Löschübung gilt dem Alptraum jeder Bootscrew

Zahlreiche Schaulustige sind am Samstag ans Ufer bei der "Meichle+Mohr"-Marina geströmt, als vor Gohren auf dem Kiesschiff "Ernst" ein Feuer ausgebrochen ist. Zum Glück war dies nur eine Übung - die erste dieser Größenordnung -, denn ein Feuer an Bord ist der Alptraum jeder Crew.

Schiffsführer Achim Sailer liegt mit seiner Mannschaft auf dem Feuerlöschboot (FLB) der Friedrichshafener Feuerwehr in Wartestellung. An Bord der "Ernst" haben die Wehrleute im Marina-Hafen in einer großen Wanne bereits Holz aufgeschichtet. Hauptbrandmeister Michael Bercher fährt mit Hans Schmid, dem Kapitän des "Meichle+Mohr"-Kiesschiffes, auf den See hinaus, steckt den Holzstoß dort in Brand.

An Bord des Kies-Schiffes ist die Situation unter Kontrolle. Die Flammen sind isoliert, können nicht auf andere Bereiche überspringen. Im Ernstfall sieht das anders aus: Giftiger Rauch und Feuer breiten sich schnell aus, eine Rückzugsmöglichkeit bietet oft nur der schnelle Sprung ins Wasser. Zum Glück passiert so etwas dem Bodensee nicht oft - im Jahr lediglich zwei- bis fünfmal.

Wie kurz die Reaktionszeiten sein können, wird an der "Alten Schmiede" im Hafen deutlich. Dort sind Informationstafeln aufgestellt. Und Exponate wie ein defekter Tankschlauch mit Einfüllstutzen. "Wenn man den Stutzen oft etwas nachlässig einführt, kann man damit den Schlauch beschädigen", weiß Heinz Unglert, Leiter der Wasserschutzpolizei Friedrichshafen. Dann laufe immer ein Teil des Treibstoffs in den Rumpf. Auch Metallboote werden so schnell zu brandgefährlichen Orten.

Die Reaktionszeiten der Feuerwehr auf dem Bodensee sind länger als an Land, erläutert Louis Laurösch, der Häfler Stadtbrandmeister: "Das FLB hat eine Höchstgeschwindigkeit von 36 Kilometern die Stunde. Aber die können wir in der Hochsaison auf Grund des hohen Verkehrs oft nicht erreichen." Hier ist die Wasserschutzpolizei durch die regelmäßigen Patrouillen unter Umständen schneller, verrät Markus Zengerle von der Wasserschutzpolizei Überlingen: "Auf den großen Booten haben wir eine Spritze, mit der wir Ersthilfe bei der Brandbekämpfung leisten können, bis das Löschboot eintrifft." Höchste Priorität habe aber stets die Personenrettung.

Achtung bei Fettbränden

Für Zengerle steht bei der Veranstaltung jedoch das Thema Diebstahl im Vordergrund: "Kleine Motoren, Ausrüstungsgegenstände - so etwas kann sehr schnell verschwinden. Hier bieten wir mittlerweile kostenlose Codierungen an, mittels derer der Besitzer schnell ermittelt werden kann."

Achim Sailer und seine Männer haben mittlerweile mit dem FLB "Friedrichshafen" das Kiesschiff erreicht. Ein kurzer Stoß mit der großen Spritze, dann gehen zwei Männer mit Atemschutz an Bord, löschen das Feuer. Ebenso die Kollegen an Land, die am Ufer zeigen, welche fatalen Folgen Wasser bei Fettbränden haben kann und wie man effektiv mit verschiedenen Feuerlöschern Flammen erstickt. Laurösch: "Wichtig ist hier immer, dass das Verhältnis stimmt. So lohnt sich ein kleiner Zwei-Kilo-Löscher nur fürs Auto, daheim oder auf dem Boot sollte es immer ein etwas größerer sein."

(Schwäbische Zeitung v. 05.05.08)

 

Feuer an Bord des Kiesschiffs "Ernst" 

Wassersportler auf dem Bodensee, Ausflügler am Ufer und die Mitglieder des Motor-Yachtclubs Obersee, die sich am Samstag zum "Anmotoren" am Jachthafen der "Ultramarin Marina" in Kressbronn versammelt hatten, wurden Zeugen der bisher größten Feuerlöschübung der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichshafen auf dem Wasser.

"Feuer an Bord", meldete Hans Schmid, Kapitän auf dem Kiesschiff "Ernst" gegen 14.30 Uhr vor der "Meichle&Mohr"-Hafeneinfahrt. Die Flammen eines Holzfeuers züngelten am Bug, gleich neben mächtigen Holzstämmen und Rauchpulver sorgte für ein realistisches Szenario. 

Ein klarer Fall für das Löschboot der Feuerwehr Friedrichshafen, das von Hagnau bis an die Landesgrenze bei Kressbronn zuständig ist. Ein kräftiger Löschstrahl aus dem Wasserwerfer hatte in diesem Fall genügt, um das Feuer in den Griff zu bekommen. Das Löschboot legte unter den Augen der Wasserschutzpolizei am Kiesschiff an. Feuerwehrmänner mit Atemschutz und Feuerlöschern enterten das Kiesschiff und in wenigen Minuten war dieser "Brand" restlos gelöscht. 

Das Löschboot grüßte die Zaungäste nochmals mit Wasserfontänen und Signalhorn. Im Ernstfall wäre es allerdings nicht so schnell zur Stelle gewesen, denn bis das Löschboot mit der freiwilligen Besatzung von acht bis zehn Mann in Friedrichshafen zum Auslaufen bereit ist, vergehen im Regelfall bis zu 15 Minuten. "Gut gemacht", lobte Kommandant Louis Laurösch die Feuerwehrmänner. "Es gibt viele Gemeindefeuerwehren am Bodenseeufer, aber nur wenige, die für die Bootsbrandbekämpfung ausgestattet sind", erklärte Laurösch. Am Baden-Württembergischen Ufer sind es nur vier. Es sind Radolfzell, Überlingen, Konstanz und Friedrichshafen.

Umso wichtiger ist es, dass die Bootsführer im Falle eines Feuers an Bord wissen, was zu tun ist. Deshalb wurde die Löschübung auf dem Wasser durch Vorführungen und Informationen an Land ergänzt. Die Zuschauer hatten Gelegenheit den Umgang mit dem Feuerlöscher zu üben und lernten die Wucht einer explodierenden Spraydose, sowie die gewaltige Fettexplosion kennen, die entsteht, wenn man versucht, brennendes Öl mit Wasser zu löschen.

Auch wenn Feuer an Bord selten vorkommt, die Aufmerksamkeit des Publikums war den Feuerwehrmännern gewiss. Ein bis zwei Bordbrände pro Jahr seien es, sagte Laurösch und erfreulicherweise genauso wenig Öleinsätze. Dagegen kommt deutlich öfter Bootszubehör abhanden. Falls dieses wieder auftaucht, kann es mit eingravierter Nummer leichter zugeordnet werden. Die Wasserschutzpolizei bot am Samstag solche Gravuren kostenlos an.

(Andreas Fritz/Südkurier v. 05.05.08)

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