Projekt einer elektrisch betriebenen Autofähre schläft ein
Die Stadtwerke arbeiteten
einst an einer elektrisch betriebenen Autofähre. Inzwischen ist das Projekt in
Konstanz eingeschlafen, während Norwegen mit einem ähnlichen weltweit
Schlagzeilen macht.
Noch
im Sommer 2011 herrschte Aufbruchstimmung am Bodensee. Die Stadtwerke wollten
mit ihrer Fähre „Kreuzlingen“
Pionierarbeit leisten und sie für einen Probebetrieb auf elektrischen Betrieb
umrüsten. Mit Hilfe von Großakkus sollte das Schiff elektrisch fahren und
Diesel sparen. Die Liegezeiten im Hafen sollten zum Aufladen oder zum Austausch
genutzt werden. Eine Studie bestätigte die technische Machbarkeit. Im Anschluss
des Probebetriebs war ein möglicher Schiffsneubau mit Elektroantrieb angedacht.
Das Projekt wurde damals vor der früheren Bundesforschungsministerin Annette
Schavan präsentiert. Es sollte ein Leuchtturmvorhaben werden. Manche träumten
schon vom Bodensee als Modellregion für ökologische Schifffahrt. Doch dann
schlief die Sache ein und Norwegen setzt um, was in ähnlicher Form Vision in
Konstanz war. Zusammen mit Siemens hat eine norwegische Werft die erste
elektrisch angetriebene Autofähre der Welt entwickelt, die zwischen Fjorden
pendeln und während der kurzen Liegezeit im Hafen die Batterien aufladen soll.
Alle,
die sich für das Konstanzer Vorhaben eingesetzt haben, blicken nun konsterniert
nach Norwegen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung berichtet, er habe
einiges in Bewegung gesetzt, nachdem die Stadtwerke vor inzwischen drei Jahren
wegen des Elektroprojekts auf ihn zugekommen seien. Er habe sich dafür
eingesetzt, dass Elektromobilität auch auf Binnengewässern wie dem Bodensee in
den Förderkatalog des Bundes aufgenommen wurde, er habe die Stadtwerke mit
Listen zu Fördermöglichkeiten auf Bundesebene versorgt und innerhalb der
Bundesregierung für das Vorhaben geworben.
Daraus habe sich dann der Besuch von Schavan ergeben. Jung sagt, es habe großes Interesse an dem Modellprojekt gegeben. Von Seiten der Stadtwerke allerdings wurde nie ein Förderantrag gestellt. Ein weiterer Partner beim Probebetrieb wäre der überregionale Energieversorger EnBW gewesen, der sich auch finanziell an der Machbarkeitsstudie beteiligt hatte. Offiziell äußert sich dort niemand zur Sache, dennoch lassen Gesprächspartner durchblicken, dass sie den Sinneswandel bei den Stadtwerken kaum nachvollziehen können. Für deren Geschäftsführer Kuno Werner ist das Vorhaben „zu den Akten gelegt“. Technisch wäre es wohl realisierbar gewesen, nicht aber von den Abläufen im Alltagsbetrieb. Außerdem wäre es für ein Unternehmen in der Größenordnung der Stadtwerke hochriskant gewesen, auf eine Pioniertechnik zu setzen. „Wenn es nicht klappt, kann es einen existenziell treffen“, so Werner. Er denkt da offenbar anders als der frühere Geschäftsführer Konrad Frommer, der offen für das Elektroprojekt warb. Werner sieht in der Umrüstung auf Gasbetrieb ein Ziel, das sich in naher Zukunft verwirklichen lasse. Mit freiwillig eingebauten Filtern auf den Fährschiffen, welche die Rußpartikel um 99 Prozent reduzierten, leisteten die Stadtwerke auch schon heute einen Beitrag zur Umwelt.
Diese
sollten während der kurzen Liegezeiten im Hafen aufgeladen werden. Auch bei der
geplanten norwegischen 80-Meter-Fähre bleiben nur etwa zehn Minuten zum Laden
(Claudia Rindt/Südkurier v. 12.02.13)