Jahreswechsel
- es ist wieder an der Zeit, sich an historische Daten zu erinnern, die sich im
Jahr 2009 jähren werden. In einer Serie stellt die LZ die wichtigsten Jubiläen
vor.
Wir
sind im 20. Jahrhundert angelangt. Ganze 17 Personen besaßen im Jahre 1909 in
Lindau die Berechtigung zum Führen eines Kraftfahrzeuges. Im März 1919 wurden
die in Lindau beheimateten Dampfer, die zuvor
adelige Namen trugen, mit neutralen regionalen Städtenamen versehen. Am 7.
April 1919 wurde in Lindau die Räterepublik durch Oskar Groll ausgerufen, nach
dem heute die Oskar-Groll-Anlagen benannt sind.
1924
wurde Alwind an Dr. P. Beckmann verkauft, dem Lindau die herrliche Gartenanlage
verdankt. 1929 bekam die Peterskirche ihr Kriegerdenkmal, geschaffen von dem Münchner
Bildhauer Georg Gerber. Zum Vorbild hat es das Gefallenendenkmal beim Münchner
Armeemuseum.
1939
wurde der Fuhrmannszug am Gasthof zum Sünfzen von dem Lindauer Kunstmaler Karl
Rupflin, seines Zeichens Direktor der Meisterschule für Maler in München,
unter Mitarbeit eines Kollegen angebracht. Malermeister Brodbeck besorgte die
Gesamtabstimmung der Fassade. Es war das Jahr des Ausbruchs des zweiten
Weltkriegs (auch ein Jubiläum?). Mit Kunst war es da vorerst vorbei. Wegen der
vorgeschriebenen Verdunklung lief am 20. April 1944 der Dampfer Bludenz vor
Nonnenhorn auf Grund.
Ein
Jahr später war der Krieg beendet, die Folgen noch nicht. Immerhin wurden 1949
mehrere bis dato von den Franzosen besetzte Hotels wieder freigegeben. Am 15.Mai
1949 wurde der Kleine Grenzverkehr zwischen der Schweiz und Westdeutschland
wieder aufgenommen. Schon im Januar 1949 hatte die IHK unter Anton Zwisler die
Schweizer Bundesbahn aufgefordert, den Lindauer Hafen wieder anzulaufen, es
dauerte aber noch: Erst im Mai 1952 sah man ein Schweizer Kursschiff im Lindauer
Hafen anlegen.
*1949
wurde der Dampfer Hoyerberg in
Dienst gestellt. Ebenfalls 1949 fand das Richtfest für 160 Wohnungen in Zech
statt. Auch fand nun wieder der Wochenmarkt auf dem Marktplatz statt, Richtfest
war für die Flüchtlingsbauten in Zech. Überhaupt war 1949 ein besonderes
Jahr: Am 23. Mai wurde das Grundgesetz verabschiedet, und im August fanden die
Wahlen zum ersten deutschen Bundestag statt. Als Vertreter Lindaus ging Graf von
Spreti nach Bonn. Für die Lindauer besonders wichtig: Am 14. Juli 1949 fand das
erste offizielle Kinderfest nach dem Krieg statt.
Lindauer
Schwurgericht tagt
Und noch etwas Besonderes: Am 30. November 1949 hielt ein eigenes, gerade erst geschaffenes Lindauer Schwurgericht seine erste Strafsitzung ab. Auch das Notariat hatte sich wieder verselbstständigt, bisher nahm die Stadtverwaltung diese Aufgabe wahr. Aus groteskem Anlass soll an dieser Stelle Adolf Hitler genannt werden: Es war schon fast ein Schildbürgerstreich, dass 1949 im Herbstwochenführer (er sollte vor allem die Schweizer nach Lindau locken) aus Versehen der Name "Adolf-Hitler-Platz" neben dem in Lindau verpönten "Ludwig-Siebert-Ring" (jetzt Oskar-Groll-Anlagen) eingetragen steht. Für die Verantwortlichen war es wohl weniger lustig.
(Lindauer
Zeitung v. 22.01.09)
*Anm.
d. Red. v. Bodenseeschifffahrt.de
Der bayrische Salondampfer Lindau
war im Jahr 1946 unter der französischen Besatzungsmacht in "Hoyerberg"
umbenannt und nach Friedrichshafen verlegt worden. Von dort wurde ab 1946 wieder
ein kleiner Kursverkehr im Obersee aufgenommen. Den Namen "Lindau"
führte ab 1948 das MS Deutschland.
Am 30.06.1952 wurden beide Schiffe von der Deutschen Bundesbahn übernommen und
erhielten damit ihre ursprünglichen Namen zurück. Ein weiteres Schiff mit dem
Namen Hoyerberg ist uns nicht bekannt.