Eine Königin mit wohltätiger
Ader
200 Jahre
Friedrichshafen:10. Teil der Serie „Der Himmel über dem Bodensee –
Blickpunkt Geschichte“ zum Jubiläumsmusical
In der Pause sind im Musical „Der Himmel über dem Bodensee“ fast 30 Jahre
vergangen: Wir befinden uns jetzt im Jahr 1848. Viel ist geschehen: Nach dem Tod
seines Vaters, Friedrichs I., hat der Kronprinz, nun unter dem Namen Wilhelm I.,
1816 den württembergischen Thron bestiegen. Schon 1814 ist seine erste Ehe (mit
Charlotte von Bayern) wegen Nichtvollzugs geschieden worden, sodass Wilhelm 1816
seine geliebte Großfürstin Katharina von Russland heiraten konnte („Ganz
Europa belauschte die Fortschritte ihrer Zärtlichkeit“, so Gräfin Bernstorff
anlässlich des Wiener Kongresses). Katharina war immens reich, gebildet,
selbstbewusst, eigenständig – und ein weiteres Glied in der Kette der vielfältigen
familiären Bindungen zwischen dem Haus Württemberg und der russischen
Zarenfamilie. Auch Katharina hatte schon eine Ehe hinter sich, auch diese –
wie Wilhelms erste Heirat – 1809 geschlossen, um Napoleons dynastische Pläne
zu durchkreuzen. Diese Verbindung, mit Herzog Georg von Oldenburg erwies sich
aber als sehr glücklich, bis sie – wiederum durch die Fernwirkung Kaiser
Napoleons – 1812 mit dem Tod Georgs auf dem Schlachtfeld von Borodino endete.
Das Württemberg, über das Katharina nur von 1816 bis 1819 als Königin
herrschte, litt unter Hungersnöten, Unwettern und dem dauernden Durchzug
fremder Truppen, der allenthalben Zerstörungen und Traumata hinterließ. Während
der König Maßnahmen ergriff, die Leben und Arbeit der Bauern auf Dauer
entscheidend verbesserten, widmete sich Katharina mit dem gleichen Nachdruck der
Verbesserung der Lebensbedingungen der Armen und Ungebildeten. Sie gründete
Wohltätigkeitsvereine, Schulen, kümmerte sich um die Krankenversorgung. Beiden
Gatten war der Ansatz der „Hilfe zur Selbsthilfe“ gemeinsam, was ihren
Anstrengungen eine langfristige, teils bis heute andauernde Wirkung sicherte.
Mit der Machtfülle der neuen Verfassung von 1916 ausgestattet, hatte Wilhelm Württemberg
nach der Eheschließung mit Katharina Pavlovna Romanova wohl auf dem Weg an die
Spitze einer dritten deutschen Großmacht gesehen, neben Österreich und Preußen.
Aber die Perspektive richtete sich nun auf näher liegende Gebiete: die
technische Entwicklung zu Schiene und zu Wasser; und die Wahl von
Friedrichshafen als Sommerresidenz nach der Heirat mit Königin Pauline 1820.
(Karin Ruppelt/Südkurier v. 19.06.11)
Nach der
württembergischen Königin Katharina ist ein Motorschiff
der Bodensee-Schiffsbetriebe benannt.
(
Anm. v. Bodenseeschifffahrt.de)