Verlandung der Hafeneinfahrt: 
Kapitäne fordern rasches Handeln

Die Internationale Vereinigung der Bodensee-Kapitäne (IVBK) warnt vor einer weiteren Verlandung des Friedrichshafener Hafens. Sie meldeten sich nun in einem Brief an die betroffenen Behörden und Reedereien zu Wort.

Immer größere Kreise zieht unser Bericht über die drohende Verlandung der Hafenein- und -ausfahrt in Friedrichshafen. Jetzt meldet sich der Präsident der Internationalen Vereinigung der Bodensee-Kapitäne (IVBK), Willi Slappnig, in einem Schreiben an das Landratsamt, das Schifffahrtsamt sowie an die Wasserschutzpolizei, die Bodensee-Schiffsbetriebe Konstanz, die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft Romanshorn und die Vorarlberg Lines Bregenz, zu Wort.

Darin erklärt Slappnig: „Um diesen Missstand zu beheben, fordern wir ein rasches sowie baldiges Handeln der jeweiligen Behörden und ein deutliches Zeichen des zuständigen Amtes, um keine vorprogrammierten Zwischenfälle zu provozieren. Die Sicherheit des Schiffes sowie der gesamten Mannschaft und der Fahrgäste obliegt unserem obersten Streben.“

Der IVBK-Präsident schickt voraus, dass seine Vereinigung derzeit 111 Mitglieder zähle. Sie bemühe sich natürlich mit den verschiedenen Verwaltungen und Behörden eng zusammenzuarbeiten. Zudem böten sie ihre Berufserfahrung und Mithilfe anderen Vereinen und Verbänden an.

„Zur prekären Lage vor Friedrichshafen“, so Slappnig wörtlich, zählt er auf: Bei häufigen westlichen Winden und dem daraus resultierenden Wellenschlag biete sich folgendes Szenario: Die Anfahrtsstellung könne wegen der deplatzierten Einfahrtbojen nicht optimal gefahren werden, die Wellen kämen seitlich, das Schiff beginne zu rollen und bei eventuell niedrigem Wasserstand werde das sichere Manövrieren – weil keine Ruderwirkung – sehr erschwert und somit äußerst gefährlich. Um Personen oder Glasbruch zu vermeiden, obliege es dem Kapitän, den Hafen anzufahren oder auch nicht. Bei einer Grundberührung hätte dies fatale Folgen für den Schiffsantrieb, Einfahren der Bojenketten, ein hoher Kostenfaktor für die jeweilige Reederei und bei einem Schaden mit Ölverlust eine immense Verunreinigung des Gewässers. „Friedrichshafen sollte zwischen Lindau und Meersburg als so genannter Schutzhafen fungieren“, schlägt Slappnig vor.

Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, bringe die Fährverbindung Romanshorn nach Friedrichhafen viele Gäste aus der Schweiz nach Deutschland zum Einkaufen, Friedrichshafen sei eine wichtige Achse des Bahnverkehrs, der Airport Friedrichshafen spiele eine große Rolle und nicht zuletzt bedeute das Ausgraben, dass das Fahrwasser vor Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg gesichert werde, so Slappnig. „In den letzten Jahren ist tatsächlich eine zunehmende Verlandung vor der Hafenzufahrt in Friedrichshafen festgestellt worden“, bekräftigte der Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), Konrad Frommer, gegenüber dem SÜDKURIER.

Das könne, so Frommer weiter, zu einem Problem für die gesamte Bodensee-Schifffahrt werden. Frank Weber, Leiter Schiffs- und Hafenbetrieb in Friedrichshafen, setzte noch eins drauf: „Die Wassertiefe innerhalb der Fahrrinne ist kaum noch ausreichend. Die Rinne selbst wird immer schmaler“.

Ludwig Gebhard, Leiter des Verkehrs- und Schifffahrtsamtes beim Landratsamt in Friedrichshafen, war zum Zeitpunkt der Anfrage für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er befand sich im Außendienst.

(Volker Geiling/Südkurier v. 03.06.13)

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