Historie im Wasser und in der Erde

Historie am Wasser, im Wasser und in der Erde: Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September, sind Bürger in Konstanz eingeladen, die Grabungen am Münsterplatz, die Arbeit von Knochenexperten des Landesdenkmalamtes, die älteste Bodenseefähre und die historische Schiffslände am Klausenhorn in Dingelsdorf kennen zu lernen.

Zentraler Ort des bundesweiten Denkmaltags ist in diesem Jahr in Konstanz der Münsterplatz. Bürgermeister Volker Fouquet eröffnet dort um 10 Uhr den Werbetag für den Denkmalschutz. Anschließend haben Interessierte die Möglichkeit, Archäologen über die Schulter zu schauen, die den Untergrund vor dem Münster untersuchen.

Schon zu Beginn der archäologischen Grabungen am Münster vor wenigen Wochen entdeckten Fachleute Sensationelles, unter anderem eine über zwei Meter breite Mauer römischen Ursprungs. Sie ist möglicherweise Teil eines Kastells am Münsterhügel, über das immer wieder spekuliert worden war.

Rätsel werfen derzeit noch Skelettfunde in einem Gräberfeld auf. Die Toten wurden nicht, wie im Mittelalter üblich, mit Blick nach Osten bestattet. Möglicherweise handelt es sich also um die ersten Konstanzer Menschenfunde vom Beginn der Christianisierung.

Auch das Münster selbst präsentiert sich als offenes Denkmal. Vertreter des staatlichen Vermögens- und Hochbauamtes führen Besucher von 12 bis 16 Uhr stündlich durch den üblicherweise nicht für die Allgemeinheit zugänglichen mittelalterlichen Dachstuhl. Der Denkmaltag im Münster klingt um 17 Uhr mit einem Auftritt des Organisten musikalisch aus.

Nicht nur am Münster öffnet Konstanz seine Türen zu Denkmälern: Der Verein "Rettet die Meersburg ex Konstanz" stellt unter der Neuen Rheinbrücke Europas erste Binnenseefähre vor. Seit 10 Jahren bemüht sich die Gruppe um den Erhalt und die Restaurierung des 32 Meter langen Schiffes, das 1928 erstmals in den Bodensee stach und die Erfolgsgeschichte der Konstanzer Stadtwerke begründete. Die Fähre war 1963 ausgemustert worden und dümpelte zunächst als Arbeits- und Baggerschiff im Überlinger Hafen. Vor zehn Jahren gründete sich ein Interessentenkreis, der das Industriedenkmal der Nachwelt erhalten will.

Über die Fortschritte seiner Arbeit berichtet der Verein "Rettet die Meersburg ex Konstanz" zwischen 11 und 18 Uhr unter der Neuen Rheinbrücke. Er stellt das dort lagernde alte Schiff vor und bewirtet Gäste. Begleitend dazu ist von 10 bis 18 Uhr in den Ländebauten in Staad die Ausstellung "Unterwegs zur Fähre" geöffnet.

Archäologische Knochenfunde sind wie verschlüsselte Bücher: Experten verraten sie viel über die Lebensgewohnheiten der damals Lebenden. Meister der Analyse von Tier- und Knochenfunden aus ganz Baden-Württemberg sind die Mitarbeiter der Osteologie in Konstanz. Die Zweigstelle des Landesdenkmalamtes öffnet von 10 bis 16 Uhr ihr Haus in der Stromeyersdorfstraße 3.

Das extreme Niedrigwasser hat in Dingelsdorf die alte Schiffslände am Klausenhorn frei gelegt. Teile des zu Beginn des 19. Jahrhunderts im See verschwundenen Bauwerks sind jetzt wieder begehbar. Unterwasserarchäologen laden Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Uhr zu Schnorcheltauchgängen zu den Resten der Landestelle ein. Wer nicht nass werden will, kann auch im Nachbau eines bronzezeitlichen Boots den See vor Dingelsdorf erkunden.

(Südkurier v. 12.09.03)

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