Am kommenden Sonntagmorgen um 10 Uhr wird im Foyer des Graf-Zeppelin-Hauses die Ausstellung "Schnelle Communication - Friedrichshafen und die Dampfschifffahrt" eröffnet und das Buch dazu als erster Band des neuen Friedrichshafener Jahrbuchs für Geschichte und Kultur vorgestellt.
"Schnelle Communication - Friedrichshafen und die Dampfschifffahrt": der erste Teil des Titels lässt an moderne Technik denken. Doch weit gefehlt, von "schneller Communication" war im 19. Jahrhundert öfters die Rede. Den Ausstellungsmachern, Jürgen Oellers, Hartmut Semmler und Dieter Messerschmid, geht es darum, zu zeigen, dass Friedrichshafen schon lange vor Zeppelin eine herausragende Rolle spielte, wenn es um neue Techniken ging. Nicht vergessen sei dabei die fortschrittsfreundliche Einstellung des württembergischen Königshauses, hier verkörpert durch König Wilhelm I.
Am 1. Dezember 1824 stach das Dampfschiff Wilhelm in See und eröffnete damit die Dampfschifffahrt, wenn man von der erfolglosen Fahrt der "Stephanie" alias "Steh-fahr-nie" absieht. Ungemein modern war der erste Trajektdampfer von 1869, aus gutem Grund "Kohlefresser" genannt. Er konnte in beiden Richtungen fahren und auf der Stelle wenden, konnte bis zu fünf Lastkähne mit bis zu 48 Eisenbahnwaggons schleppen und hatte voll beladen nur einen Tiefgang von 1,5 Meter, was wegen der am Bodensee vorhandenen Hafenanlagen bitter nötig war. Viele Aspekte wurden herausgegriffen und auf etwa 30 Text- und Bildfahnen erklärt. Die Ausstellung setzt ein bei den Einbäumen aus der Antike und führt über Lädine und Segler der frühen Neuzeit zu den Dampfschiffen. Selbstverständlich wird der edel restaurierte Salondampfer Hohentwiel gebührend beachtet.
Die Ausstellung zur Dampfschifffahrt im Vorarlberger Landesmuseum war zwar umfangreicher, doch hier geht es darum, endlich die bedeutende Rolle Friedrichshafens ins rechte Licht zu rücken. Seit das Haus Württemberg das Städtchen zur Sommerresidenz erhoben hatte, kam der Aufschwung. Die Anregungen allerdings kamen von außen, mehr noch: Der hiesige Hafenmeister Steffelin sperrte sich vehement gegen die neue Technik. Doch König Wilhelm setzte mit seiner Autorität durch, was er als richtig erkannt hatte. Dies war das Verdienst seines privaten Ratgebers Carl Victor von Bonstetten. Das nötige Geld war vorhanden, wenngleich auch der Finanzminister sich heftig gegen den Bauauftrag an Edward Church gewehrt hatte. "Auf den See wurden eigentlich die atlantischen Traditionen gebracht", war zu hören. Voller Stolz sagt Stadtarchivar Oellers, dass die meisten Exponate aus den Beständen des Stadtarchivs stammen. Auf ein schönes Modell aus Bregenz wird noch gewartet, andere Exponate kommen aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.
(Schwäbische Zeitung v. 19.09.07)