Tägerwilen/Kreuzlingen.
Morgen in sechs Wochen startet die «Gustav Prym» ihre erste Saison für die
Stiftung Historische Schifffahrt Bodensee. Heimathafen ist Kreuzlingen.
Für zwei
Jahre hat die Stiftung Historische Schifffahrt Bodensee die «Gustav Prym»
gechartert. «Das Dampfschiff mit zwölf Plätzen dient der Stiftung für ihre
operativen Geschäfte», sagt Peter Schottmüller, Geschäftsleiter der Stiftung
Historische Schifffahrt Bodensee. Gegründet wurde diese vor drei Jahren vom Tägerwiler
Rechtsanwalt Otto Egloff. «Unser Ziel ist es, nachhaltige Projekte in
Zusammenhang mit der historischen Schifffahrt zu fördern», erklärt Schottmüller.
Im Visier hat die Stiftung die 1864 gesunkene «Jura».
Die «Zürich» ist mit dem
Dampfschiff in dichtem Nebel kollidiert. Seither liegt die «Jura» in 35 Meter
Tiefe vor Bottighofen.
Viele Fragen offen
Unklar ist, ob die «Jura» gehoben und restauriert oder komplett nachgebaut
werden soll. Die Stiftung hat aus diesem Grund verschiedene Expertisen in
Auftrag gegeben. «Zudem ist am 22. März ein Treffen mit dem kantonalen Amt für
Archäologie sowie diversen Interessengruppen geplant», erzählt Schottmüller.
Der Regierungsrat habe die «Jura» Ende des vergangenen Jahres unter Schutz
gestellt. «Der Kanton sowie die Stiftung sind der Meinung, dass die «Jura»
der Nachwelt erhalten bleiben soll - wer Besitzansprüche stellen darf, ist aber
weiterhin unklar», sagt der Geschäftsführer. Weil die finanziellen
Aufwendungen für eine allfällige Bergung und Restauration der «Jura» beträchtlich
sind, will die Stiftung «Aktien» zu 20 Franken in Umlauf setzen. «Würde
jeder der 50 000 Bootsbesitzer am Bodensee eine kaufen, hätten wir bereits
eine Million Franken zusammen.» Diese «Aktien» will die Stiftung auch
am 2. und 3. Juli dieses Jahres unter die Leute bringen. An diesem Wochenende
soll vor Kreuzlingen ein Dampfboot-Treffen stattfinden. Unter den 15 Booten ist
auch die «Hohentwiel» und der
Katamaran, der ab Juli Konstanz und Friedrichshafen auf dem Wasserweg verbinden
soll. «Nicht nur auf dem Wasser, auch an Land wollen wir Interessierten die
Dampfschifffahrt näher bringen», erzählt Schottmüller. Deshalb seien diverse
Modelle an Land zu sehen, wobei auch technisch Interessierte auf ihre Kosten
kommen sollen. «Dampfschiffe sind technische Wunderwerke», schwärmt Peter
Schottmüller.
Stundenweise mietbar
Aus diesem Grund freue er sich ganz besonders, dass die «Gustav Prym» nach
einem Abstecher auf den Murtensee wieder in heimischen Gewässern unterwegs sei.
Das kleine Schiff wurde 1916 in einer Bootswerft in Bodman am Überlingersee
gebaut. «An Sonn- und Feiertagen steht das Dampfschiff für öffentliche
Ausfahrten zur Verfügung», erklärt Peter Schottmüller. Während der übrigen
Zeit, also ab 24. April bis September, kann die «Gustav Prym» stundenweise
gemietet werden. An Bord gibt es keine Küche: Für Cocktails und Fingerfood
reiche der Platz allemal. Die Fahrt auf dem Nostalgie-Dampfer hat ihren Preis:
Pro Betriebsstunde zahlt man 295 Franken, maximal können zwölf Personen an
Bord. Weitere Infos: 076 345 15 14.
Person
Peter Schottmüller studiert an der Uni Konstanz Politik und Management. Der
25-Jährige lernte Otto Egloff in Zusammenhang mit dem Projekt Vela-Culinarium
(Kulinarische Segelturns) kennen und wurde Geschäftsführer der Stiftung
Historische Schifffahrt Bodensee. Schottmüller ist passionierter Segler und ein
Fan von Dampfschiffen. Mit seinem Job könne er sich voll und ganz
identifizieren.
(St. Galler
Tagblatt v. 12.03.05)