Teuflisches Vergnügen am Seeufer

Hunderte Interessierte bei Sonderfahrten auf dem See

Der niedrige Wasserstand des Bodensees sorgt entlang des Ufers für spannende Entdeckungen. Eine aufregende Begegnung mit der Uferlinie hatten jetzt mehr als 600 Gäste der MS Bodman. Sie kreuzten bei mehreren Touren mit dem Motorschiff vor dem "Teufelstisch", einem sagenumwobenen Felsplateau im Überlinger See. Bei normalem Wasserstand ist der Teufelstisch vom Ufer aus nur zu erahnen. Zur Zeit jedoch ist er bestens zu beobachten.

Die MS Bodman dümpelt im Februar sonst winterfest eingemottet im Hafen der neuen Saison entgegen. Der ungewöhnlich niedrige Wasserstand brachte das Team von Tourismus-Chef Holger Lortz aus Bodman-Ludwigshafen nun auf die Idee, Sonderfahrten zum Teufelstisch anzubieten. "Das schlug ein wie verrückt", berichtet Cornelia Rosatti von der Tourist- Info . Fast alle sechs Fahrten am Samstag und Sonntag ab Bodman und Überlingen waren ausgebucht. Viele wollten die einmalige Gelegenheit nicht verpassen, den Teufelstisch ganz nah zu erleben.

Tourbegleiter waren Kapitän Jürgen Müller und Fritz Kratzer, der ortskundige "Reiseleiter". Seit 50 Jahren befährt der 76-Jährige schon den Bodensee. "Doch so gut hab ich den Teufelstisch in dieser Zeit noch nie gesehen", sagt er. Dem pflichteten am Wochenende die mehr als 600 Bootsgäste bei. Kapitän Jürgen Müller steuerte das kleine Motorschiff direkt an die kuriose Felsformation am Ufer der Marienschlucht nahe Bodman. Nur einen Meter trennten Boot und Felsen.

Grün schimmerte der etwa wohnzimmergroße Teufelstisch im See, nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche. Vor dem Regen des Wochenendes lugte er gar ganz trocken aus dem See heraus. Im Sommer verschluckt ihn das Wasser wieder rund einen Meter fünfzig. Dann ist er nicht zu sehen.

Der Felsen ragt fast senkrecht 90 Meter vom Seegrund empor, nur ein paar Meter vom Ufer entfernt. Am Ufer geht es ebenfalls senkrecht nach unten. Und teilweise war am Wochenende sogar zu erkennen, dass das Ufer an der Marienschlucht leicht übersteht, man also eigentlich schon über dem Abgrund steht, wenn man ganz vorne am Wasser spazieren geht. Vom Boot aus war dies faszinierend zu erleben.

Im Wasser, als Taucher, muss dies noch viel spannender sein. Doch Tauchen am Teufelstisch ist nur mit einer Ausnahmegenehmigung erlaubt. In den vergangenen Jahrzehnten hatten zahlreiche Taucher an dieser Stelle ihr Leben gelassen. Weshalb? Das bleibt ein Rätsel. Erfahrene Taucher widersprechen den Gerüchten, die sich um den Teufelstisch ranken. Geheimnisvolle Strömungen gebe es nicht, auch keine Höhlen, in denen man sich verirre. Und vier Meter lange Riesenwelse, die Taucher wie Seemonster angreifen, seien ebenfalls nur Märchen. Woher der Teufelstisch seinen merkwürdigen Namen hat, weiß selbst Seebär Fritz Kratzer aus Ludwigshafen nicht zu sagen. "Keine Ahnung. Vielleicht, weil er so teuflisch gefährlich für Taucher ist?", meint er.

Vielleicht wissen unsere Leser weiter? Wir sammeln Geschichten, Bilder und Erlebnisse rund um den Teufelstisch, die wir dann in einem Internet-Forum zusammenstellen wollen.

(Jörg Braun/Südkurier v. 21.02.06)

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