Hafen: Bevölkerung soll entscheiden

Im Zuge der Hafenneugestaltung in Bregenz wollen die SPÖ und die Liste "Bregenz denkt" Unterschriften für eine Volksabstimmung sammeln. Beide Fraktionen lehnen ein zusätzliches Hafengebäude ab und wollen stattdessen das "freie Seeufer" erhalten. Im Januar sollen die Bauarbeiten am Hafen beginnen.

Nicht nur Lindau und Konstanz haben ihren Hafenstreit - auch in Bregenz erhitzt seit kurzem die Diskussion um ein neues Hafengebäude die Gemüter. Die heftig umstrittene "Pergola", ein monolithartiges Gebäude, das von vielen Bürgern als "riesiger Betonklotz" bezeichnet wurde, ist zwar inzwischen vom Tisch, wie Bürgermeister Markus Linhart erklärt. An ihre Stelle haben die Planer nun ein "weicheres" Gebäude gesetzt: die "Welle".

Der Neubau, der unter anderem Kasse, Infoschalter und Wartebereich beherbergen soll, würde ungefähr dort errichtet, wo sich heute das Fahnenrondell befindet. Mit dem neuen Gebäude wolle man vor allem die Engstelle beim bestehenden Hafengebäude entschärfen, argumentieren Stadtplaner und Architekten. Die Enge entstehe durch Schiffspassagiere, Radfahrer, Fußgänger und Bahnübergang. Ein weiterer Vorteil entstünde dadurch, dass das neue Gebäude "näher ans Stadtzentrum rückt", so Linhart.

"Ein zusätzliches Hafengebäude ist überhaupt nicht notwendig", kontert der Vorsitzende der Bregenzer SPÖ Michael Ritsch. Eine "Entflechtung" ließe sich ebenso mit einer Umgestaltung des alten Hafengebäudes erreichen. Wie viele andere Bürger der Vorarlberger Landeshauptstadt wendet er sich gegen eine Verbauung des freien Seeufers. Daher plant die SPÖ zusammen mit Parteifreien und der Liste "Bregenz denkt" nun eine Volksabstimmung zu diesem Thema. Einen entsprechenden Antrag der SPÖ hat die bürgerliche Mehrheit zusammen mit FPÖ und Grünen in der jüngsten Sitzung der Stadtvertretung allerdings mit 21:15 Stimmen abgelehnt.

Um das Ziel einer Volksabstimmung doch noch zu erreichen, müssen die Sozialdemokraten und ihre Mitstreiter knapp 4.000 Unterschriften sammeln oder anders ausgedrückt, jeder fünfte wahlberechtigte Bürger in Bregenz muss eine Unterstützungserklärung für das Vorhaben abgeben.

Knapp 4.000 Unterschriften

Aber selbst bei genügend Unterschriften ist noch fraglich, ob die Volksabstimmung, die bedingt durch allerlei Fristen erst im Frühjahr stattfinden könnte, eine Mehrheit bringt und damit eine Ablehnung der Seeuferbebauung zur Folge hat.

Bürgermeister Linhart hält die Volksabstimmung für "unnötig", weil durch zwei bereits stattgefundene Bürgerbeteiligungsverfahren "mit der Bevölkerung bereits ein Konsensergebnis erzielt" worden sei. Unabhängig vom Zustandekommen und Ausgang einer Volksabstimmung beginnen Anfang Januar die Baggerarbeiten am Hafenbecken. Letzteres wurde in der Stadtvertretung übrigens einstimmig abgesegnet.

(Schwäbische Zeitung v. 28.10.08)

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