100 Jahre Dampfboot "Gustav Prym"
Im Jahre 1916 von der Hitzler-Werft in Hamburg erbaut
Bis 1918 Patrouillenboot der "Seewache"
Eigentlich sollte das kleine Motorboot
"Gustav Prym" für friedliche Zwecke eingesetzt werden. Aber als das für den städtischen Lokalverkehr im Konstanzer Trichter vorgesehene
Boot fertiggestellt wurde, tobte schon seit zwei Jahren der Erste Weltkrieg. Zusammen mit mehreren anderen Booten, wurde auch die "Gustav
Prym" der dem Militär unterstellten Seewache verwendet. Die Besatzung setzte sich aus insgesamt vier Mann, einem Bootsführer, einem
Matrosen und zwei mit Karabinern bewaffneten Soldaten zusammen. Bei den Militärpersonen handelte es sich meistens um ältere Rservisten. Ihre
Aufgabe bestand vor allem Schmuggler oder mögliche Deserteure festzunehmen, die sich durch Flucht in die nahe Schweiz dem Militärdienst
entziehen wollten.
Seinen Namen erhielte das Boot zu Ehren von Gustav Prym, dem Erfinder des
Druckknopfes. Der in der Seestraße lebende und 1916 verstorbene Industrielle hatte der Stadt Konstanz mehrere Schenkungen, auch für den 1911
erbauten Bismarckturms hinterlassen. Ab 1919 begannen für die "Gustav Prym" wieder friedlichere Jahre. Zusammen mit einer größeren
Flotte von Schwesterschiffen, die später auf andere Gewässer verkauft wurden, verkehrte die "Gustav Prym" zwischen dem Konstanzer
Hafen, der Seestraße und der Station Waldhaus Jakob. Ab 1925 wurde die Dampfboot-Gesellschaft aus Schaffhausen auf das 12,50 Meter
lange und 3,16 Meter breite Boot aufmerksam. Die "Gustav Prym" eignete sich zusammen mit der neuen, für 100 Personen
zugelassenen "Konstanz" vor allem für lokale Zwischenkurse auf dem Untersee. So wurde die
"Gustav Prym" für ein Jahr von der Schaffhauser Gesellschaft für den Kursverkehr zwischen Konstanz und der Insel Rechenau über Gottlieben
und Ermatingen angemietet. Bei größerem Andrang erwies sich die für 35 Personen zugelassene Einheit doch als zu klein. sodass die
"Gustav Prym" im Jahre 1926 wieder an die ihren ursprünglichen Eigner, die Stadt Konstanz zurückgegeben wurde. Von 1940 bis Kriegsende wurde
die "Gustav Prym" abermals vom Militär für verschiedene Zweacke verwendet. Als am 26. April 1945 Konstanz von französischen Truppen besetzt
wurde, zeigten die Besatzer nur ein geringes Interesse an der kleinen Einheit. Ab 1949 verkehrte die "Gustav Prym" wieder wie gewohnt im
Konstanzer Trichter. Von der einst so umfangreichen Flotte der Konstanzer Stadtboote waren in den 1950er Jahren nur noch die "Gustav
Prym" und das Schwesterboot "Deutschland" übriggeblieben. Als im Jahre 1963 das moderne Boot "Hörnle" den Lokalverkehr im Konstanzer
Trichter übernahm, waren die Tage der beiden älteren Boote gezählt. Aus der "Gustav Prym" wurde ab 1965 das erste Löschboot der Konstanzer
Feuerwehr.
Im Jahre 1985 schien die Laufbahn der "Gustav
Prym" endgültig beendet. Doch dann lam es zu einem unverhofften Comeback. Mehrere Mitglieder des damals noch jungen Deutschen
Dampfboot-Vereins holten das Boot vom Schrottplatz. In jahrelanger, mühevoller Detailarbeit entstand aus der "Gustav Prym" ein kleines
Salondampfschiff. Die Arbeiten dauerten bis 1999, dann konnte der kleinste Salondampfer, der je auf dem Bodensee verkehrte, in Betrieb
genommen werden. Die 25 PS leistende Maschine, Fabrikat Sisson & Co, stammt aus England. Der erforderliche Dampfdruck wird von einem
Wasserrohrkessel erzeugt. Das seither wechselweise in Bodman und im Konstanzer Seerhein stationierte Boot, gab 2006 ein kurzes Gastspiel auf
dem Murtensee in der Schweiz, kehrte aber dann nach einem knappen Jahr in seine angestammte Heimat zurück. Für größere und kleinere
Rundfahrten sind 12 Personen zugelassen. Heimathafen der "Gustav Prym" ist seit Jahren das idyllische Bodman. Bedauerlicherweise wurde das
aus dem Jahre 1913 stammende Schwesterboot "Deutschland" von einem Privatmann völlig verunstaltet ud fristet seit über 25 Jahren ein
ungewisses Dasein an der Schiffslandestelle in Dingelsdorf. Ob sich für dieses Boot einmal ein Käufer finden wird, scheint ungewiß!