Die MS Lindau als Attraktion ausbauen

Das Motorschiff (MS) "Lindau" ist ausrangiert. Sein letztes Stündlein rückt näher. Denn die BSB wollen das Schiff Ende April verschrotten. Es sei denn, die Idee des Anlandens auf die Hintere Insel klappt: Der Modellschiffer Reiner Fügen, der Bodenseesportfischerverein und die Firma Sicotec wollen es dort restaurieren und zur Attraktion ausbauen.

Im Herbst 2004 hat die "Lindau" ihre letzte Passagierfahrt auf dem Bodensee hinter sich gebracht. Seitdem liegt sie in ihrem Heimathafen. Geht es nach ihrem Eigentümer, den Bodenseeschifffahrtsbetrieben (BSB), dann wird das knapp 48 Jahre alte Motorschiff, das ursprünglich als "Grünten" in Dienst gestellt worden war, in vier Wochen zerlegt und verschrottet.

Dieser Gedanke zerschneidet Reiner Fügen fast das Herz. Schon im vergangenen Sommer hatte der Modellschiffbauer, dessen Vorgarten übrigens der Bug des Motorschiffs "Allgäu" ziert, die Idee geäußert, die Lindau zu retten, zu restaurieren und somit der Öffentlichkeit zu erhalten. In den vergangenen Monaten war Fügen auf die Suche nach Gleichgesinnten gegangen - und hat sie jetzt gefunden: Sowohl der Bodenseesportfischerverein als auch die Lindauer Firma Sicotec, die die Parkplätze vor und auf der Insel bewirtschaftet, wollen mitmachen.

Ursprünglich war nach Fügens Worten geplant, der "Lindau" neben der Seebrücke, halb auf dem Beverplatz, halb im Kleinen See, ihren letzten Rastplatz zu geben. Da spielte allerdings das Landratsamt nicht mit. Deshalb haben sich Fügen und seine Mitstreiter einen anderen Platz ausgeguckt: Auf der Grünfläche der Hinteren Insel in der Verlängerung der Thierschbrücke soll das Schiff künftig Ausstellungsraum, Vereinsheim, Parkplatzbüro und Info rmationsplatz sein.

"Gegen diesen Standort hat das Landratsamt nichts einzuwenden", freut sich Fügen im Gespräch mit der LZ. Jetzt komme es darauf an, die Stadt für das Vorhaben zu begeistern: Die müsste nämlich die Fläche zur Verfügung stellen sowie die Versorgungsleitungen. Stadtrat Hermann Kreitmeir hat bereits Feuer gefangen: Er warb schon in der jüngsten Stadtratssitzung für diese Idee, 18 Kollegen sagten ihm spontan per Unterschrift ihre Unterstützung zu.

Die Zeit drängt für das Schiff

Am liebsten würde Kreitmeir das Thema gleich am kommenden Dienstag im Bauausschuss behandelt wissen, "die Zeit drängt bekanntlich", stellt der Stadtrat im Hinblick auf den Verschrottungstermin fest. Oberbürgermeisterin Petra Seidl sah allerdings wegen der Grundstücksfrage das Vorhaben eher im städtischen Finanzausschuss angesiedelt, der aber erst wieder am 8. Mai tagt.

Kreitmeir hofft, dass seine Kollegen und die Verwaltung rasch mit den drei Schiffsrettern einig werden: "Dieses Schiff hier in der Stadt zu erhalten, das wäre doch eine super Attraktion für Lindau", ist der Stadtrat überzeugt.

Verein will das Schiff restaurieren und nutzen

"Es ist eines der letzten Schiffe mit einem Steuerrad." Das dürfte nach Ansicht von Reiner Fügen nicht nur für den Nachwuchs interessant sein. Kann die "Lindau" vor dem Verschrotten gerettet werden, dann soll sie Ausstellungs-, Service- und Vereinsort werden.

43 Meter lang, gut neun Meter breit und ursprünglich Platz für 350 Passagiere - das sind einige der Eckdaten der "Lindau". Die Idee von Reiner Fügen, der Bodenseefischer und Sicotec sieht vor, dass Fügens fünf Modelle von Bodenseedampfschiffen im Oberdeck im Salon erster Klasse künftig ihren Platz finden, zusammen mit einer ganzen Reihe von alten Dokumenten über die Bodenseeschifffahrt. Die Firma Sicotec würde ihre Parkplatzbüro im Einstiegsdeck einrichten, auf der Ebene, auf der auch öffentliche Toiletten und Info rmationen über Lindau und den See zu finden sein könnten.

Außerdem möchte der Bodenseesportfischerverein dort sein Vereinsheim einrichten. Die Sportfischer sind ein wesentlicher Teil der Rettungsaktion - "sie haben viele Handwerker in ihren Reihen und werden das Schiff, wenn es an Land liegt, originalgetreu restaurieren", schildert Fügen der LZ.

Wie die "Lindau" an Land kommt, haben die drei beteiligten Parteien nach seinen Worten auch bereits erkundet: Aus eigener Kraft könne das Schiff die Insel bis zum Hexenstein (nördlich des Seeparkplatzes) fahren und dort mit Seilwinden über eine Rampe und einen Schlitten an Land gezogen werden. Fügen kann sich vorstellen, dass THW und Feuerwehr diese Aktion gemeinsam im Rahmen einer Übung bewältigen. Nun hofft Fügen inständig, dass auch die Stadt sich an der Rettungsaktion der "Lindau" beteiligt.

(Evi Eck-Gedler/Lindauer Zeitung v. 31.03.06)

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