Die Stadt und all ihre
Schiffe
Der
Bodenseekreis rückt am Wochenende landesweit in den Mittelpunkt des Tags des
offenen Denkmals.
„Kultur in Bewegung“ lautet das Thema für
die Region, das am Sonntag, 12. September, „Reisen, Handel und Verkehr“
beleuchtet.
Schon am Samstag findet im Zeppelin-Museum in
Friedrichshafen um 10 Uhr die offizielle Eröffnung statt. Exkursionen führen
am Nachmittag unter anderem nach Meersburg, Überlingen und Sipplingen. Mit
einer Sonderausstellung „Aus der Schifffahrtsgeschichte vom Mittelalter bis
heute“ beteiligt sich die Stadt Überlingen am sonntäglichen Programm. Zu
sehen ist sie von 10 bis 17 Uhr im Jugendcafé am Gondelhafen, wo Archivar
Walter Liehner um 11.30 und um 14.30 Uhr ein einen einführenden Vortrag halten
wird. Hier stand ab 1913 auch das erste kleine Clubhaus des 1909 gegründeten
Bodensee-Yacht-Clubs (BYCÜ).
Der anschließende Spaziergang führt vom
Gondelhafen zur Mole beim Bahnhof Therme. Wo seit 1970 die Segelschule
Raschewski ihren Standort hat und lange Jahre die erste Bodenseefähre „Meersburg
ex Konstanz“ vor Anker lag, legten in früheren Zeiten regelmäßig die
großen Kursschiffe an. Schließlich war die direkte Anbindung an den
Schienenverkehr hier ganz ideal. „Ich möchte dabei auch die Situation des
Tourismus Ende des 19. Jahrhunderts deutlich machen“, sagt Liehner. Der
Mantelkopf markierte für die größeren Schiffe stets den wichtigsten Hafen der
Stadt, am Gondelhafen waren wie heute noch eher die kleinen Boote der Fischer
festgemacht. Beide Häfen sind genau an beiden Enden des Stadtgrabens
entstanden. Schon im Mittelalter eine wichtige Rolle spielte die Fährverbindung
vom Landungsplatz in Überlingen zum Klausenhorn bei Dingelsdorf. Sie war von überregionaler
Bedeutung für die Staufer, wie Walter Liehner sagt, und „letztlich
Ausgangspunkt für die Stadtwerdung Überlingens“ im 13. Jahrhundert.
Die Reminiszenz an alte Schiffe ist eine
weitere Facette der Präsentation. Nicht fehlen darf die erste „Stadt
Überlingen“, die 1895 in Betrieb gestellt wurde und 33 Jahre lang ihren
Dienst tat. Überhaupt war deren Geburtsjahr ein Meilenstein in der lokalen
Verkehrsgeschichte: Denn es wurden zugleich die dortige Hafenmole und der Überlinger
Bahnhof eröffnet, zunächst noch als Endstation und Sackbahnhof für die
Nebenlinie aus Stahringen. Erst in den Folgejahren wurden von Ingenieur Seubert
die beiden Tunnels geplant, die der Innenstadt die Bahnlinie ersparten und
dennoch ab 1901 das Netz nach Friedrichshafen erweiterten.
Als letzter Dampfer lief 1929 die „Stadt
Überlingen II“ vom Stapel, 1964 folgte eine kleine „Höri“
zur „Überlingen“ umbenannt und als Jubiläumsgeschenk der Bahn zur
1200-Jahr-Feier der Stadt wurde die große „Deutschland“
zur „Überlingen“. Für jeweils eine Mark hatte Heinz Dörr die ersten drei
Fahrkarten für die Sonderfahrt am 23. Mai 1970 erworben. Auch die jeweils
ausgegebenen Sonderstempel für die Schiffstaufen werden in vergrößerter
Darstellung präsentiert und wecken für manchen wohl nostalgische Erinnerungen.
(Südkurier v. 09.09.10)