Eine Seefahrt, die ist frustig

Bei den Plänen für das Konziljubiläum droht ein neuer Streit. Dieses Mal geht es um ein mittelalterliches Schiff

Es waren deutliche Worte, mit denen Holger Reile, Stadtrat der Linken Liste im Konstanzer Gemeinderat, erneut die Planungen des Konziljubiläums kritisierte. Das ganze Vorhaben drohe zu einem Fass ohne Boden zu werden: „Bis heute fehlt ein Finanzplan und keiner weiß, wer das alles bezahlen soll“, schreibt Reile in einer Pressemitteilung. Der linke Stadtrat und Gelegenheits-Journalist Reile spricht auch davon, dass sich eine „ungezügelte Event-Hysterie“ um das Konziljubiläum entwickele, die mit den eigentlichen Bedürfnissen der Bürger dieser Stadt nichts mehr zu tun hätte. Besonders Norbert Henneberger, Chef der Tourist-Info (TIK) und spätestens seit der Posse um das Lenk-Päpstle im Bahnhof einer der Lieblingsfeinde von Reile, steht dabei im Mittelpunkt des Missfallens. Der linke Stadtrat hält die Ideen der Tourist-Information für überdimensioniert.

Als Beispiel nennt er die Pläne für den Nachbau einer historischen Lädine, eines mittelalterlichen Schiffs, das während der Jubiläumsjahre im Konstanzer Hafen entstehen soll. Das sei ein kostspieliges Unterfangen, das nicht unter 800 000 Euro zu haben sei und damit zu teuer, mutmaßt Reile. Außerdem gebe es doch in Immenstaad bereits eine Lädine, die könne man doch auch einsetzen, wenn es unbedingt sein müsse.

Spricht man Norbert Henneberger auf diese Äußerungen des linken Stadtrats an, dann bleibt er betont gelassen. „Ach, der Herr Reile“, sagt er dann. Tatsächlich seien die Zusammenhänge dann doch ein bisschen anders als von dem Stadtrat dargestellt, erklärt der Tourist-Info-Chef. Zum einen seien sämtliche Ideen der TIK zum Konziljubiläum eben Ideen und keineswegs fertige Planungen. „Das sind Vorschläge von uns, was wir uns zu dem Thema vorstellen könnten“, sagt Henneberger. Eine Entscheidung darüber, was umgesetzt werde, müsse am Ende die Kommunalpolitik treffen. Im konkreten Fall der Lädine gehe es gerade darum, den Bauprozess zu veranschaulichen. „Unter wissenschaftlicher Betreuung von Historikern und Spezialisten des Archäologischen Landesmuseums soll die Lädine möglichst originalgetreu nachgebaut werden. Der Bauprozess soll authentisch das damalige Entstehen eines Schiffes dem Besucher und der Konstanzer Bevölkerung vermitteln“, heißt es in der Ideenskizze der TIK mit dem Titel „Erlebbares Mittelalter“.

Für die geschätzte Dauer von zwei Jahren soll der Bau in der Schauwerft zu sehen sein. Auch örtliche Schulen und Vereine sollen die Gelegenheit bekommen, hier mitzuarbeiten. Als Fläche für den Bau der Lädine biete sich der historische Werftplatz direkt vor dem Konzilgebäude an. Für Henneberger hat die Lädine eine besondere Bedeutung: „Im Mittelalter waren die Lädinen in der Bodenseeregion der Inbegriff für Handel, Fortschritt und Internationalität. Insofern ist das ein schönes Symbol auch für die heutige Zeit“, findet der oberste Tourismuschef der Stadt.

Die Kosten für dieses Projekt kalkuliert Henneberger auf eine Summe von 125 000 bis 400 000 Euro. „Das hängt auch letztlich davon ab, wie es ausgestaltet wird und wie viel ehrenamtliche Arbeit hinein gesteckt wird“, sagt Henneberger.

Es wird wohl auch darauf ankommen, wie das Schiff (geplante Länge: 20 Meter) nach dem Bau genutzt werden soll. In der Ideenskizze der TIK ist die Rede von einem Rund- und Ausfahrtschiff für maximal 70 Personen, im Gespräch mit dem SÜDKURIER schränkt Henneberger ein, es sei offen, ob die Lädine jemals Personen über den See schippere. Für den Touristiker soll der Hafen während der Konzilfeierlichkeiten jedenfalls zu einem zentralen Punkt werden. Die dem Konzilgebäude vorgelagerte Mole solle zur Landungsbrücke für alle Besucher werden.

Freilich sind die Pläne am Hafen nicht die einzigen der TIK. Ebenfalls in der Ideenskizze enthalten – ein mittelalterliches Handwerkerdorf. Ursprünglich sollte es am Münsterplatz angesiedelt werden. Aber auch hier gibt es politischen Widerstand. Eine Verlegung scheint wahrscheinlich. Die nächste Debatte zum Jubiläum findet am 15. März statt – im Betriebsausschuss des Eigenbetriebs Konzilstadt Konstanz.

(Michael Lünstroth/Südkurier v. 20.01.12)

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