"Das Herz unserer Firma hängt am Seestern"

Noch ist das Schicksal des "Seestern", eines der letzten Kiesschiffe auf deutscher Seite, nicht entschieden. Klar ist jedoch: Verschrottet wird er nicht, zumindest nicht in den nächsten ein bis zwei Jahren, sagt Clemens Meichle, Geschäftsführer der Meichle + Mohr-Marina "Ultramarin" in Kressbronn-Gohren.

Eine Zulassung hat der "Seestern" nicht mehr. Still liegt das ungewöhnliche Schiff im Hafen in Kressbronn-Gohren. "Wir halten ihn aus Pietät", sagt Geschäftsführer Clemens Meichle.

1925 wurde das Schiff gebaut --als erstes in der Firmengeschichte von "Meichle + Mohr", die zuvor als die Einzelfirmen "Gebrüder Meichle" und "Gebrüder Mohr" firmiert hatten. Die Einzelteile des Schiffs wurden von der Firma Anderson in Neckarsulm gefertigt und mit dem Zug nach Kluftern transportiert. Von dort ging es weiter nach Immenstaad. Dort, wo heute das Clubhaus des Immenstaader Yachtclubs steht, wurde der "Seestern" zusammengebaut und im Herbst 1925 seitlich ins Wasser gelassen.

Seither hat er unzählige Fuhren Kies über den See geschippert. Am 30. September 1998 transportierte der "Seestern" letztmals Kies in die Schweiz. Das ehemalige Kiesabbaugelände am Bodensee zwischen Langenargen und Kressbronn wurde zum großen Seglerhafen umgebaut.

Bei "Meichle + Mohr" gibt es nur noch zwei Kiesschiffe - das Arbeitsschiff "Ernst", das hergerichtet ist und wieder zum Konstanzer Seenachtsfest auslaufen wird, und eben den "Seestern", der eine Überholung dringend nötig hat. "Wir haben schon überlegt, ob wir ihn mit einem Zelt drauf für Ausflugsfahrten herrichten", sagt Meichle. "Aber so aufs Geradewohl wollen wir nicht loslegen. Schließlich muss der Seestern vor seinem Einsatz wieder auf die Werft, repariert und saniert werden. "

Charakter soll erhalten bleiben

Die Bauarbeiten an der Marina sind mittlerweile abgeschlossen. Meichle sagt: "Wir füllen gerade das Gelände mit Leben. Es wäre schön, wenn wir den ,Seestern' integrieren könnten. Klar ist: Der Kiesschiff-Charakter soll unbedingt erhalten bleiben. Die zündende Idee allerdings fehlt uns noch."

Also harrt der "Seestern" weiter seines Schicksals. So lange seine Schale dicht ist, darf er bleiben. "Das Herz unserer Firma hängt noch dran", sagt Clemens Meichle


(Schwäbische Zeitung v. 08.08.05)

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