Die Fähre «Meersburg ex Konstanz» wurde am 30. September 1928 in Dienst gestellt. Künftig soll sie als Museumsschiff ihre Runden drehen.
Während der Verkehr über die neue Konstanzer Rheinbrücke donnert, lebt unterhalb des Bauwerks ein Stück Schifffahrtsgeschichte auf. Seit Mitte der 90er-Jahre wird dort die erste europäische Binnensee-Automobilfähre «Meersburg ex Konstanz» restauriert. Das in der Bodanwerft Kressbronn gebaute Schiff nahm am 30. September 1928 seinen Dienst zwischen der Konzilstadt und Meersburg auf - zunächst noch unter dem Namen «Konstanz». Mit dem Stapellauf der zweiten Fähre am 25. April 1930 ging dieser allerdings auf den Nachfolger über, und der Prototyp drehte fortan als «Meersburg» seine Runden. 1963 endete die große Zeit der kleinen Fähre: Nachdem sie zunächst noch als Bagger- und Rammschiff zum Einsatz kam, rostete sie seit Mitte der 70er-Jahre am Überlinger Westbahnhof vor sich hin.
Der Fotograf Klaus Kramer aus Schramberg im Schwarzwald bewahrte die Fähre schließlich vor dem Verschrotten. Vor zehn Jahren gründete er den Verein «Rettet die Meersburg ex Konstanz», der das schwimmende Denkmal für eine Mark erstand. Dank der Unterstützung von Stiftungen, Sponsoren, des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg und der rund 180 Vereinsmitglieder wird das Schiff nun wieder flottgemacht. «Die Arbeiten haben ein Gesamtvolumen von 1,7 Millionen Euro, eine Million haben wir bereits überschritten», erläutert Präsident Kramer. Die Restauration ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass im Sommer «ein kleines Richtfest» gefeiert werden kann.
So haben im Februar zwei Original-Aufbauten aus Blech ihren ursprünglichen Platz an Deck zurückbekommen. Auf der Meersburg zugewandten Seite wurden sie einst als Warteraum, Fahrkartenschalter und Toilette genutzt. Zwei identische Aufbauten folgen in den nächsten Wochen auf der gegenüberliegenden Schiffseite - wenn auch nur als Kopien. Zwei Steuerhäuser aus Douglasien-Holz machen den «Rohbau» komplett. Sie wurden von einer Schreinerklasse der Gewerbeakademie Konstanz originalgetreu erstellt. Wie Klaus Kramer erklärt, könnte die Fähre «theoretisch schon im nächsten Jahr» als Museumsschiff in Dienst gestellt werden - klaffte da nicht eine Finanzierungslücke in Höhe von 300 000 Euro. «Auf der Baustelle haben wir ein engagiertes Team, aber wir sind noch auf finanzielle Unterstützung und Sachleistungen angewiesen», sagt der Präsident. Doch er ist «zuversichtlich», mit dem Verein auch diese Hürde noch zu meistern. So träumt er weiter davon, dass «die alte Dame im Alter von dann 77 Jahren» eines Tages wieder an der original erhaltenen Beladebrücke im Konstanzer Fährhafen festmachen kann.
«Mein Vater war Bootsmann und mein Großvater war als Kapitän der «Bremen» zwischen Bremerhaven und New York unterwegs. Die alte Konstanzer Fähre hab ich 1972 zufällig in Überlingen gesehen, als ich die Segelschule besucht habe. Damals konnte ich mit dem Schiff aber noch nichts anfangen.» Klaus Kramer
«Es reizt mich, alte Sachen zu erhalten. Ich habe schon in Berlin Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Als Metallbaumeister fasziniert mich die alte Fähre. Außerdem hat das Projekt für Konstanz eine historische Bedeutung. Aus der Bevölkerung bekommen wir jeden Tag Besuch auf der Baustelle.» Joannis Gerlitzki
(St. Galler
Tagblatt v. 03.04.04)