Die Schifffahrt wird günstiger

Die drei Schiffe von Rorschach, Thal und Rheineck sind nun Teil der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft

Statt eigene Schiffe haben die drei Gemeinden nun eine Beteiligung von einem Drittel an der SBS Schifffahrt AG. Bei Fahrplan, Betriebsführung und Personal ändert sich dieses Jahr noch nichts.

Im Rorschacher Kornhaus, dem Sitz des nun aufgelösten Betriebs, informierten die Präsidenten der drei beteiligten Gemeinden über den Vollzug der seit dem Verkauf der SBB-Flotte geplanten «Integration des Schifffahrtsbetriebes Rorschach (SBR) in die SBS Schifffahrt AG».

Aktien statt eigene Schiffe

Das bedeutet: Rorschach, Thal und Rheineck übergaben ihre Schiffe an die AG, der auch die vorher von den SBB betriebenen Bodenseeschiffe gehören. Im Unterschied zur Bahn verkauften sie ihre aber nicht. Stattdessen erhielten sie einen Drittel-Anteil an der ganzen SBS-Flotte, der nun vereinten Schifffahrt auf der Schweizer Seite des Bodensee-Obersees. Sie halten 50 000 Franken am Aktienkapital von 150 000. Und der Rorschacher Stadtpräsident Thomas Müller ist Verwaltungsratspräsident der SBS Schifffahrt AG mit Sitz in Romanshorn, dem Heimathafen der großen Schiffe.

Den Vertrag schlossen die drei Räte in eigener Kompetenz ab. Thomas Müller sagt dazu, es handle sich nicht um eine Ausgabe oder Einnahme, sondern nur um die Umwandlung der Beteiligung am SBR in eine an der SBS.

Nur an den Schiffen beteiligt

Diese gilt rückwirkend per 1. Januar 2007, damit fürs ganze erste SBS-Betriebsjahr. Erst jetzt vollzogen wurde sie, weil die Käufer der SBB-Schifffahrt vorher die Liegenschaften und die Werft abtrennen mussten. Denn die Gemeinden beteiligen sich nur an den Schiffen und deren Betrieb. Ebenso übernimmt die SBS von Rorschach, Thal und Rheineck nur die Schiffe – ohne Anlegestellen und weitere Einrichtungen.

Mitspracherecht sichern

Zur Fusion mit der SBS entschieden sich die Behörden, weil die Gemeinden so weniger an die Schifffahrt zahlen müssen. In den Vorjahren mussten sie jeweils gegen 400 000 Franken Defizit decken, für 2007 haben sie nun 100 000 Franken zu leisten. Hans Pfäffli, Rheineck, drückt Freude an dieser Lösung aus, «weil wir eine zu kleine Einheit waren, um am Markt bestehen zu können». Als «logischen, zukunftsgerichteten Schritt» bezeichnet Robert Raths, Thal, die Zusammenlegung der Schifffahrt am Schweizer Ufer. Als Hauptgrund für die Beteiligung anstelle eines Verkaufs nennen die drei Präsidenten übereinstimmend das Mitspracherecht der Gemeinden, damit ihnen die Schifffahrt erhalten bleibe. Für Thomas Müller geht es «um einen wichtigen Faktor für unseren Tourismus, auch um die Erhaltung von Arbeitsplätzen».

Der Nachfrage anpassen

Dieses Jahr bleibt die Schifffahrt ab Rorschach auf dem See und dem Alten Rhein mit Anlegestellen in Altenrhein (Gemeinde Thal) und in Rheineck unverändert: nach dem bisherigen Fahrplan, mit dem Teilzeitpensum von Kurt Reich als Betriebsleiter in Rorschach und mit dem gleichen Personal. Das Angebot ab 2008 werde bestimmt durch «zahlende Kundenfrequenz», sagt Robert Vasak von der SBS. Als großen Vorteil der Fusion wertet er Einsparungen bei Vermarktung und Einsatz der Schiffe. Thomas Müller sieht künftig mehr Events, dafür weniger Kurse nach Fahrplan.

Für die Zukunft sichern

Rorschacher Passagierschiffe gab es seit gut hundert Jahren. Als Familie Füllemann diesen Betriebszweig 1960 aufgab, übernahmen die Gemeinden Rorschach und Rheineck die beiden Schiffe. Thal leistete einen Defizitbeitrag und beteiligte sich dann ebenfalls am Schifffahrtsbetrieb, dessen Flotte erneuert und vergrößert wurde. 2004 gab die Gemeinde Rheineck mit der Ankündigung, sie könne das gestiegene Defizit in dieser Höhe nicht mehr mittragen, den Anstoß zur Suche nach einer breiteren Trägerschaft. Diese geht auch nach der Fusion mit der SBS weiter: in Verhandlungen um Beiträge von weiteren Gemeinden und den Kantonen im Einzugsgebiet, wie sie im Thurgau bereits geleistet werden.

Neubau anpassen

Die Schifffahrtsgesellschaft strebt Ganzjahresbetrieb an. Darauf soll auch das geplante Hafengebäude in Rorschach ausgerichtet werden – bis zu Restaurant und Möglichkeiten zum Unterstehen. Über den Kredit für die Neugestaltung des Hafenareals samt Gebäude sollten die Rorschacher dieses Jahr abstimmen können.

Zusätzlich sollen Schiffe auch in Staad anlegen können, wofür die Gemeinde Thal Einrichtungen beim neuen Bootshafen schafft. An den Anlegestellen in Altenrhein und Rheineck sind keine Änderungen vorgesehen.

(Fritz Bichsel/St. Galler Tagblatt v. 11.07.07)

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