Gravierend: Stadtgründung
wirkt sich erheblich auf die Schifffahrt aus
Friedrichshafen
gewinnt im Kampf um Handelsanteile – Leuchtturm hält nur 20 Jahre
Anders als Hofen war Buchhorn im Jahr 1802 zunächst
an Bayern übergegangen, das jedoch Lindau bevorzugte. Die Verhältnisse der
Schifffahrt auf dem Obersee änderten sich aber schlagartig, als Buchhorn im
Jahr 1810 an Württemberg überging. Im Rahmen der Stadtneugründung
Friedrichshafens im Jahr 1811 wurden neue Handelsstatuten am württembergischen
Nordufer beschlossen: Über Friedrichshafen, beziehungsweise Hofen durften nun sämtliche
Speditionsgüter, über Langenargen nur landwirtschaftliche Güter und über die
restlichen Schiffsstellen in Kressbronn, Eriskirch, Schwedi und Fischbach nur
Ziegel, Holz und Feldprodukte verschifft werden.
Die Anlegestelle in Manzell wurde abgeschafft.
Buchhorn besaß zwei für die Segelschifffahrt bestimmte Landestellen: eine
Sommer- und eine Winterstäde, die im Bereich des heutigen Hafenbeckens lagen.
Östlich der Sommerstäde befand sich Anfang des 19. Jahrhunderts ein
Schiffsholm, also ein primitives Werftgelände zum Bau und zur Reparatur von
Segelschiffen. An dieser Stelle wurden die ersten Dampfboote, „Wilhelm“
und „Max Joseph“, gebaut.
Unzulänglich war der Zustand der Friedrichshafener Hafeneinfahrt noch in den
1840er-Jahren: Sie war mit nur 28 Metern zu schmal, das Wasser zu flach, und es
gab Hindernisse wie herausragende Pfahlspitzen. Ende der 1850er-Jahre wurde eine
Fahrrinne ausgebaggert. Die Anlage des heute noch bestehenden rechteckigen
Hafenbeckens entstand ab 1847. Zwei Jahre später wurde die Südmole angelegt.
1851 war durch den Ausbau eine Fläche von 175 auf 125 Meter (knapp 2,2 Hektar)
erreicht.
Nach beträchtlichen Landaufschüttungen östlich
des neuen Hafens wurde das Hafenbecken Ende der 1850er-Jahre auf eine Gesamtlänge
von 320 Metern erweitert und umfasste eine Fläche von vier Hektar. In den
Jahren 1861 bis 1864 wurde der westliche, 1865 bis 1871 der südliche Pfahldamm
durch Hafenmauern ersetzt, die bis heute bestehen. Im östlich gelegenen
Hafenbereich entstand 1868 eine Landestelle für Trajekte. Die das Hafenbecken
umgebende Pfahlwand wurde in den 1870er-Jahren durch eine Hafenmauer aus
Sandsteinquadern ersetzt.
Seit 1862 zierte die Hafenanlage ein
Leuchtturm, der jedoch wegen Baufälligkeit 20 Jahre später abgebrochen werden
musste und durch einen gusseisernen Pavillon ersetzt wurde. Die letzte bis heute
bestehende Verlängerung des Hafens nach Osten erfolgte in den 1890er-Jahren;
damit hatte der Hafen eine Längenausdehnung von 460 Metern und eine Gesamtfläche
von 5,7 Hektar erreicht. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dann der Molenkopf am
südwestlichen Hafenbecken ausgebaut.
(Jürgen Oellers/Schwäbische Zeitung v.
29.01.11)