32. Fatima-Schiffsprozession startet von Lindau, Bregenz und Rorschach aus
Die Sonne lacht den Pilgern entgegen. Über 3000 sind es, die sich in den Häfen Lindau, Rorschach und Bregenz versammeln. Sie singen und beten zur Gottesmutter Maria und genießen das schöne Wetter, bevor sie auf die geschmückten Prozessions-Schiffe gehen. Es ist der Feiertag Maria Himmelfahrt, und es ist die 32. Schiffsprozession für „ein im Geist Jesu Christi geeintes Europa“.
Den ganzen Tag schon haben die Pilger in verschiedenen Kirchen und in der Gebetsstätte in Wigratzbad gebetet. Die Gebetsstätte ist mit Direktor Nikolas Maier Veranstalter der Schiffsprozession, die den Höhepunkt der Wallfahrt darstellt. Aus weiten Teilen Europas sind die Menschen angereist: aus dem Elsass, aus Belgien, der Schweiz, Österreich, Schlesien, Polen, Italien sind Pilger dabei und vereinen sich hier auf dem Bodensee im Glauben. Ehrengast des Tages ist Abt Paulus M. Weigele aus Ottobeuren.
In Bregenz ist es Pater Thomas Felder, der die Lieder und die Gebete anstimmt. „Meerstern ich Dich grüße“ klingt es eben in den blauen Sommerhimmel. „Wir haben uns hier versammelt, weil wir glauben“, sagt Felder. Und Glaube wachse immer dann, wenn man etwas für den Glauben tue. Beispielsweise die Fatima-Schiffsprozession zu feiern. Das sei notwendig. Denn in Europa sei der Glaube lottrig und wacklig geworden. Deshalb sei es ein Zeichen für den Glauben, wenn so viele Menschen gemeinsam auf den See hinausfahren um zusammen zur Gottesmutter zu beten, für ein friedliches und geeintes, im Glauben starkes Europa.
„Maria ist immer bei uns“
Inmitten der vielen Wartenden stehen Karolina, Bence Maria und Kincsö Nemes. Die junge Familie, die vor ein paar Jahren aus Ungarn nach Kempten gezogen ist, geht mit feierlichen Gesichtern auf die „MS Austria“. Sie sind zum ersten Mal bei der Fatima-Schiffsprozession dabei, erzählt Karolina. „Maria begleitet uns durch unser ganzes Leben. Deswegen ist es uns so wichtig, heute hier zu sein.“ Sie und ihr Mann Kincsö haben zur Ehevorbereitung ein ganzes Jahr lang Seminare besucht. Und dabei sei es geschehen, dass sie zur Gottesmutter Maria eine besonders enge Bindung aufgebaut hätten. Ihre Hochzeit haben sie in der ungarischen Basilika Mariabesnyö, der berühmten Wallfahrtskirche nahe der Stadt Gödöllö, gefeiert. Ihrer zweijährigen Tochter Bence haben sie als zweiten Vornamen Maria gegeben. Durch die Schiffsprozession wollen sie der Gottesmutter noch näher kommen und sich bei Jesus bedanken, für alles Gute was sie in ihrem Leben erfahren dürfen, erklärt Kincsö mit ehrfürchtig ergriffenem Gesicht.
Die vollbesetzten Schiffe legen ab und fahren in den goldenen Sonnenuntergang hinein. Es ist ein feierlicher Moment. Die Musikkapellen spielen, und wieder klingt inbrünstig aus über tausend Kehlen „Meerstern ich Dich grüße“ über den Bodensee. In der Mitte des Sees formieren sich die vier Schiffe aus Lindau, Rorschach und Bregenz zu einem Stern. Nun lauschen alle Pilger der Predigt von Abt Paulus, der vom Monstranzschiff, der „MS Bregenz“, zu ihnen spricht. Über ein im Glauben geeintes Europa redet er, und von der hohen Wertigkeit der Familie. „Das war wunderschön“, sagen Karolina und Kincsö Nemes, als sie das Schiff verlassen, und schwärmen von den gemeinsamen Gebeten und Gesängen auf See. Singend ziehen sie mit den anderen Pilgern und der schlafenden Bence Maria im Arm den Hafen entlang.
(Susi Donner/Lindauer Zeitung v. 16.08.13)