Neue Fähre: Platz für 64
Autos
Die neue Fähre der Stadtwerke Konstanz ist mit 82 Metern das längste Schiff auf dem Bodensee. Es ist sehr geräumig: Bis zu 64 Autos haben Platz. Die Fähre wird am 8. Mai getauft.
Die erste Fahrt mit der neuen Fähre ist
beeindruckend: Das Schiff fährt sehr ruhig. Auffallend ist der großzügige
Platz für die Passagiere: Sie marschieren auf breiten Treppen hoch aufs Deck
und können dort Platz auf vielen Sitzbänken nehmen, und das mit besserer Sicht
auf den See als beim Schwesterschiff Tabor.
Im Fahrgastraum und im gemütlich eingerichteten Salon fallen die großen
Fenster auf: Auch hier ist die Sicht auf die Landschaft ausgezeichnet. Fähre-Chef
Stefan Ballier: „Das Schiff bietet ganz neue Transparenz mit Blick auf den
See, um dem Fahrgast den maximalen Erlebniswert zu ermöglichen.“
Es wurden auf der fast elf Millionen Euro
teuren Fähre weitere Dinge geändert, die bei der Tabor kritisiert worden
waren. So ragt der Behindertenaufzug nun nicht mehr in die Standspur der Autos.
Die Treppenaufgänge sind insgesamt komfortabler, sie haben zudem Handläufe für
Kinder.
Eine Bergeplattform, mit der Schiffbrüchige
an Bord geholt werden können, sei ganz neu entwickelt worden, berichtete
Manfred Büsing, der die Stadtwerke Konstanz beim Schiffsbau berät. „Sie ist
wegweisend.“ Zudem wurden die Mitarbeiter bei der Entwicklung stark
eingebunden. „Man hat die Menschen, die hier arbeiten, mehr denn je in den
Mittelpunkt gestellt“, so Büsing. Das in der Bodan-Werft Kressbronn gebaute
Schiff ist 82 Meter lang, es hat damit zehn Meter mehr als die Tabor. Mit der
großen Ladekapazität wolle man zu einer schnelleren Abfertigung in den Häfen
beitragen und damit die Wartezeit verkürzen, sagte Stefan Ballier bei der
Vorstellung.
Die Motoren neuester Generation kommen von der
MTU in Friedrichshafen. Sie sind speziell für den Dauereinsatz auf
Arbeitsschiffen entwickelt worden. MTU-Manager Gerhard Götz: „Die Motoren
sind so ausgelegt, dass sie bei hoher Arbeitsbelastung optimal funktionieren.“
Schließlich kommen sie durch den Pendelverkehr rund um die Uhr auf 4000 Stunden
Laufzeit im Jahr. Die Baureihe selbst ist seit 1996 im Programm, doch die neue
Version kommt in der Fähre erstmals zum Einsatz.
Die Motoren sind auf einen geringen
Kraftstoff-Verbrauch ausgelegt. Die Filter reinigen 99 Prozent der Rußpartikel,
berichtete Stefan Ballier. Stromlinienförmige Wülste am Bug reduzieren den
Treibstoffverbrauch ebenfalls. „Wir sagen dazu Delphinschnauzen“, erläuterte
der Fähre-Chef. Die bewährten Voith-Schneider-Propeller sorgen auch beim jüngsten
Kind der Flotte für leichtere Manöver. Die Technik macht die Schiffe deutlich
wendiger, was vor allem an der engen Hafeneinfahrt von Meersburg wichtig sei,
erläuterte Manfred Büsing.
Seit zwei Wochen werden die Kapitäne und
Mannschaften eingelernt, da die Fähre einige technischen Neuerungen und neue
Rettungsgeräte hat. Die Mitarbeiter sind bislang zufrieden. Hans Anthöfer:
„Sie fährt sehr stabil.“
Das barrierefreie Schiff wird am Samstag, 8.
Mai, bei einem großen Bürgerfest getauft. Dann wird der mit großer Spannung
erwartete Name bekanntgegeben. Ihn vor der Taufe zu nennen, bringe Unglück, heißt
es in der Schifffahrt.
In den vergangenen 82 Jahren wurden zwischen
Konstanz und Meersburg 72 Millionen Pkw und 264 Millionen Fahrgäste
transportiert. Damit habe man viele Autokilometer eingespart und die Umwelt und
die Straßen entlastet, sagte Stefan Ballier. Bis zu 186 Fahrten am Tag gibt es
zwischen beiden Städten. Im ersten Betriebsjahr 1928 waren es 32 Fahrten täglich.
(Südkurier v. 29./30.04.10)