Rorschach: Der Kornhaushafen bietet in diesen Tagen ein ungewohntes Bild: Der Hafen ist leer und die Mole nur von Pfählen gesäumt. Dort, wo im Sommer – von der Bootsvermietung Grob bis zum Leuchtturm – Pedalos, Fischergondeln, Motorboote und Segelyachten zwischen Pfählen und Mauer festgemacht sind, ist jetzt kein einziges Boot zu sehen.
Schon im September wies das Schifffahrtsamt alle Besitzer an, bis zum 7. November ihre Boote auszuwassern oder in andere Häfen zu verlegen. Der Grund: Die Holzpfähle auf der Innenseite der Mole sind morsch geworden und müssen ersetzt werden. Am meisten von Fäulnis betroffen sind diejenigen, die an die Mole versetzt wurden, als die Schiffsanlegestellen im Jahr 1982 erstmals mit Metallpfählen neu gestaltet wurden.
Einst verwendete man Eichen- und Lärchenstämme für den Bau von Häfen und für Festmacherpfähle. Doch heute finden sich kaum mehr gerade gewachsene Eichen und lange Lärchenstämme, so dass seit einigen Jahren Weiß- und Rottannen verwendet werden. Die Stämme sind zwölf Meter lang und 40 Zentimeter dick. Um sie vor Fäulnis im Wasser zu schützen, werden sie mittels Hochdruck in einem Bad mit einer Lösung aus Kupferchrom imprägniert. Die Lebensdauer der Pfähle beträgt in etwa 40 bis 50 Jahre.
In den vergangenen Wochen wurden alle privaten Festmachervorrichtungen wie Leinen, Ketten und weitere entfernt und die metallenen Pfahlabdeckungen von Hafenmeister Urs Grob abmontiert. In der kommenden Woche wird die Firma Salzmann, Rammspezialisten aus Hard, mit ihrem Rammboot «Zigeuner» im Hafen anlegen. Die Pfähle werden mit 15–17 Tonnen Reißkraft ausgerissen. Im dadurch entstandenen Loch im Hafengrund werden die neuen Pfähle etwa bis zur Hälfte der Länge etwa sechs Meter tief eingeschlagen. Dies geschieht mit einem Hydraulikhammer, der einen 600 Kilogramm schweren Schlegel bewegt. Passanten, die diese Arbeit vom Ufer oder von der Hafenmauer aus verfolgen können, werden von der Technik fasziniert sein.
Auf den Pfählen werden nach dem Einrammen Metalldeckel aufgesetzt, um Fäulnis durch eindringendes Wasser zu verhindern. Danach werden neue Festmachervorrichtungen montiert.
Die Arbeiten sollten bis Ende November abgeschlossen sein. Die Fischer, welche ihrem Hobby auch an kalten Wintertagen frönen, werden sich freuen, mit ihren Booten die erneuerten Liegeplätze bald wieder belegen zu können.
(Otmar Elsener/St. Galler Tagblatt v.
12.11.10)