Mit neuem Schiff beginnt neue Ära

Die Tage, in denen die Lindauer und alle anderen auf ein Ersatzschiff für die ausrangierte "Lindau" warten müssen, sind gezählt: In der Kressbronner Bodan-Werft wird eifrig an dem 4,6 Millionen Euro teuren Neubau für die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) gebaut. Die Übergabe ist für den 23. Juni 2006 geplant.

Es liegt sicherlich nicht allein an der nicht so exorbitant ausgefallenen Körpergröße, wenn sich der Besucher der Bodan-Werft in der größten Halle derzeit wie ein Zwerg fühlt: 10,4 Meter misst das neue Schiff der Bodensee-Schiffsbetriebe vom Kiel bis zum Steuerhaus. Über alles ist es 10,30 Meter breit und 45,9 Meter lang, zwei mal 365 Kilowatt Leistung sind vorgesehen. Die Kursgeschwindigkeit soll 22 Kilometer pro Stunde betragen, ausgelegt ist das Schiff auf 26 Kilometer, damit auch eventuelle Verspätungen aufgeholt werden können. Mindestens 400 Passagiere soll der Neubau über den See schippern können.

Insgesamt 50 Leute - davon 20 Schiffsbauer, vier Schlosser, drei Elektriker und drei Maler von der Bodan-Werft, alle anderen kommen von Fremdfirmen - werkeln derzeit an dem Kasko. Es wird gehämmert, geklopft und geschweißt, was das Zeug hält, und manchmal versteht man fast sein eigenes Wort nicht. Deshalb muss Franz Dossinger, Elektro-Ingenieur und Chef-Techniker der Bodensee-Schiffsbetriebe, auch ein paar Mal ansetzen, bis er das sagen kann, was ihm wichtig ist: Dass die Schiffsbauer hervorragende Arbeit leisten. Dass bei diesem neuen Schiff der Rumpf, der Bugwulst und das Heck so optimiert wurden, dass der Kraftstoffverbrauch gering ist und die Energie des Schiffes nicht in die Welle, sondern in den Schub geht. Dass dieser Neubau europaweit das erste Tagesausflugsschiff ist, das nach den strengen Vorschriften der Rheinschiffsuntersuchungsordnung gebaut wird. Dass danach zwei Unterdeckabteile mit Wasser volllaufen können, das Schiff aber immer noch stabil schwimmt. Dass für Notfälle Sammelflächen vorgesehen werden müssen. Dass Evakuierungssysteme miteingeplant werden müssen. Dass zwei Rettungsflöße, die sich im Ernstfall automatisch aufblasen, an Bord des neuen Schiffes Pflicht sind. "Auf Grund solcher Vorgaben werden die Schiffe größer, obwohl sie für weniger Passagiere ausgelegt sind", sagt Dossow.

Alle vier Jahre neues Schiff

Die Ziele der BSB sind ehrgeizig: Alle vier Jahre wollen sie ein neues Schiff in Betrieb nehmen. Innerhalb von 30 Jahren soll so die ganze Flotte modernisiert werden - mit Ausnahme der "Graf Zeppelin" und der "Königin Katharina", die bleiben dürfen.

Das nächste BSB-Schiff soll 2010 kommen. Franz Dossinger sagt: "Wir haben schon Ideen dafür. Die haben wir allerdings im Kopf und noch nicht auf Papier."

(Hildegard Nagler/Schwäbische Zeitung v. 03.02.06)

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