Vor 50 Jahren:  Abschied von der "Schaffhausen"

Am 24. Mai 1967 mach die schon erheblich vom Rost gezeichnete "Schaffhausen" zum letzten Mal Dampf auf.
(Bild: Stadtarchiv Schaffhausen)

Einwasserung nach der letzten Generalüberholung im April 1963.
(Bild: Stadtarchiv Schaffhausen)

Fast still und heimlich vollzog sich am 24. Mai 1967 der Abschied des letzten Flussdampfers "Schaffhausen" von der Untersee- und Hochrheinstrecke. Dem Ende der "Schaffhausen" war am 18. Mai eine hitzig geführte Redeschlacht im Konstanzer Konzilgebäude vorausgegangen, bei denen sich die Freunde des Dampfschiffes noch nicht gegen die Mehrheit der Aktionäre aus Kommunen und Gemeinden durchsetzen konnten. Den damaligen Zeitgeist widerspiegeln die Argumente des damaligen Vorstandes der Schifffahrts-Gesellschaft Untersee & Rhein: "Entweder verschwindet das Schiff, oder ich nehme meinen Hut!" Dabei hatten sich zahlreiche namhafte Personen für einen Erhalt der "Schaffhausen" ausgesprochen. Darunter der Ständerat Graf aus Stein am Rhein, der populäre Konstanzer Journalist Werner Häusler und das Lehrerehepaar Schaad aus Zürich. "Das darf mit unseren Zürichseedampfern nicht passieren!", hatte sich Kurt Schaad, der spätere Präsident der Zürcher Dampferfreunde schon damals auf die Fahnen geschrieben. In einer Zeit des ungebremsten Fortschrittsglaubens, waren Dampfschiffe noch weit entfernt davon, von der breiten Öffentlichkeit als historische Kulturdenkmäler wahrgenommen zu werden. Vier bis fünf Jahre später hätte die Situation schon anders ausgesehen. Damit war das Schicksal des populären Schiffes besiegelt. In den frühen Vormittagsstunden des 24. Mai 1967 machte die bereits von Rost und Witterungseinflüssen gezeichnete "Schaffhausen" in der Werft Feuerthalen-Langwiesen zum letzten Mal Dampf auf. Da es sich um eine inoffizielle Fahrt handelte, kommandierte Kapitän Ernst Rüegg das Schiff in Zivilkleidung. Den Dienst in der Maschine und vor dem Kessel verrichteten wie gewohnt Obermaschinist Hermann Imboden und der langjährige Heizer Walter Buchschacher. Als das Schiff zum letzten Mal Diessenhofen passierte, verabschiedete  ein treuer Stammgast den Dampfer mit einem Nelkenstrauss, den er von der alten Holzbrücke warf. In Ermatingen wurde zum letzten Mal angelegt, um einem altgedienten Steuermann ein Abschiedsgeschenk in Form einer Decksbank zu präsentieren. An der Konstanzer Seestraße nahm auch der Ur-Konstanzer Werner Häusler mit feuchten Augen Abschied von "seinem Schwyzer-Hägele", für dessen Verbleib er sich mehrere Jahre nachhaltig engagiert hatte. Als die "Schaffhausen" den Konstanzer Hafen passierte, liessen sämtliche Schiffe ihre Typhoons aufheulen, bevor der Dampfer entlang des Thurgauer Ufers in Richtung Romanshorn entschwand. Um mögliche Protestaktionen von "Fundamentalisten" zu vermeiden, wurde unmittelbar nach der Ankunft im Romanshorner Werfhafen mit den Abbrucharbeiten begonnen....!

(Karl F. Fritz)

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