Ein neues Schiff für
Ermatingen
Am gewohnten Platz an der Ermatinger Schiffslände liegt ein Schiff mit
Konstanzer Zulassung und Schweizer Fahne: Die MS
Bacchus. Sie wird die Nachfolge der MS
Ermatingen antreten. Und eine Thurgauer Zulassung bekommt sie auch noch.
«Das ist sicher keine Goldgrube», bekräftigt Emil Bügler. Und trotzdem ist
dem gebürtigen Ermatinger die Zufriedenheit über sein neues Schiff deutlich
anzusehen. Denn schließlich habe er einfach Freude an Schiffen und am See.
Dabei war es ein reiner
Zufall, zu erfahren, dass die MS Bacchus zu verkaufen war. Sie ist ihm bei einer
Sonderfahrt gewissermaßen «zugeschwommen». Und wie so oft war des einen Freud
des anderen Leid. Dem vorherigen Eigner war der Liegeplatz gekündigt worden,
weil Konstanz dort ein altes Fahrgastschiff als Behelfsmensa für eine Schule
stationieren will. Diese wilde Idee ist zwar noch weit entfernt von der
Realisierbarkeit, aber der Liegeplatz war weg. Und Emil Bügler hatte für 60 000
Franken ein «neues» Schiff.
Partnersuche auf dem Untersee
Auch wenn vielleicht auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist die MS Bacchus
deutlich größer als die MS Ermatingen. Vor allem aber bedeutet das Plus von
zwei Metern in der Länge und einem in der Breite 60 überdachte Sitzplätze
statt zuvor nur 30. Auf dem Oberdeck haben beide Schiffe ungefähr gleich viel
Platz. «Und der Aufwand an Personal und Betriebsstoff ist fast derselbe»,
freut sich Bügler. So erhöht sich natürlich die Rentabilität wie
beispielsweise bei den beliebten «Brunchfahrten» die Bügler auch zukünftig
Sonntagvormittags anbieten will. Sicher im Programm bleiben auch die die
Abendfahrten am Samstag und Sonntag.
Als neue Idee sollen sich «internationale
Singlefahrten» etablieren. Auf beiden Seiten des Sees können dann die
Alleinstehenden zusteigen, um sich auf dem See zwanglos kennen zu lernen. «Wir
würden damit an eine alte Tradition anknüpfen», so Bügler, «schon früher
haben viele Ermatinger ihre Ehefrauen auf der Reichenau gefunden.»
Eine schwimmende Beiz
Um die Winterzeit besser nutzen zu können, will Emil Bügler in der MS Bacchus
eine schwimmende Beiz eröffnen. Freitags und samstags, von 17 bis 24 Uhr, und
sonntags, von 10 bis 16 Uhr, wird das Schiff zwar vertäut bleiben, aber die
Restauration ist eröffnet. «Sonst ist im Winter doch auf der Schiffslände
nichts los», so Bügler.
MS Ermatingen
Im Jahr 1928 wurde die heutige MS Ermatingen in Pillau, dem Ostseehafen von Königsberg,
gebaut. Bis 1975 war sie als «Seehase» in Unteruhldingen. 1975 wurde sie nach
Überlingen verkauft und ging 1986 an die St. Niklausen Schiffgesellschaft
in Luzern. 1995 kam das Schiff an den Bodensee zurück und wurde von Lindau aus
als MB Delphin eingesetzt. Im Winter ging das Schiff an den Untersee und erhielt
den Namen MS Ermatingen. Zurzeit liegt es in Mannenbach und wartet auf seinen
Transport zu seinem neuen Standort an der Donau. (hep.)
MS Bacchus
Noch zwei Jahre älter als die MS Ermatingen ist die MS Bacchus. 1925 oder 1926
ist sie als Flussschiff am Main gebaut worden. Eingesetzt wurde sie unter
anderem am Rhein in Kaub - in der Nähe der weltberühmten Loreley. Mindestens
seit 1989 ist sie am Bodensee und war in Konstanz zu Hause. Am Seerhein hatte
sie ihren Liegeplatz beim Pulverturm, unmittelbar neben der Schiffstankstelle,
und wurde für Rundfahrten auf dem Seerhein und im Konstanzer Trichter
eingesetzt. Früher gehörte der Liegeplatz der kleinen Rheinfähre
(Herbert E.
Probst/Thurgauer Zeitung v. 06.12.05)