Kundgebung. „Wir müssen den Druck auf die Banken weiter erhöhen –
deshalb haben wir zu dieser Solidaritätskundgebung aufgerufen“, erklärt Lilo
Rademacher.
Robert Dittmann war gestern Abend für keine
Stellungnahme zu erreichen.
(Britta Baier/Schwäbische Zeitung v. 19.01.11)
Bodan-Werft:
Verhandlungen um Sozialplan gescheitert
Die Verhandlungen um einen Sozialplan für die Bodan Werft sind
gescheitert. Jetzt soll eine Einigungsstelle eingerichtet werden, deren
Besetzung kommende Woche feststehen soll.
Bürgermeister
sagt Teilnahme an Kundgebung für Bodan-Werft ab
An der für Freitag geplanten Kundgebung der IG Metall zur geplanten
Schließung der Bodan-Werft wird der Kressbronner Bürgermeister Edwin Weiß
nicht teilnehmen. Am besagten Datum ist er eigenen Angaben zufolge bei einer
Veranstaltung des Gemeindetags Baden-Württemberg.
Wie Weiß in einem Brief an Lilo Rademacher,
Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, welcher dem SÜDKURIER
vorliegt, schreibt, ist er aufgrund einer Veranstaltung des Gemeindetags Baden-Württemberg
für Bürgermeister mehrere Tage lang nicht in Kressbronn. Über die Anmeldung
der geplanten Kundgebung habe er am Montag erfahren, dass er als Redner
vorgesehen ist. Ein Schreiben Rademachers mit der entsprechenden Anfrage habe
ihn erst am Dienstag erreicht, wie Weiß weiter schreibt.
Der Bürgermeister nimmt in dem Brief an
Rademacher zudem Stellung „zur Sache selbst“. Von einer Schließung des
Werftbetriebs müsse definitiv ausgegangen werden, schreibt er dabei unter
anderem. Daher überstütze die Gemeinde alle Bemühungen, den betroffenen Beschäftigten
anderweitig Arbeitsplätze zu besorgen, Darüber hinaus wolle die Gemeinde dafür
sorgen, dass der Teilbetrieb Bäderbau mit seinen Arbeitsplätzen am Standort
Kressbronn gehalten werden kann.
Von der Gewerkschaftsbevollmächtigten hätte
sich Edwin Weiß gewünscht, kontaktiert worden zu sein, bevor eine
Pressemitteilung verschickt wurde. „Eine Kommunikation in dieser
bedeutungsschweren Angelegenheit über die Medien oder über die organisierte
Kundgebung“ sei für ihn „ein fragwürdiger Stil“.
Mit folgendem Schreiben hat der Kressbronner Bürgermeister Edwin Weiß eine
Teilnahme an der für Freitag geplanten Kundgebung der IG Metall zur geplanten
Schließung der Bodan-Werft abgesagt. Zugleich äußert er sich darin "zur
Sache selbst".
"Sehr
geehrte Frau Rademacher,
über
die Anmeldung einer Kundgebung im Zusammenhang mit der von der Schließung
bedrohten Bodan-Werft am kommenden Freitag, 21. Januar 2011, habe ich am 17.
Januar 2011 erstmals erfahren, dass ich als Redner bei dieser Kundgebung
vorgesehen bin. Ihr Schreiben mit der entsprechenden Anfrage ist am 18. Januar
2011 bei mir angekommen. Eigentlich hätte ich erwarten dürfen, dass Sie
deswegen mit mir vorher direkt in Kontakt treten. Dann hätte ich Ihnen auch
berichten können, dass ich wegen einer Veranstaltung des Gemeindetags Baden-Württemberg
für Bürgermeister mehrere Tage und über das ganze Wochenende hinweg nicht in
Kressbronn bin.
Teile
der Kressbronner Bürgerschaft nahmen immer schon interessiert Anteil an der
Entwicklung und am Schicksal der Bodan-Werft. So ist der hiesigen Öffentlichkeit
auch nicht verborgen geblieben, dass die Werft schon seit Jahren ums Überleben
kämpft. Bereits 2004 ist die Firmenleitung an die Gemeinde herangetreten, um Möglichkeiten
zu erörtern, die Werft zukunftssicher zu ertüchtigen. Die Überlegungen
zielten darauf hin, Teile des Werft-Areals einer städtebaulichen Nutzung zuzuführen
als Re-Invest in eine erneuerte Werft. Seither dümpelt dieses Thema vor sich
hin, bis im Frühjahr 2009 die Bodan-Werft mit ganz konkreten Vorstellungen
einer Neuausrichtung der Werft bei der Gemeinde vorstellig geworden ist. Ein
daraufhin mit den zu beteiligenden Behörden abgestimmtes Ziel war die Sicherung
des Werftstandortes Kressbronn über den Neubau einer Werft und Betrieb durch
eine Kooperation der Werften am internationalen Bodensee.
Der
Sicherung des Werftstandortes nach dieser Konzeption hat der Gemeinderat am 15.
