Fähre "Meersburg"
wird zum Denkmal
Die "Meersburg
ex Konstanz" wird zum ersten schwimmenden Denkmal des Landes
Diese Baustelle gleicht einer Lebensaufgabe.
Johannes Gerlitzki ist schon so oft verzweifelt, aber dann marschiert der
Baustellenleiter aus irgendeinem Grund über die orangefarbenen Planken und weiß,
warum er seit Jahren daran arbeitet, diese Fähre wieder auf den See zu bringen.
Die "Meersburg ex Konstanz" hat eine Geschichte, die älter als 70
Jahre ist. Sie hat Zweifler überdauert, Kriege überstanden, Nörgler besiegt
und jetzt wird sie zum ersten schwimmenden Denkmal des Landes. Der Verein
"Rettet die Meersburg ex Konstanz" hat damit ein Etappenziel erreicht.
Die Reichenaustraße ist kein wirklich schöner
Ort. Verbindungsstraße raus und rein nach Konstanz, Straßen, Brücken und
Kreisel, die noch im Bau sind. Gemütlich ist anders. Hektik herrscht auf der
belebten Fahrbahn. Schnell wird gehupt, wenn man sich nicht richtig einreiht.
Aber es gibt einen Ort, an dem die Uhr anders läuft: Direkt unter den dicken Brückenpfeilern
zwischen neuem Kreisel und altem Seerhein steht eine der ältesten Fähren
Europas und wartet darauf, endlich wieder in See, in den Bodensee, zu stechen.
Die "Meersburg ex Konstanz" wurde vom Landesamt für Denkmalpflege zum
ersten schwimmenden Denkmal erklärt. Wer auf diesem Schiff wandelt, weiß,
warum.
In einer Besprechung über Verkehrsfragen am
21. November 1914 beantragte Hotelier Augenstein, angeregt aus
Kraftfahrerkreisen, die Frage der Einrichtung einer Fähre von Staad nach
Meersburg zu prüfen. Am 11. Dezember 1924 genehmigte der Stadtrat, dass ein
solcher Plan ausgearbeitet werde. 1928 wurde in Anwesenheit der Vertreter der
Stadt der Schiffsrumpf im Rohbau zu Wasser gelassen. Am 21. Juni fuhr das
inzwischen fertiggestellte Fährschiff Konstanz in den Hafen ein. 1997 war davon
nicht mehr viel zu sehen. "Das Schiff glich einem Schrotthaufen", sagt
Hermann Schwarz vom Technischen Ausschuss des Vereins. Viele Freiwillige -
inzwischen mehr als 180 - halfen, die zwischenzeitlich als Bagger- und
Rammschiff genutzte Fähre von einem Meter Dreck, Müll und Morast zu befreien.
"Wir haben manchmal nicht mehr gehofft, dass das noch mal klappt",
erinnert sich Johannis Gerlitzki.
Aber alle Mühen haben sich gelohnt. Die Fähre
wird langsam wieder zu dem, was sie war. Die Steuerhäuser sind schon da, die
Schiffsschale ist wieder vorhanden, der Motorraum bereit, das technische
Innenleben zu empfangen. Man kann sich vorstellen, wie dereinst Pferdekutschen,
Fuhrwerke und anderes seinen Weg auf den Holzplanken der Fähre den Weg über
den See gefunden haben.
Und jetzt hat auch das Landesamt für
Denkmalpflege belohnt, dass das Schiff in Originalzustand versetzt wird. Dass
kein Blech verändert, keine Niete vergessen, kein Hebel fälschlicherweise
eingebaut wurde: Alles soll original "Konstanz" werden. Und wenn alles
klappt, "dann schaffen wir das bis zum Juni", sagt Franz Hiller. Der
See muss bis dahin mehr Wasser führen, und die Arbeit muss gelingen. Dann könnten
im Sommer erste Hochzeiten, Kulturfeste und Museumstouren auf der ersten europäischen
Binnenfähre stattfinden.
(Carola
Stadtmüller/Südkurier v. 09.01.06)