Idee "Mensa-Schiff" kentert

Sanierung der MS "Friedrichshafen" teuer - Neue Lösung mit Vincentius-Krankenhaus?

Es ist eine reizvolle Idee: Die Schüler des Humboldt-Gymnasiums könnten im ausgemusterten BSB-Schiff "Friedrichshafen" bewirtet werden. Doch diese Idee wird wohl am Dienstag im Schulausschuss versenkt. Die Sanierungskosten für das Schiff werden auf rund 180000 Euro geschätzt.

Seit drei Jahren liegt das Schiff "Friedrichshafen" ausgemustert im Konstanzer Hafen. Das Motorschiff, das 1952 in Betrieb genommen wurde, wurde wegen des großen baulichen Modernisierungsbedarfs still gelegt. Eine Idee aus Reihen der Eltern von Schülern des Humboldt-Gymnasiums wollte wieder Leben in das alte Schiff bringen. Es sollte zum Mensa-Schiff am Pulverturm werden.

Die Not hat die Eltern auf eine solche Idee gebracht. Denn spätestens seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums und dem damit verbundenen vermehrten Nachmittagsunterricht ist der Wunsch nach einem warmen Mittagessen für die Schüler groß. Derzeit essen täglich bis zu 70 Kinder in der ehemaligen Hausmeisterwohnung der Schule. Das Essen wird aus der Küche des Klinikums geliefert, die Ausgabe der Portionen und Betreuung der Kinder wird von den Eltern in Eigenregie organisiert. Doch die jetzige beengte Situation ist ein Provisorium. Die Begeisterung unter Eltern und Lehrern war groß, als der Küchenchef der Klinik-Gastronomiebetriebe, Reinhard Ruhland, im Gespräch mit Eltern die Idee des Mensa-Schiffs entwickelte.

Doch niemand der Anhänger dieser Lösung hätte wohl mit den Kosten gerechnet, die dem Sport- und Schulausschuss in den Unterlagen für die morgige Sitzung vorgelegt wurden. Auf rund 180000 Euro werden die Kosten für die Sanierung der "Friedrichshafen" veranschlagt. Allein auf 25000 Euro werden Stahlbauarbeiten an der Unterkonstruktion geschätzt. Dazu kommen Elektroinstallationen und viele weitere kleinere Reparaturarbeiten. "Wir sind alle ganz überrascht. Das hat niemand so eingeschätzt", sagt Anna-Maria Lacher, stellvertretende Direktorin des Humboldt-Gymnasiums, angesichts dieser Zahlen. "Es ist jammerschade, wenn dieses Projekt, das aus Reihen der Eltern viel Begeisterung und Unterstützung gefunden hat, nicht realisiert werden kann", bedauert Gabriele Weiner, Stadträtin der FWG, an die die Eltern im Spätsommer mit ihrer Idee herangetreten waren. Weiner sieht einen Hoffnungsschimmer: Man müsse sich fragen, ob tatsächlich alle Arbeiten realisiert werden müssten, um einen sicheren Mensa-Betrieb auf dem Schiff zu gewährleisten. Silke Rockenstein , Pressesprecherin betont jedoch: "Bei der Aufstellung des Sanierungsaufwands haben viele mitgearbeitet." Sowohl die Feuerwehr wie auch das Schifffahrtsamt und das Baurechtsamt hätten mitgewirkt.

Zu den Sanierungskosten kommen auch noch geschätzte jährliche Betriebskosten von 13000 Euro. Außerdem muss die Stadt einen Einnahmeverlust einplanen, weil für die Ankerung am Pulverturm zwei Liegeplätze entfallen müssten. In Anbetracht dieser Zahlen empfiehlt die Verwaltung dem Schul- und Sportausschuss, von einer Weiterverfolgung der Umnutzung der Friedrichshafen zu einem Mensa-Schiff abzusehen. Umso mehr, weil auch das Mensa-Schiff nur eine vorübergehende Lösung wäre. Bis 2008 soll innerhalb der Erweiterung des Gymnasiums über der Turnhalle ein Mehrzweckraum fertig gestellt sein, der als Mensa dienen kann. Bis dahin könnte eine alternative Übergangslösung gefunden werden: Die Kinder könnten ein Mittagessen in der Personalkantine des Vincentius-Krankenhauses einnehmen. Wegen der geringen Platzkapazität müssten die Schüler allerdings in zwei Schichten kommen. Die Essensanlieferung müsste weiter durch Mitarbeiter der Schule sicher gestellt sein. Die MS Friedrichshafen müsste weiter im Hafen ruhen, bis sie als Arbeitsschiff der BSB wieder eine Verwendung findet.

(Südkurier v. 30.01.06)

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