Juli 2009 in öffentlicher Sitzung bei nur einer Gegenstimme zugestimmt. Hierüber
wurde auch in den Medien berichtet, so dass die Öffentlichkeit von diesen
Zielen Kenntnis erhalten hat. Dass sich zwischenzeitlich die angestrebte
Werftenkooperation zerschlagen hatte, mussten wir seitens der Gemeinde leider
zur Kenntnis nehmen. Die Geschäftsleitung der Bodan-Werft hat darauf gegenüber
der Gemeinde definitiv erklärt, dass ein Fortbestand der Werftgesellschaft aus
betriebswirtschaftlichen Gründen nicht mehr möglich ist. Dennoch hat sie an
einer planerischen Option für die Realisierung einer Werft als
Kooperationsprojekt, zu welchem Zeitpunkt und durch wen auch immer,
festgehalten. Auf dieser Grundlage hat der Gemeinderat am 17. November 2010 die
Aufstellung von zwei Bebauungsplänen für das Werft-Areal beschlossen. Dieser
Beschluss legt lediglich die Grenzen des Plangebiets fest, die detaillierten
planerischen Inhalte für die Bebauungspläne befinden sich derzeit in der Abklärung.
Die
Sitzung des Gemeinderats am 17. November 2010 hat eine Vielzahl von Beschäftigten
seitens der Bodan-Werft verfolgt. Eine Reaktion daraufhin seitens der
Belegschaft bzw. ihres Betriebsrats war bis heute nicht vernehmbar. Wir sind
stets davon ausgegangen, dass die Situation der Bodan-Werft und die geplante Veränderung
innerbetrieblich kommuniziert worden sind. Erst durch die von der Bezirksleitung
der IG Metall inizierte Medienkampagne vom 29. Dezember 2010 wurde die Schließung
der Werft und die damit verbundene Gefährdung von Arbeitsplätzen öffentlich
thematisiert. Bis dato mussten wir davon ausgehen, dass innerbetrieblich ein
einvernehmlicher Sozialplan verhandelt wird.
Es
ist doch selbstverständlich, dass uns das Schicksal der betroffenen Beschäftigten
nicht gleichgültig ist. Da wir definitiv von einer Schließung des Betriebs
ausgehen müssen, unterstützen wir alle Bemühungen, den betroffenen Beschäftigten
anderweitig Arbeitsplätze zu besorgen. Bei der derzeitigen Konjunkturlage sehe
ich die Bedingungen dafür positiv. Darüber hinaus wollen wir dafür sorgen,
dass der wirtschaftlich erfolgreich arbeitende Teilbetrieb Bäderbau mit seinen
Arbeitsplätzen am Standort Kressbronn gehalten werden kann. Wir unterstützen
dabei die Bemühungen der Geschäftsleitung bei der Besorgung eines
entsprechenden Grundstücks.
Es
ist Ihre Aufgabe als Gewerkschaftsfunktionärin, die Interessen der Mitglieder
Ihrer Gewerkschaft zu bedienen. Ich hätte mir allerdings vorgestellt, dass Sie
sich, bevor Sie medienwirksam sich zur Situation der Bodan-Werft äußern, Rücksprache
auch mit dem Bürgermeister gehalten hätten und sich entsprechend hätten
informieren lassen. Eine Kommunikation in dieser bedeutungsschweren
Angelegenheit über die Medien oder über die organisierte Kundgebung ist für
mich ein fragwürdiger Stil.
Abschließend
bitte sich Sie nochmals um Verständnis, dass ich aus erklärten Gründen an
Ihrer Kundgebung nicht teilnehmen kann.“
Mit freundlichen Grüße, Edwin Weiß, Bürgermeister
(Südkurier v. 19.01.11)
Neue Runde
bei der Bodan-Werft
Bei
der Bodan-Werft stehen neue Verhandlungen über die geplante Schließung an.
Investoren sehen gute Überlebenschancen für die Werft am Bodensee in
Kressbronn.
Bei
der vor der Schließung stehenden Bodan-Werft (Kressbronn) finden heute wieder
Verhandlungen zwischen Geschäftsführung und IG Metall statt. Darin geht es um
einen Interessenausgleich bzw. um einen Sozialplan für die etwa 60 betroffenen
Mitarbeiter.
Die
Werft, die im Frühjahr vom Eigentümer aufgelöst werden soll, hätte nach
Ansicht von Investoren gute Überlebenschancen. Nach Angaben der
IG-Metall-Bevollmächtigten Lilo Rademacher (Friedrichshafen) haben sich zwei
Finanzinvestoren gemeldet, die Interesse an der Übernahme der Werft haben und
weiterhin Schiffe bauen wollen. Ein Unternehmen sei aus dem Ausland, eines aus
Deutschland. Die Gewerkschaft vermutet allerdings, dass Geschäftsführer Robert
Dittmann kein Interesse an der Fortführung der Werft hat. Er betreibe den
Verkauf des über 40 000 Quadratmeter großen Geländes in bester Uferlage und
habe in den vergangenen beiden Jahren nicht mehr viele Aufträge akquiriert.
Wie
es heißt, sollen auf dem Grundstück Wohnungen, Praxen und ein Hotel entstehen.
Dittmann erwarte einen Grundstückserlös von 400 Euro je Quadratmeter – ein
Betrag, den Rademacher, gemessen an der Lage, für deutlich zu niedrig hält.
Bei dem angegebenen Preis blieben nach Abzug von Schulden und anderen Posten nur
1,1 Millionen Euro übrig. Entsprechend niedrig wären die Abfindungen für die
teils langjährig beschäftigten Mitarbeiter.
Ein
höherer Grundstückspreis würde die Chancen auf eine Einigung mit der
Gewerkschaft über Abfindungen und eine Transfergesellschaft verbessern. Die
Gewerkschaft fordert 2,1 Millionen Euro. Am 21. Januar soll vor dem Kressbronner
Rathaus um 12 Uhr eine Kundgebung beginnen unter dem Motto „Die Werft muss
leben“.
(Südkurier v. 18.01.11)