Wie wird das Hafenareal attraktiv?

Kontroverse um das geplante Gebäude beherrscht die Diskussion vor der Abstimmung über die Platzgestaltung

Soll auf dem Platz am Rorschacher Hafen wieder ein Gebäude errichtet werden? Fachleute des Kantons sind dafür, Bürger eher skeptisch. Für den Stadtpräsidenten steht das Angebot für Tourismus und Einkaufserlebnis im Mittelpunkt.

«Stadtrat und Fachleute haben mehrere Standorte, Formen und Größen für ein Gebäude geprüft, auch mit Modellen», ist von Stadtpräsident Thomas Müller zu erfahren. Der Entscheid für die nun beantragte Variante sei wesentlich beeinflusst durch Empfehlungen des kantonalen Hochbauamtes, besonders von Kantonsbaumeister Werner Binotto.

Dass von den Räumen im und beim abgebrochenen Schuppen mindestens Hafenmeister-Büro, Unterstand bei den Schiffen und WC-Anlage ersetzt werden müssen, bezweifelt kaum jemand. Doch: «Nur mit einem kleinen Bau entlang der Bahn würde der Platz verloren wirken, städtebaulich schlecht», ließ sich auch der Stadtpräsident überzeugen.

Die Fachleute vom Kanton plädieren dafür, den langen Platz mit einem größeren Gebäude zu strukturieren. Allerdings nicht in Form eines trennenden Riegels. Ein solcher Vorschlag bei der Weiterentwicklung der ursprünglichen Idee von Architekt Calatrava war negativ beurteilt worden.

Eine Architekturfrage

Aufgrund der neuen Vorgaben für ein einfaches, leicht wirkendes und die Dominanz des Kornhauses bewahrendes Gebäude entstand das nun vorliegende Projekt: Ein Sockel an der Bahnlinie, darauf im Obergeschoss ein «schwebend» in den Platz ragendes Restaurant mit Glasfassaden. So bleibt der Platz eine Einheit und der Blick aufs Kornhaus teilweise erhalten. Hier scheiden sich die Geister. Der Blick vom Seepark aufs Kornhaus und vom See auf die ganze, künftig beleuchtete Häuserzeile am Bahnplatz dürfe nicht verstellt werden, sagen die einen. Ein Gebäude sei nötig und müsse architektonisch gut gestaltet sein, entgegnen andere.

Eine Strategiefrage

Wer für einen Bau ist, fragt weiter, ob hier ein zusätzliches Restaurant nötig und lohnend sei. Stadtpräsident Thomas Müller verweist auf die grundsätzliche Bedeutung des Hafengeländes: «Tagestourismus, bei uns am See konzentriert, ist für Rorschach wichtig und kann so gefördert werden. Wenn mehr Besucher kommen, können wir daraus auch mehr Hoteltourismus und Einkaufserlebnis in Rorschach entwickeln. Dafür braucht es ein gutes gastronomisches Angebot, und das dort, wo es die Gäste erwarten: am See.»

Und eine Geldfrage

Er ist überzeugt, dass diese Strategie auch aufgeht, wenn das Freiluft-Restaurant nebenan im Seepark bestehen bleibt und allenfalls eine weitere Gaststätte im Kornhaus hinzukommt. Darin bestärkt ihn das Interesse privater Investoren für das Restaurant auf dem Platz. «Am Rand oder anstelle des Musikpavillons im Seepark wären die betrieblichen Voraussetzungen unbefriedigend, würde niemand investieren.» Die private Finanzierung ist Bedingung, weil die Stadt einen solchen Betrieb wegen des Finanzausgleichs nicht bauen kann.

Weitere Projektteile

Weniger oder gar nicht diskutiert werden die anderen Elemente der projektierten Neugestaltung des Hafengeländes: Platzbeläge, einheitliche Bänke und Blumenrabatten, Sockel des Schiffskrans als Plattform wie in alter Zeit, ein Schiffssteg im westlichen Teil (was die Enge zwischen Bahn und Hafen wenigstens etwas entschärft) Abbau von Betonelementen sowie Verlegung der Parkplätze (in eine geplante Tiefgarage unter dem Seehofareal) und der Taxistandplätze.

Das weitere Verfahren

Der Stadtrat erarbeitet derzeit die Vorlage für die Abstimmung der Rorschacher Bürgerschaft über den Gesamtkredit von 8,2 Mio. Franken für das Hafenareal, wovon zulasten der Stadt etwa fünf Millionen. Bestandteil des Gutachtens wird der Vertrag mit privaten Investoren für das Restaurant – samt Rückkaufsrecht der Stadt für den Fall von Verkauf oder Zweckänderung. Gleichzeitig wurde das Baugesuch aufgelegt, weshalb das geplante Gebäude bereits visiert ist. «Für einen Bau am See beansprucht das Bewilligungsverfahren etliche Zeit», erklärt der Stadtpräsident. «So könnten wir mit dem Bau trotzdem wie vorgesehen im Frühjahr beginnen.» All das erfolge mit Vorbehalt, gelte nur, wenn die Bürger zustimmen. Der Kanton, der im Finanzausgleichs mitbestimmt, hat den Projektierungskredit genehmigt und ist an der Planung beteiligt. Entsprechend rechnet Thomas Müller fest damit, dass er bei einem Ja der Rorschacher auch den Baukredit freigibt.

Für die Projektierung bewilligten die Bürger den Kredit. Für das Gebäude konnte der Stadtrat den Architekturauftrag ohne Wettbewerb erteilen. Detailplanung, Bauleitung und Bauarbeiten werden hingegen zur Bewerbung ausgeschrieben.

(Fritz Bichsel /St. Galler Tagblatt v. 18.10.07)

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