Das «Konstanzerli»
liegt derzeit in der Romanshorner Werft und wird dort umfassend restauriert.
Sie wirkt fast ein wenig verloren, die MS «Konstanz», wie
sie da in der riesigen Werfthalle der Schweizerischen
Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft (SBS) in Romanshorn auf dem Trockendock liegt.
Auf halbem Weg zu neuem Glanz, schneeweiß, noch fensterlos -
und von Schiffsbauern umschwärmt: Planken aus Sipo-Mahagoni werden an Bord
getragen und dort vom Bug bis zum Heck verlegt. Der Schreiner passt die neuen
Fenster in die Öffnungen des Raumes mit den zukünftig 32 Bankettplätzen, die
Stahlbauer haben ihre Arbeiten bereits abgeschlossen: Die Wand zum Heck wurde um
zwei Meter nach vorn verschoben, das Dach angehoben, das Achterdeck zum Wasser
hin mit einer filigranen Geländerkonstruktion versehen. Neben diesen eher an Ästhetik
und Schiffshistorik ausgerichteten Maßnahmen stand aber auch die Verstärkung
jener Stellen des Stahlrumpfes an, die durch Korrosion geschwächt waren.
Auslöser Vorführtermin
Wobei wir auch schon bei den Auslösern der umfassenden Überarbeitung des
kleinsten und ältesten URh-Schiffes wären: Auch die Kursschiffe auf den
Schweizer Gewässern müssen regelmäßig vorgeführt werden. Die in sechsjährigen
Intervallen stattfindenden Überprüfungen übernimmt das Bundesamt für
Verkehr, wobei das «Konstanzerli» spätestens bis zum 31. Mai dieses Jahr
wieder unter die Lupe genommen werden muss.
Weil ziemlich klar war, dass die alte Lady bei diesem Test
wohl baden gegangen wäre, suchte der Verwaltungsrat nach der optimalen
Strategie - und kam zu der Lösung, die nun realisiert wird: Die «Konstanz»
wird so umfassend renoviert und restauriert, dass sie einerseits physisch wieder
in Top-Form ist, andrerseits aber auch denkmalschützerische Anliegen umgesetzt
werden.
Will heißen: Die Restauration wurde gemeinsam mit der Zürcher
Denkmalpflegerin und Schiffsspezialistin Charlotte Kunz (sie räumte mit dem
Fachgebiet «Dampfschiffe» einst in Mäni Webers «Dopplet oder nüt» ab)
sowie den Ämtern der Kantone Zürich, Schaffhausen und Thurgau so aufgegleist,
dass nach Abschluss wieder möglichst originalgetreu die «Konstanz» von 1925
auf ihre Jungfernfahrt in die alten Tage starten kann. Denn das «Konstanzerli»
stellt unter anderem insofern eine historische Exklusivität dar, als es das
erste Schiff ist, das die Bodan-Werft in Ganzstahl-Bauweise erstellte.
Fahrt bis zum Hundertsten
Man merkt es Schifffahrtsdirektor Konrad Eberle und Martin Böller, Vorsitzender
der SBS-Geschäftsleitung, an: Bei der Verjüngungskur der MS Konstanz geht es
um mehr als um die bloße Instandstellung eines Schiffes. Da sind Gefühle im
Spiel. Gefühle, wie sie das «Konstanzerli» mit seiner dem Original
nachempfundenen, filigranen Silhouette wohl auch zuhauf wieder auslösen wird,
wenn es in ein paar Monaten wieder auf Extra- und Ausflugsfahrten zwischen
Schaffhausen und Bregenz dahingleiten wird. «Und dabei kann es nun locker 100
Jahre alt werden», schmunzelt ein zufriedener Konrad Eberle.
(Schaffhauser
Nachrichten v. 14.01.05)