Damit das alte Fährschiff
wieder Fahrt aufnehmen kann
SALEM - 35 000 Euro hat die Denkmalstiftung Baden-Württemberg
bei einer Benefizveranstaltung im Schloss Salem gesammelt zu Gunsten der Autofähre Meersburg ex Konstanz. 120 Gäste,
darunter Verkehrsminister Ulrich Müller, Landrat Siegfried Tann und SWR-Intendant Peter
Voß, spendeten für die Restauration der ältesten Binnenseefähre Europas.
Volker Scholz, Vorsitzender des Vorstands der Denkmalstiftung,
erzählte am Samstagabend im Kaisersaal, warum die Meersburg ex Konstanz so
erhaltenswert ist: Zunächst war das 1928 gebaute Fährschiff von höchster
wirtschaftlicher Bedeutung für die Region am Bodensee. Nach dem Ersten Weltkrieg war
Konstanz von seinem Schweizer Umland abgeschnitten und über den Bodanrück nur mühsam zu
erreichen, sagte Scholz. In dieser Situation habe der Bau der Fähre Rettung in letzter
Minute bedeutet.
Das Fährschiff hat die Bodenseemetropole Konstanz
seinerzeit buchstäblich vor dem wirtschaftlichen Ruin bewahrt, ergänzte Intendant
Voß. Die Meersburg ex Konstanz beförderte pro Überfahrt 15 Autos und 200
Menschen. In ihrem ersten Betriebsjahr trug sie insgesamt 48 000 Kraftfahrzeuge und 358
000 Menschen sicher über den See. Der zweite Grund, der die Meersburg ex
Konstanz so einzigartig macht, ist ihre fortschrittliche Bauweise. Ihre beiden
Dieselmotoren leisteten 180 PS. Damit bewegte sich die 200 Tonnen schwere Fähre mit einer
Geschwindigkeit von zehn Knoten, 17 Kilometer pro Stunde. Voß: Eine technische
Pioniertat. Die authentische Urahnin aller Binnenfährschiffe, nicht nur auf dem Bodensee,
sondern auch auf vielen anderen wichtigen europäischen Binnengewässern. Der dritte
Grund ist naheliegend: Nach der Restauration wird die Fähre das einzige Schiff sein, das
die See-Rhein-Brücke in Konstanz unterqueren kann. Sie wird damit viele
Nutzungsmöglichkeiten, etwa Ausflugsfahrten bis Stein am Rhein, bieten, so Voß.
Insgesamt beteiligt sich die Denkmalstiftung mit 100 000 Euro an
dem Projekt. Die Spenden in Höhe von 35 000 Euro dienen der Refinanzierung des
Förderbetrags. Die Gesamtkosten der Restauration belaufen sich auf 900 000 Euro. Der Verein Rettet die Meersburg ex Konstanz hat
es sich zur Aufgabe gemacht, das Fährschiff und die zugehörige Beladebrücke nach ihrem
ursprünglichen Stand zu restaurieren und als erstes Museumsschiff Baden-Württembergs
wieder in Fahrt zu bringen. Ganz nach dem Motto Bürger retten Denkmale
unterstützt die Stiftung den Verein.
Der Gastgeber, Prinz Bernhard von Baden, dankte allen Gästen
für ihre staatsbürgerliche Verbundenheit mit der Aufgabe, Kultur und Denkmäler zu
erhalten. Denkmalpflege, so der Prinz, ist mittelbar auch
Wirtschaftsstandortpflege. Wäre beispielsweise das Schloss Salem eine Ruine,
bedeutete dies den Verlust von 70 Arbeitsplätzen, die allein der Unterhaltung der
Schlossanlage dienen.
(Südkurier v. 25.09.02)