Neues Schiff bringt Eleganz auf den See

Es ist leise, schick, Treibstoff sparend und hat einen Flachbildschirm - auf dem allerdings keine Fußball-WM zu sehen ist: das neue Schiff der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), das ab Sonntag zu Rundfahrten einlädt . Es ist Nachfolger der "Lindau", die altershalber ausgemustert wurde . Grund genug für eine Probefahrt .

Der Motor springt an, das Schiffshorn tutet, die Fahrt geht los . An Deck sitzt Franz Dossinger, Betriebsleiter bei der BSB . Das, was gerade aus dem Friedrichshafener Hafen ausläuft, ist quasi sein Baby: Er hat das neue Schiff von der Idee bis zur Einweihung begleitet . Franz Dossinger ist zufrieden: "Alles, was ich mir vorgenommen habe, wurde verwirklicht: Das Schiff ist sehr leise, hat kaum Schwingungen und verbraucht wenig Treibstoff . " Das Einzige, was es noch nicht hat, ist ein Name . "Der wird nie vor der Taufe verraten", sagt BSB-Pressesprecherin Silke Rockenstein . "Das ist alter Seemansbrauch, weil es sonst Unglück bringt . "

So gleitet das neue Schiff noch namenlos übers Wasser . Draußen fährt ein Segelboot vorbei, drinnen erklärt Axel Brombeiss vom "Idea Design Team" die Einrichtung: "Wir wollten was Neues zeigen", sagt er . Und tatsächlich sieht es hier anders aus als auf den alten Schiffen . Tische und Stühle sind beige und dunkelbraun, in der "Scala Bar" gibt es Korbsessel . Eine Galerie gibt den Blick vom Ober- aufs Unterdeck frei, die Treppe kann zum Laufsteg umfunktioniert werden . "Veranstaltungsorientiertes Ambiente" nennt Brombeiss das . Denn die Vermietung von Schiffen werde immer wichtiger - schon jetzt ist das neue Schiff an 20 Terminen privat gechartert . So gibt es auch einen großen Flachbildschirm, auf dem bei Kursfahrten Bodenseefilme oder Werbung gezeigt werden und den Veranstalter für ihre Zwecke nutzen können . Nur Fußball läuft hier nicht: Die BSB-Schiffe sind WM-freie Zone .

"Es ist das erste Fahrgastschiff, das nach den neuen Richtlinien der Rheinschifffahrts-Untersuchungsordnung gebaut wurde", sagt Franz Dossinger: Im Fahrgastraum wurde nur nicht brennbares Material verwendet, und das Schiff hat eine bessere Lage im Wasser . "Es ist eigentlich unsinkbar . " Diese Richtlinien will demnächst die EU verabschieden, sagt Dossinger .

"Alles auf Elektronik umgestellt"

Am Ufer zieht das Langenargener Schloss vorbei, auf der Schweizer Seite guckt der Säntis aus den Wolken . Kapitän Hermann Schollians Augenmerk gilt zwei Bildschirmen: Radar und Seekarte . Seine Kommandobrücke sieht eher aus wie das Cockpit eines Piloten . "Das ist jetzt alles auf Elektronik umgestellt, hat aber schon noch Ähnlichkeit mit den alten mechanischen Schiffen", sagt er . Seit 1974 ist der Lindauer auf dem See unterwegs . Deshalb brauchte er auch nur "drei intensive Übungstage", um fit fürs neue Schiff zu sein .

Fit ist auch die Besatzung: Ein Team wurde gründlich eingelernt und schult weitere Kollegen . Zum Beweis steht eine "Mann-über-Bord-Übung" auf dem Programm: Ein Mitarbeiter, der mit Schwimmweste in den See gesprungen ist, wird mit Rettungsring und einer Trage, die ins Wasser gelassen wird, wieder an Deck geholt .

Taufe des neuen Schiffs ist am Samstag im Lindauer Hafen . Ab 14 . 45 Uhr führt der Trachtenverein "D" Bayrisch-Bodenseer" den Lindauer Bürgertanz auf, danach spielen die Fanfaren der Lindauer Narrenzunft aus dem Mangturmfenster . Um 15 Uhr tauft Oberbürgermeisterin Petra Seidl das Schiff, dann segnen es Dekan Ortwin Gebauer und Pfarrer Eberhard Heuß . Ab 16 . 30 Uhr können Besucher das Schiff besichtigen . Am Sonntag, 2 . Juli, sind ab 11, 12 . 30, 14 und 15 . 30 Uhr einstündige Rundfahrten ab Lindau .

Der Neuzugang wiegt 325 Tonnen

Das neue BSB-Schiff, das in der Bodan-Werft in Kressbronn gebaut wurde, ist für 500 Personen zugelassen . Mit Fahrgästen wiegt es 325 Tonnen, ohne 285 Tonnen . Es hat 1,45 Meter Tiefgang und ist etwas breiter als die alten Schiffe, damit es noch besser im Wasser liegt . Es ist auf eine Geschwindigkeit von 22 Stundenkilometern ausgelegt, kann aber bis zu 28 Stundenkilometern fahren und ist damit schnellstes Schiff der BSB . Die Bauzeit betrug knapp ein Jahr .

(Katrin Neef/Schwäbische Zeitung v. 30.06.06)

zurück