"Rote Flotte" auf dem See

Morgens mit einem neuen Mercedes in die Schule oder das Büro, gefahren von einem Chauffeur: So können es Busfahrgäste ab heute erleben. Die Konstanzer Stadtwerke haben auf einer Fähre zehn neue Busse präsentiert.

Vorbei sind die Zeiten, in denen neue Busse nach einem Foto auf dem Betriebshof auf die erste Tour geschickt wurden. Ihre zehn neuen Busse feierten die Stadtwerke gestern mit einem Marketing-Spektakel. Am Fährehafen Staad auf die "Tabor" verladen, liefen die Wagen am Nachmittag an der Imperia vorbei in den Hafen ein. "Wir wollen mit unseren Kunden in eine saubere Zukunft fahren", sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Konrad Frommer und verwies auf die abgasarme Technik. Es gab auch andere Deutungen der schwimmenden Busse. "Die Fähre trägt den Bus", sagte Oberbürgermeister Horst Frank. Er äußerte die Erwartung, die ertragreiche Fähre stütze weiter den Busbetrieb. Dieser macht 3,5 Millionen Euro Minus im Jahr.

Busbetriebsleiter Konrad Romer will mit den neuen Bussen sparen: Sie verbrauchen sechs Prozent weniger Treibstoff. Ihre ausgereifte Technik ist weniger störungsanfällig und die Wartungsklappen liegen günstiger als bei alten Modellen. Das Design innen und außen ist dagegen nahezu unverändert. Vorn sorgt eine Einzelradaufhängung für eine besser gedämpfte Fahrt über holprige Straßen.

Die Abgastechnik erfüllt die strenge Euro-5-Abgasnorm, die ab 2009 gilt. Harald Landmann, Bus-Chef bei Daimler, sprach vom saubersten Dieselmotor der Welt. Der Ausstoß von Russteilchen sinke um 90 Prozent. Folge: Die Konstanzer Busflotte hat freie Fahrt, selbst wenn Fahrverbote wegen Luftbelastung gelten. Frank sprach von einem Zeichen für den Klimaschutz: "Das ist uns einiges wert."

In den kommenden drei Jahren sollen weitere 20 der je 300000 Euro teuren Busse gekauft werden. Für 30 neue Busse zahlen die Werke damit insgesamt neun Millionen Euro. Sie ersetzen ältere Fahrzeuge der insgesamt 52 Busse starken Flotte. Die ausgemusterten Wagen werden verkauft. Finanziert wird die Investition weitgehend über Kredite der Sparkasse und der Landesbank.

Geschäftsführer Konrad Frommer betonte, die jüngst angekündigte Preiserhöhung habe mit dem Buskauf nichts zu tun. Sie sei Folge höherer Kosten für Diesel und Personal sowie geringerer Zuschüsse des Landes. Frommer pries das Busnetz, dessen 14 Linien im Jahr über zehn Millionen Menschen nutzten. "Fritz Arnold hätte seine Freude an der rasanten Entwicklung", sagte er. Der sozialdemokratische Bürgermeister Arnold hatte den Busbetrieb 1927 gestartet, weshalb der Bus im Volksmund "Roter Arnold" heißt. Frommer deutete aber an, bald ständen wieder weniger feierliche Themen an. Es gebe entsprechend der hohen Ansprüche an den Nahverkehr in Konstanz vielfach direkte Verbindungen im 15-Minuten-Takt, "was wir dauerhaft sicher so nicht leisten können."

(Frank van Bebber/Südkurier v. 14.12.07)

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