Bodenseefähre als Narrenschiff

Überlinger Feuerwehr bangt noch um Pegelstand

Die Überlinger Feuerwehr hat zum Narrentreffen des „Viererbundes“ der Zünfte Elzach, Oberndorf, Rottweil und Überlingen am kommenden Wochenende die „Euregia“, die zweitgrößte Autofähre auf dem Bodensee, die normalerweise zwischen Friedrichshafen und Romanshorn verkehrt, gechartert und will mit einer schwimmenden Besenwirtschaft das knappe Angebot an Lokalitäten für den erwarteten Besucheransturm verbessern. Möglich geworden war die Realisierung der außergewöhnlichen Idee durch die wohlwollende Unterstützung und ein großes Entgegenkommen der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB). Womit aber weder BSB noch Feuerwehr bei den gut einjährigen Vorbereitungen rechnen konnten, war der historische Tiefstand des Bodenseepegels, der sich nun just zum Narrentreffen eingestellt hat.

Noch kann Oberlöschmeister Frank Weber von der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen keine Entwarnung geben aber er macht zumindest Hoffnung: „Es wird ganz, ganz eng  aber wenn der Pegel nicht noch weiter fällt, müsste die Euregia auch bei dem momentan extrem niedrigen Bodenseepegel am Narrentreffen in Überlingen dabei sein“. Weber muss es einschätzen können, denn im Zivilberuf ist der Feuerwehrmann Schiffsführer bei den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB) und kennt sich auf der „Euregia“ aus, wie in seiner Westentasche.

Wenn der Pegelstand dem Vorhaben der Feuerwehr nicht doch noch in letzter Minute einen Strich durch die Rechnung macht, soll die „Euregia“ mit einer Zulassung für 700 Personen abgesehen vom Festzelt auf dem Überlinger Landungsplatz die größte, mit Sicherheit aber auch die außergewöhnlichste Besenwirtschaft des Narrentreffens werden. Fasnet auf dem Bodensee macht man am Bodensee ansonsten nur wenn der See zugefroren ist, was statistisch nur etwa alle 60 Jahre vorkommt und zuletzt 1963 der Fall war.

Weil trotz aktueller Kältewelle eine „Seegfrörne“ aber nicht bevorsteht, will die Überlinger Feuerwehr die Fähre auch nicht zum Eisbrecher sondern zum Piratenschiff umfunktionieren und setzt auf heiße Rhythmen  und zusätzliche Beheizung als Rezept gegen die Kälte. Die Piratenbar auf dem Hauptdeck soll am Samstag ab ca. 13 Uhr ihre Pforten öffnen, im „Ausguck“ auf dem Oberdeck sind von 14  bis 17 Uhr Kaffee und Kuchen mit einem nicht alltäglichen Ausblick auf die Überlinger Altstadt als kostenlose Zugabe geplant. Die Bar soll rund um die Uhr öffnen und feuerwehreigene Discjockeys der Mannschaft und ihren Gästen mit Partymusik einheizen. Am Samstagabend ist ab 20 Uhr die Liveband „No Limits“ bis gegen 3 Uhr am Sonntagmorgen engagiert. Zusätzlich haben sich bereits schon jetzt mehrere Guggenmusiken angesagt.

Eine Premiere der besonderen Art hat die Crew des Piratenschiffs  für die Gäste aus Elzach vorbereitet. Anstelle des üblichen Nebenzimmers für die besonders traditionsbewussten Schwarzwälder Narren, die in der Öffentlichkeit die Maske nicht abnehmen, will die Überlinger Feuerwehr wohl erstmals mit einer „Schuttigkajüte“, einen Nebenraum auf Schiffsplanken einrichten, wo die Schuttig unter sich bleiben und eine „Auszeit“ nehmen können.

Und für all jene, die am Sonntagmorgen mit einem guten Frühstück und einem starken Kaffee in aller Ruhe wieder auf die Beine kommen wollen, plant die Feuerwehr ab 4 Uhr 30 auf dem „Ausguck“ im rauchfreien Oberdeck ein ausgiebiges „Katerfrühstück“. Die Freinacht auf dem Hauptdeck soll dann nonstop in einen Frühschoppen übergehen, zu dem die Stadtkapellen Elzach und Rottweil aufspielen werden.

Nach dem Umzug am Sonntag kann dann nochmals eine Party an der Piratenbar auf dem Hauptdeck steigen und auf dem Oberdeck sind wieder Kaffee und Kuchen im Angebot. Ende soll pünktlich um 19 Uhr sein, denn dann muss die „Euregia“ klar zum Auslaufen in Richtung Friedrichshafen gemacht werden – wenn alles klappt und der Bodenseepegel nicht doch noch alles verhindert.

„Wir werden schon jetzt tricksen und zwischenbunkern müssen. Der 12-Tonner-LKW für die Getränke kann jedenfalls nicht wie geplant schon in Friedrichshafen voll beladen an Bord gehen und er kann auch erst nach Verlassen des Hafens endgültig positioniert werden“, sagt Frank Weber . Das Problem sei nämlich nicht der Wasserstand vor dem Überlinger Landungsplatz sondern im Heimathafen der „Euregia“. Weber schätzt, dass bei einem Pegelstand unter 2,25 Meter Schluss für den Einsatz der Fähre aus Friedrichshafen ist. Bis dahin sind es allerdings nur noch gute 10 Zentimeter. „Es bleibt spannend bis  zum Schluss aber ich glaube wir werden es dennoch schaffen“ sagt der Schiffsführer. Glauben oder Hoffen? Bei der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen ist BSB-Kapitän Frank Weber unter anderem übrigens auch Kassier…

(Pressemitteilung der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen v. 24.01.06)

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