Kressbronner
Bodan-Werft baut futuristisches Fährschiff für Stadtwerke Konstanz
Nein, es
ist nicht einfach noch eine Fähre. Die neue Fähre, die die Kressbronner
Bodan-Werft derzeit für die Stadtwerke Konstanz baut, ist anders als die
anderen. Sie ist mit 72 Metern Länge etwas größer als die drei bisher größten
Fähren, niedriger, schneller, behindertengerecht und sieht ziemlich modern aus.
Die erste Hälfte
des größten Schiffs, das jemals am Bodensee gebaut wurde, ist im Rohbau fertig
und ragt aus der Werfthalle heraus. Jetzt werden die Segmente der zweiten Hälfte
angesetzt. Mitte Mai soll die Fähre in Dienst gestellt werden und die beiden
etwa halb so großen Fähren "Hegau"
und "Thurgau" ersetzen. Mit
Baukosten von 8,6 Millionen Euro sei das Schiff, so betont Stadtwerke-Geschäftsführer
Konrad Frommer, nicht teurer als die im Jahr 1993 in Dienst gestellte
"Kreuzlingen". Möglich wurde das unter anderem, weil die Rumpfteile
bei einer Werft im polnischen Stettin hergestellt wurden.
In einem
Wettbewerb hat sich auch die Bodan-Werft gegen Konkurrenten durchgesetzt - auch
weil sie ein "wunderbares Design" vorgeschlagen hat, wie Krister
Hennige, der Leiter des Fährebetriebs, gestern sagte. Hervorstechendstes
Merkmal ist die geschwungene Seitenlinie in Form einer Brücke statt der
gewohnten kantigen Form. Auf Neues müssen sich auch die Schiffsführer
einstellen. Deren Kanzel befindet sich nämlich auf der gleichen Ebene wie die
Gastronomie, nicht mehr oben drauf. So können ihm die Fahrgäste ständig bei
der Arbeit zuschauen, er selber soll von dort das Vordeck besser einsehen können.
Auch der Fahrgastraum wird anders als gewohnt: ein großer, abteilbarer Raum mit
einer ovalen Theke.
Dazu kommt
viel moderne Technik: GPS-Navigation soll die Fahrt auch bei dichtem Nebel
erleichtern, der Betrieb auf dem Schiff wird mit zwölf Kameras überwacht. Vier
MTU-Dieselmotoren, die, so erklärte der Fähre-Chef, mit je 325 Kilowattstunden
Leistung stärker als die bisherigen Fähremotoren sind, liefern Strom für den
dieselelektrischen Antrieb mit verbesserten Voith-Schneider-Propellern. Der
Schiffsrumpf wurde, so heißt es, optimiert, was drei bis vier Prozent
Treibstoff sparen soll.
Sparen soll
das neue Fährschiff auch Zeit. Es fährt nicht nur schneller, sondern soll auch
weniger Zeit an den Anlegestellen benötigen: Das Schiff wird nicht mehr mit
Stahltrossen vertäut, sondern von automatischen Haken festgehalten. Auch die
anderen Fähren werden auf diese Technik umgerüstet. Zudem können Fußgänger
und Autos gleichzeitig auf die Fähre gelangen. Um beides realisieren zu können,
werden die Anlegebrücken ab Mitte Oktober umgebaut, was zu der einen oder
anderen Verzögerung führen dürfte.
"Eine
neue Qualität des Fähreverkehrs verspricht der Konstanzer Stadtwerke-Geschäftsführer
Konrad Frommer für die Zukunft, wenn das neue Schiff und die Umrüstarbeiten
fertig sind. Dank der damit verbundenen Zeitersparnis soll es statt des
Schnellkurses einen verlässlichen Viertelstundentakt geben, der mit den
Busfahrplänen synchronisiert ist. Geringere Wartezeiten sollen die Folge sein.
Zudem denken die Stadtwerke über eine andere Tarifstruktur nach.
(Südkurier v. 27.09.03)