Seit 130 Jahren liegt die Jura auf dem Grund des Bodensees und dort wird sie auch noch eine Weile bleiben: Eine Bergung kann sich im Moment niemand leisten. Dafür ist ein Krimi geplant.
Das älteste Dampfschiff Europas vom Grund des Bodensees zu holen, das hat sich die Stiftung historische Schifffahrt Bodensee vor zwei Jahren vorgenommen. Inzwischen ist klar: Eine Bergung wäre technisch kein Problem, aber eine Frage des Geldes. Und: Was soll weiter mit dem Wrack passieren? Otto Egloff, Rechtsanwalt aus Tägerwilen und Stiftungspräsident, könnte sich mehrere Varianten vorstellen:
- Die Jura wird restauriert und im Seemuseum Kreuzlingen ausgestellt. Dafür wäre aber eine eigene Halle nötig. Die Jura soll wieder fahren. Auch das ist nicht unproblematisch, denn die Jura ist ein Arbeitsschiff, kein Salondampfer, sagt Otto Egloff. «Sie ist schmal und schnell, etwas unstabil und auch nicht so luxuriös wie etwa die Hohentwiel.»
- Denkbar wäre auch ein Nachbau, der dann see- und tourismustauglicher ausfallen könnte. Teuer wäre es so oder so. Wie teuer lässt sich schwer sagen. «Nicht unter 15 Mio. Franken, grob geschätzt», sagt Egloff. Das Projekt müsse man langfristig betrachten: «Vielleicht wird erst eine nächste Generation die Jura bergen.»
Schon jetzt habe die Stiftung ihr größtes Ziel erreicht, den Schutz des Wracks. Die Plünderungen hätten aufgehört, seit der Kanton den Mantel des Denkmalschutzes über die Jura ausgebreitet hat. «Es hat eine Sensibilisierung auch bei den Tauchern stattgefunden», sagt Egloff. Und solange ihm keine Gefahr von Menschenhand droht, liegt der alte Dampfer am Grund des Bodensees ziemlich sicher. In der Tiefe ist das Wasser relativ sauerstoffarm, deshalb verrottet das Schiff nur langsam.
Ein Krimi über die Jura
Die Stiftung hat mittlerweile ein Archiv über die Jura aufgebaut. Das Material soll auch in zwei Büchern verwertet werden, ein historisches Werk und ein Krimi. Denn Jurist Egloff ist nicht so sicher, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist an jenem Februarmorgen 1864, als die schweizerische «Zürich» die bayerische «Jura» versenkte. Ein Matrose kam dabei ums Leben. Die Polizeikommissare seien sehr zurückhaltend mit ihren Fragen gewesen, hat Egloff aus den Protokollen gelesen. Vielleicht sei es ja gar kein Unfall gewesen, denn damals sei auch ein erbitterter Kampf um die Vorherrschaft auf dem Bodensee ausgetragen worden. Zum Schluss habe man das Ganze «einfach auf sich beruhen lassen».
Zentrum für schöne alte Dampfboote in Kreuzlingen
Die Gustav Prym, das historische Konstanzer Wassertaxi, ist erst der Anfang: Otto Egloff träumt von einem kleinen Dampfschiff-Zentrum im Kreuzlinger Hafen. Drei schöne alte Schiffe fände er gut. Darin läge touristisches Potenzial für die Stadt. Egloff denkt dabei langfristig auch an die Gartenbauausstellung. Grünes Licht für entsprechende Hafenplätze habe der Stadtrat bereits gegeben, die Umsetzung sei aber bisher nicht erfolgt, sagt Egloff. So ankere die Gustav Prym nach wie vor am Fuße des Pulverturms in Konstanz. Die Konstanzer haben von jeher ein großes Interesse an der Prym. «Wenn es in Kreuzlingen nicht klappt, dann halt anderswo», sagt Egloff. Die Gustav-Prym habe eine gute zweite Saison mit rund 100 Fahrten hinter sich. «Es ist uns gelungen, die Marke zu etablieren». Auch die nächste Saison sei viel versprechend. Es sei aber noch nicht entschieden, ob der Verein historische Schifffahrt die nostalgische Prym für weitere zwei Jahre chartert, oder sie sogar kauft.
(Ida Sandl/Thurgauer Zeitung v. 13.11.06)