Eine Werbe-Idee geht baden
Wenn in der Fernsehwerbung ein Schiff mit den grünen Segeln für eine bekannte Biermarke wirbt, erinnert sich vermutlich kaum jemand daran, dass diese Marketing-Idee eigentlich in den 1970er Jahren am Konstanzer Flugplatz geboren wurde.
Anlässlich des 100. Geburtstags des
Flugplatzes im Juni blickt Berndt Stadelhofer Ultraleichtflug Konstanz zurück:
Auf dem Flugplatz überzeugte ein Bierhändler,
der sich zum Schiffsbauer berufen fühlte, den Inhaber einer Spedition von der
Idee, das Marine-Schulschiff Gorch Fock im Maßstab 1:5 nachzubauen um damit
Touristen beim Segeltörn auf dem Bodensee sein Bier schmackhaft zu machen.
Der Spediteur stellte Gelände, Werkzeug und
Strom zur Verfügung, das zum Bau benötigte Aluminium wurde von Alu Singen
gesponsert. Mit viel Enthusiasmus und mit ebenso viel Bierproviant ging der zum
Schiffsbauer avancierte Bierhändler ans Werk. Die einzigen, die seinen
Optimismus nicht so recht teilten und vor Baubeginn entsprechende Pläne sehen
wollten, waren die Mitarbeiter des Schifffahrtsamtes. Mit ihrer skeptischen
Beurteilung des Projekts sollten sie recht behalten: als nach fast zwei Jahren
Bauzeit die fertige Mini-Gorch-Fock mit großem Brimborium und vielen
Bierflaschen am Seerhein zu Wasser gelassen wurde, bekam sie infolge eines
falschen Schwerpunktes sofort eine bedenkliche Schlagseite. Aber auch hierfür
hatte der unverzagte Erbauer sofort eine Lösung parat. Flugs ließ er am 100
Meter flussaufwärts gelegenen Kieswerk Beton ins Schiff füllen.
Das stabilisierte zwar einerseits die Lage im Wasser, führte aber andererseits auch zu deutlich mehr Tiefgang als geplant. Davon unbeeindruckt schipperte der Bootsbauer seinen Windjammer nach Wallhausen, um in der dortigen Werft die nötigen Abschlussarbeiten durchzuführen. Zwei Jahre später, infolge undichter Schweißnähte mit deutlich größerem Tiefgang, wurde der Nachbau der Gorch Fock jedoch ausgekrant und verschrottet.
(Südkurier v. 29.05.10)